Den deutschen Schützen
Den deutschen Schützen![1]
Wer ist ein echter, deutscher Schütz’? Die graue Joppe macht’s nicht aus,
Nicht auf dem Hut der Federbusch, nicht vor der Brust der Blumenstrauß,
Auch nicht die Büchse nur allein, nicht nur die Hand, die sicher zielt!
Der ist kein echter, deutscher Schütz’, der nur bei’m Fest den Schützen spielt!
Für ihn den deutschen Händedruck, mit ihm dem Trunk auf Du und Du!
Den Rücken jedem zugewandt, der ob dem Spiel den Ernst vergißt!
Dem Schützen nur die Bruderhand, der auch ein rechter Schützer ist!
O Schütze, sei ein Schützer du für Alles, was da groß und gut!
O, sei ein starker Schützer du des Vaterlands an jedem Tag,
Und sei des Rechtes Stütze du bis zu des Herzens letztem Schlag!
Um Silberbecher gilt das Spiel auf festlich buntem Tummelplatz,
Doch gilt es einst ein höh’res Ziel, ein Schießen um viel bess’ren Schatz!
Der Freiheit Kelch, du deutscher Mann, ist dann der hohe Ehrenpreis!
Der Freiheit Kelch! Wann wird credenzt dem deutschen Volke der Pocal?
O Herr der Welten, wann erglänzt des rechten Morgens Sonnenstrahl?
Wann geht der Kelch von Mund zu Mund, draus neues, frisches Leben sproßt?
O thöricht Fragen! Nimmermehr, so lang ihr duldet fromm und still,
So lang man leis „Ich bitte“ spricht und nicht zu sagen wagt „Ich will!“
So lang verstohlen nah und fern nur feige Jammerthränen thau’n!
Des neuen Tages Morgenstern wird nur ein Volk in Waffen schau’n!
Was heute still die Sehnsucht träumt, der Geist der Zukunft mach’ es wahr!
Heut perlt der Wein im Becher hell, heut’ schießt ihr noch am Scheibenstand,
Doch einst – Dies Glas, stoß an, Gesell’! der Freiheit und dem Vaterland!
- ↑ Der Gartenlaube erster Gruß an die zum zweiten deutschen Bundesschießen nach Bremen ziehenden deutschen Schützen. D. Red.