Der Burgstall auf dem Ohorner Steinberge

Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Bernhard Störzner
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Burgstall auf dem Ohorner Steinberge
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 297–298
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: SLUB Dresden = Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[297]


135. Der Burgstall auf dem Ohorner Steinberge.

Eine Viertelstunde nördlich vom Sibyllensteine entfernt erhebt sich der 418 Meter hohe Ohorner Steinberg, der seinen Namen den zahlreichen Steinblöcken verdankt, welche seine Abhänge bedecken. Ueber ihn hinweg führt ein schmaler Pfad hinab nach dem am Nordostabhange gelegenen Dörfchen Rehnsdorf, zu dessen Rittergute der Steinberg gehört. Auf dem Scheitel dieses Berges befindet sich der sogenannte Burgstall, ein kreisrunder Erdwall, der, abweichend von der übrigen Bergoberfläche, zumeist aus lockerer, schwarzer Erde und aus einzelnen Steinen aufgebaut ist. Um den 4–6 Meter hohen Erdwall, den heute der Wald überzieht, läuft eine 200 Schritte lange und 5 Meter breite grabenähnliche Vertiefung. Der Wallkamm hat eine Länge von 120 Schritten, der Durchmesser des von diesem eingeschlossenen Kessels beträgt 40 Schritte. In dem Kessel befindet sich eine besondere Vertiefung, eine Grube, von 2–3 Meter Durchmesser und 1 Meter Tiefe. – Der Sage nach sollen unter dem Burgstalle unermeßliche Schätze vergraben liegen. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß jene grubenartige Vertiefung inmitten des Kessels von Schatzgräbern herrührt. Doch es kann diese Vertiefung auch der Rest einer ehemaligen Wolfsgrube sein, wie man solche im 17. und 18. Jahrhundert hier in den umliegenden Wäldern anlegte. Man findet noch heute solche verfallene Wolfsgruben in der Nähe, z. B. am Steinhübel unterhalb des Sibyllensteines und im Walde zwischem diesem und dem Schwedensteine. – Wie die Sage ferner berichtet, führen vom Burgstalle aus unterirdische Gänge hinüber nach dem Hoch- oder Sibyllensteine und nach dem Heiligen Berge zwischen Hennersdorf und Bischheim.

Die Sage erzählt folgendes:

In alten Zeiten stand auf dem Ohorner Steinberge eine gar stattliche Burg. Dieselbe war aufgebaut aus gewaltigen Granitblöcken und bewohnt von riesenhaften Menschen. Die Bewohner der Burg waren aber gottlos und verachteten die Götter. Da ergrimmten dieselben sehr. Eines Tages zogen schwarze Wetterwolken heran, umhüllten den Berg und die Burg. [298] Grelle Blitze zuckten, und gewaltiger Donner rollte. Als das Gewitter verzogen war, sah man nichts mehr von jener stattlichen Burg. Dieselbe war von den zürnenden Göttern zerschmettert worden. An die seit jenem Tage verschwundene Burg erinnern heute die vielen Felsblöcke, welche die Abhänge des Steinberges bedecken. Die schwarze Erdmasse aber, aus welcher der Burgstall zum größten Teile aufgebaut ist, soll von dem Brande der Burg herrühren. –

Der Burgstall auf dem Ohorner Steinberge ist nichts anderes als eine altheidnische Schanze, wie solche den frühesten Bewohnern unserer Heimat als Kultusstätte und als Zufluchts- und Sicherungsort dienten. Hier opferten zu Zeiten die Umwohner, in Kriegszeiten nahmen dieselben hier oben ihre letzte Zuflucht, um sich, ihr Vieh und ihre sonstige Habe vor den plündernden Horden zu retten. Von hier aus verteidigten sie sich auch gegen die Feinde und konnten solches besser als in den Dörfern und in einzelnen Wohnungen. Wie Preusker erwähnt, war der Burgstall auf dem Steinberge den Umwohnenden ein sicheres Versteck in Kriegszeiten und zwar Jahrhunderte hindurch, selbst noch in neuerer Zeit sind Bewohner aus den umliegenden Ortschaften hier geflüchtet, wenn feindliche Scharen das Land durchzogen. –

Die Heidenwälle, wie man diese Schanzen auch noch nennt, sind die ältesten geschichtlichen Denkmäler unserer Heimat. Sie reichen in eine Zeit zurück, die Jahrtausende hinter uns liegt. Für ihre Erhaltung sollte man besorgt sein; denn sie sind die deutlichsten Spuren der frühsten Bewohner einer Gegend und reden von den Freuden- und Leidenstagen unserer Urväter!