Textdaten
<<< >>>
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Bergelf
Untertitel:
aus: Chinesische Volksmärchen, S. 132–133
Herausgeber: Richard Wilhelm
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1914
Verlag: Eugen Diederichs
Drucker: Spamer, Leipzig
Erscheinungsort: Jena
Übersetzer: Richard Wilhelm
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
E-Text nach Digitale Bibliothek Band 157: Märchen der Welt
Eintrag in der GND: [1]
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[132]
46. Der Bergelf

Bergelfen sind Berggeister; sie wohnen in Bäumen und Felsen und lieben es, die Menschen zu erschrecken.

Es war einmal ein Gelehrter, der hatte sich in einen Bergtempel zurückgezogen, um zu studieren. An einem Sommerabend saß er im Hofe, der Kühlung genießend. Plötzlich hörte er einen Windstoß, und das Tor des Tempels fuhr weit auf. Es kam ein Ungetüm hervor, das sah aus wie ein Oger. Es war zehn Fuß hoch und setzte sich auf das Dach. Seine gespreizten Beine waren dick wie Baumstämme, sein Haar war wie ein Grasgestrüpp. Der Gelehrte versteckte sich in seinem Zimmer, machte die Tür zu und kroch auf sein Bett. Krach, da ging die Tür auf, und das Ungetüm kam herein in den von der Lampe erleuchteten Raum. Sein Gesicht war mehrere Fuß lang und schwarz wie Rauch und Kohle. Er tappte auf das Bett zu. In seiner Todesangst nahm der Mann, der sich nicht anders mehr zu helfen wußte, sein Schwert und wollte [133] es ihm in den Bauch stoßen; aber es glitt knirschend ab wie an hartem Stein. Da wurde der Geist böse, riß ihm das Schwert aus der Hand und zerbrach es wie ein dürres Zweiglein. Der Mann hüllte sich in seine Decken ein, und der Geist packte ihn mit seiner ungeheuren Faust, gerade als griffe man nach einer Mücke oder einem Floh. Weil aber seine Finger allzu ungefüg waren, entwischte ihm der Mann und verbarg sich unter dem Bett. So hatte der Geist nur die Decke in der Hand, als er wegging.

Wie der Morgen angebrochen war, da kehrte der Gelehrte schleunigst nach Hause zurück und wagte nie wieder in den Bergtempel zu kommen.

Anmerkungen des Übersetzers

[397] 46. Der Bergelf. Vgl. Liau Dschai.