Der „Goldene Hirsch“ in Kamenz

Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Der „Goldene Hirsch“ in Kamenz
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 254–258
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden und bei Wikimedia Commons
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119. Der „Goldene Hirsch“ in Kamenz.

Das interessanteste und sehenswerteste Gebäude an der Südostseite des Marktplatzes in Kamenz ist das altehrwürdige Gasthaus „zum Goldnen Hirsch.“ Eine über dem Eingange befindliche Inschrift lautet:

Mich schützt des Höchsten Recht und Gottes Gnadenhand,
zum goldnen Hirsch werd’ ich genannt.
 A. P. 1732.

Beim großen Stadtbrande 1842 blieb dieses Gebäude wie durch ein Wunder verschont, worauf eine zweite Inschrift den Wanderer hinweist. Dieselbe lautet:

Gott schützte mit allmächtger Hand
Dies Haus beim letzten großen Brand,
 4.–5. Aug. 1842.

An dieses Gasthaus knüpfen sich so manche geschichtliche Erinnerungen. Im Jahre 1621, vom 10. bis 16. Juli, wohnte hier während des „Kamenzer Landtages“ der Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen. Ueber dem Eingangstore befindet sich das „Kurfürstenzimmer.“

Als Ferdinand II., ein Verwandter des Matthias, von den böhmischen Ständen nicht als König anerkannt wurde, zeigte sich demselben, wie Mähren und Schlesien, zuletzt auch die Lausitz abgeneigt und stimmte einer auf den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz fallenden Wahl bei. Indessen gelangte Ferdinand II. doch noch zur Kaiserkrone. Von ihm wurde

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Kamenz um 1840.
Vor dem letzten großen Brande.

[257] Sachsens Kurfürst Georg I. 1620 aufgefordert, mit Heeresmacht in die Lausitz zu ziehen. Die Lausitzer wurden dadurch sehr geängstigt und hielten das Beharren in der Auflehnung gegen Ferdinand II. nicht mehr für ratsam. Der Kamenzer Rat schickte Gesandte nach Stolpen, wo der Kurfürst Georg weilte. Fußfällig baten sie diesen auf dem Markte um Gnade für ihre Stadt, wodurch unter den Sechsstädten zuerst Kamenz seine Unterwürfigkeit aussprach. So war Kamenz den übrigen Städten des Sechsbundes mit gutem Beispiele vorangegangen. Dafür sollte Kamenz auch die Ehre haben, den Kurfürsten in die Mauern der Stadt einziehen zu sehen. Das geschah am 10. Juli 1631 unter dem Geläute sämtlicher Glocken. Nun trafen auch alle „Repräsententen“ der Lausitz ein, und der Kurfürst hielt persönlich einen Landtag ab, um zugleich auch die Huldigung der Provinz entgegenzunehmen. Die Stadt glich während dieser Festtage einer kleinen Residenz, der Gasthof „zum Goldenen Hirsch“, wo der Kurfürst Quartier genommen hatte, einem Fürstenschlosse. Mit einem Gottesdienste in der Stadtkirche wurde der Kamenzer Landtag eingeleitet. Kurfürst Georg wohnte diesem Gottesdienst selbst mit bei. Die Predigt hielt der Hofprediger Dr. Hoene v. Hoenegg über 1. Petr. 2, 17. Am 13. Juli nahm der Landtag seinen Anfang. „Am nächsten Tage erfolgte ebenfalls auf dem Rathause ein glänzendes, fürstliches Gastmahl, das an seiner mit vergoldetem Silberservis ausgestatteten Tafel viel der Stadtedeputierten

Ehemaliges Archidiakonat in Kamenz (Lessing’s Geburtshaus).

[258] zählte.“ – Im Jahre 1635 erstach der Sohn des Kamenzer Bürgers Böhme beim Duell im Gasthofe „zum Goldenen Hirsch“ den Prediger Prätorius aus Großgrabe. – Das Gasthaus „zum Goldenen Hirsch“ trägt auch eine Erinnerung an den Dichter Gotthold Ephraim Lessing. Bei den Verwandten im „Goldenen Hirsch“ versammelten sich an Gotthold Ephraim Lessings Tauftage, den 24. Januar 1729, die Taufzeugen: Pastor Lange aus Uhyst am Taucher, Frau Landsberger aus Dresden und der Stadtschreiber Christian Gottlob Lessing, des Knaben „Wohltäter.“