Der Abendstern
[78]
De bisch au wieder zitli do,
und laufsch der Sunne weidli no,
du liebe, schöne Obestern!
Was gilts, de hättsch di Schmützli gern!
und cha sie doch nit übercho.
Vo alle Sterne groß und chlei,
isch er der liebst und er ellei,
si Brüderli, der Morgestern,
und wo sie wandlet us und i,
se meint sie, müeß er um sie sy.
[79]
Früeih wenn sie hinterm Morgeroth
wohl ob dem Schwarzwald ufe goht,
sie zeigt em Berg und Strom und Land,
sie seit: „Thue g’mach, ’s pressirt nit so!
Di Gumpe wird der bald vergoh.“
Er schwätzt und frogt sie das und deis,
Er seit: „O Muetter, lueg doch au,
do unte glänzts im Morgethau
so schön wie in di’m Himmelssaal!“
„He, seit sie, drum isch’s Wiesenthal.“
Iez gangi, und wart nümme meh.“
Druf springt er ihrer Hand dervo,
und mengem wiße Wülkli no;
doch, wenn er meint, iez han i di,
Druf wie si Muetter höcher stoht,
und alsgmach gegenem Rhistrom goht,
se rüeft sie ’m: „Chumm und fall nit do!“
Sie füehrt en fest am Händli no:
Nimm, was mers für e Chummer wär!“
Doch, wo sie überm Elsis stoht,
und alsgmach ehnen abe goht,
wird nootno ’s Büebli müed und still,
’s will nümme goh, und will nit goh,
’s frogt hundertmol: „Wie wit ischs no?“
Druf, wie sie ob de Berge stoht,
und tiefer sinkt ins Oberoth,
im rothe Schimmer d’Heimeth sieht,
se loßt er sie am Fürtuech goh,
und zottlet alsgmach hinte no.
In d’Heimeth wandle Heerd und Hirt,
und ’s Heimli betet dört und do
si luten Obedsege scho.
Iez, denkt er, hani hochi Zit,
Gottlob und Dank, ’s isch nümme wit.
umstrahlt sie au si Gsichtli rund.
Drum stoht si Muetter vorem Hus:
„Chumm, weidli chumm, du chleini Muus!“
Jez sinkt er freudig niederwärts –
Schlof wohl, du schöner Obestern!
’s isch wohr, mer hen di alli gern.
Er luegt in d’Welt so lieb und guet,
und bschaut en eis mit schwerem Mueth,
mit stillem Frieden füllt er’s Herz.
Die anderen im Strahleg’wand,
he, frili io, sin au scharmant.
O lueg, wie’s flimmert wit und breit
’s macht kein em andre ’s Lebe schwer;
wenns doch donieden au so wär!
[82]
Es chunnt e chüele Obedluft
und an de Halme hangt der Duft.
im stille Frieden unter’s Dach!
Gang, Liseli, zünd ’s Aempli a!
Mach kei so große Dochte dra!
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: sichtber