Den Wald durchzieht ein Sterben!

Textdaten
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Autor: Karl Schäfer
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Titel: Den Wald durchzieht ein Sterben!
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 807
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[807]
Den Wald durchzieht ein Sterben!

Den Wald durchzieht ein Sterben,
Bang rauscht der Wipfel Kranz,
Die letzten Strahlen färben
Ihn matt mit fahlem Glanz.
Des tiefen Schlummers schwerer Hauch
Umfächelt müde Halm und Strauch.
Den Wald durchzieht ein Sterben,
Bang rauscht der Wipfel Kranz.

Schon blüht am Föhrenhange
Das Heidekraut so roth
Und mahnt, daß nun im Gange
Verwelken sind und Tod.
Vereinsamt schallt aus Lüften frei
Der Wandervögel banger Schrei.
Schon blüht am Föhrenhange
Das Heidekraut so roth.

Still drängt aus grünen Zweigen
Sich manches falbe Blatt,
Und alle Fluren schweigen,
Schwermüthig, todesmatt.
So schleicht, eh’s noch Dein Herz gewahr,
In Locken sich ein weißes Haar,
Wie still aus grünen Zweigen
Sich drängt ein falbes Blatt.

Wer froh am Maientage
In Liebe sich vereint,
Steht bald am Sarkophage
Verlor’nen Glücks und weint.
Ein letzter Gruß, ein letzter Kuß!
Die Herbstluft weht, und scheiden muß,
Wer froh am Maientage
In Liebe sich vereint.

O glücklich, wer umfangen
Sich fühlt von Jugendgluth,
Ob auch auf Stirn und Wangen
Des Alters Falte ruht;
Da stört den Geist so frisch und klar
Kein welkes Blatt, kein weißes Haar.
O glücklich, wer umfangen
Sich fühlt von Jugendgluth!  Karl Schäfer.