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Titel: Der Charakter der Schlesier
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aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 532
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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[532] Der Charakter der Schlesier. In den „Gesammelten Aufsätzen“, welche uns Gustav Freytag, den Dichter von „Soll und Haben“ und der „Ahnen“, als Journalisten zeigen (Leipzig, S. Hirzel) und in denen er über Tagespolitik, über Geschichte, Litteratur und Kunst manch kräftig Wörtlein spricht oder vielmehr früher gesprochene in Buchform gesammelt hat, findet sich auch eine Charakteristik seiner schlesischen Landsleute; er äußert sich über Karl von Holtei, den echten und unverfälschten Vertreter seines Stammes, und sagt dabei: „Nur unsichere Ahnungen hatte man früher in der Außenwelt von dem schlesischen Gemüth, dem allerliebsten Gemisch von polnischer Lebhaftigkeit und altsächsischer Bedächtigkeit, von gutmüthiger Einfalt und kalkulirendem Scharfsinn, von sentimentaler Weichheit und reflektirender Ironie, von lauter Fröhlichkeit und andächtigem Ernst. Wer unterhält seine Kameraden auf der Gesellenbank? Der Schlesier. Wer weint mit seiner Geliebten im Mondenschein? Der Schlesier. Wer wischt sich diese Thränen mit dem Tabaksbeutel ab und denkt zuletzt: ‚Es ist alles Wurst‘? Der Schlesier. Wem steigt der Wein am schnellsten zu Kopf und wer hält doch am längsten beim Becher aus? Wieder der Schlesier! Wer verzückt sich am tiefsten in mystischer Gottseligkeit und wer spricht am gleichgültigsten mit dem Teufel? Immer der Schlesier. Alles, was man auf Erden nur werden kann, wird der Schlesier mit Leichtigkeit: Engländer und Russe. Minister und Seiltänzer, Posaune und Klapphorn, fromm und gottlos, reich und arm. Am liebsten wird er allerdings Poet, weil ihm das die Einseitigkeit erspart, irgend etwas Specielles zu werden.“