Liste der seit dem Jahre 1777(–1795) auf dem Churfürstl. Theater aufgeführten Italienischen Opern Der „Geist“ (1896) von Otto Richter
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896)
Demoiselle Lucius, Gellerts Dresdner Freundin
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Der „Geist“.

Ueber die Entstehung der Namen „Geist“, „Geistkirche“ und „Geisthospital“ für die Kirche und das Hospital zu St. Bartholomäi ist in meiner Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Dresdens Bd. 3, S. 215 folgende Ansicht aufgestellt. Seit 1430 wird in den Stadtrechnungen ein Rathsarbeiter „Hans der heilige Geist genannt“ oder „Hans Heiliger Geist“ erwähnt, der dann seit 1468 in den Rechnungen des Hospitals als „Korbträger“, d. h. Einsammler der milden Gaben, erscheint. Dieser Korbträger war durch seine Verrichtung wie durch seinen ungewöhnlichen Namen eine so volksthümliche Persönlichkeit geworden, daß sein Name auf alle seine Nachfolger überging und der Volksmund bis auf die neuere Zeit jeden Korbträger und Hausmann des Hospitals „den Geist“ nannte, ja daß sogar seine Frau als die „Geistin“ und gelegentlich ein entlassener Hausmann als „gewesener Geist zu St. Bartholomäi“ bezeichnet wurde. Da nun das Hospital in Urkunden und Akten vom 14. bis zum 16. Jahrhundert stets nur als „Spital der Siechen“ oder „Spital St. Bartholomäi“ vorkam, der Name „Geisthospital“ aber erst seit dem 17. Jahrhundert nachzuweisen war, so glaubte ich schließen zu dürfen, daß dieser Name des Hospitals aus dem des Korbträgers herzuleiten sei.

Diese Ansicht hat sich nachträglich als unrichtig erwiesen. Das 1892 wiederaufgefundene älteste Dresdner Stadtbuch enthält auf Blatt 31b einen Eintrag über die Erbtheilung eines Heyneman Hoppe aus dem Jahre 1429, in der es heißt: „. . . In den ersten teil synt zcusame geslagen der acker by den sichen, der hoppegarthe by der nehsten czigilschunen unde wingarte uff deme Taczigisberge, der den sichen zcum heiligen geiste czinset.“ Hier kommt also die Bezeichnung „zum heiligen Geist“ für das Siechenhospital schon 1429, zwei Jahrzehnte vor dem Auftauchen des Korbträgers Hans Heiliger Geist vor. Man muß daher eher annehmen, daß dieser seinen Namen vom Hospital als das letztere den seinigen vom Korbträger erhalten hat. Wahrscheinlich war das Hospital ebenso wie die Siechenanstalten andrer Städte, z. B. Chemnitz, von Anfang an dem heiligen Geiste gewidmet, nur daß die entsprechende Benennung hier fast blos im Volksmunde gebraucht wurde, während als amtlicher Beiname des Hospitals meist der der zugehörigen Kapelle, die dem heiligen Bartholomäus geweiht war, diente.

O. R.