Den Manen meiner ewig theuren unvergeßlichen Freundin Catharina Jacquet heilig

Textdaten
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Autor: Johann Friedrich Jünger
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Titel: Den Manen meiner ewig theuren unvergeßlichen Freundin Catharina Jacquet heilig
Untertitel:
aus: Thalia – Erster Band,
Heft 3 (1786), S. 97–99
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1786
Verlag: Georg Joachim Göschen
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: UB Bielefeld = Commons
Kurzbeschreibung:
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[97]

II.

Den Manen

meiner ewig theuren unvergeßlichen Freundin

Catharina Jacquet

heilig.

Sie starb zu Wien am 31sten Jänner 1785.


     Heute röthet Freude unsre Wange;
     Morgen scheint der Mond auf unser Grab:
     Und uns ängstigt doch dies spannenlange
     Erdenleben so viel Thränen ab!


Nicht der Grazie, die auf deinen Lippen schwebte,
nicht dem Junowuchs, des Lächelns Zaubereyn,
nicht dem Feuer das in deinen Bliken lebte
fließen meine Thränen nur allein!

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     Nein, ein höh’res Gut gieng mir in dir verlohren,

     Ach! du warst dazu gebohren
     aller deiner Freunde Stolz zu sein!
Nein, dem Geiste der auf deinen Lippen schwebte
deines Umgangs holden Zaubereyn,

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und der Seele die in deinen Bliken lebte

sollen meine Thränen ewig heilig sein!

Nur die guten Menschen die dich kannten
sind es werth, sich deinem Sarg zu nahn,
sie nur dürfen stolz sein daß sie dich verstanden,

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daß sie deinen ganzen Werth empfanden,

daß sie deine schöne Seele sahn;
dürfen klagen, daß auf ihrer Bahn
sie dich nur – für Augenblike fanden:
dürfen weinen, daß der Tod die Freundschaftsbanden

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ach! so bald zerriß! – Wohl mir, daß ich’s kann!

Weh mir, daß ich’s muß! – – –

Nie vergess’ ich, was du mir gewesen!
Ach! warum bist du sobald der Welt entflohn?
     Deine Seele war ein schöner Ton

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     in der großen Harmonie der Wesen;

Ach! Warum verhallt er schon?
     Deines Lebens lezter Tag,
     sanft verhallt er wie der Flöte
     leises schwärmerisches „Ach!“ –

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     Doch ihm folgte mit der neuen Morgenröthe,

     ja ein schönrer nach.

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Wenn Erinnrung an die Pilgerschaft hienieden,
und an die von denen sie geschieden,
der Vollendeten Genuß nicht stört.

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Wenn noch Hinterlaßne zu beglüken

und mit Antheil’ auf sie hinzubliken
den Verklärten dort der Ewige gewährt –
O so sieh herab aus deinem Glanze,
blike sanft auf deinen Freund herab!

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Mit des Lebens halb schon abgeblühtem Kranze

Mit der Hoffnung halb schon welkem Lilienstab
wallt er noch des Todes Schnekenthal hinab!
Bleib als Engel noch mit ihm verschwistert,
liebe ihn, wie du als Freundin ihn geliebt;

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Sei der Schuzgeist, der ihm Ruhe flüstert,

wenn der Kummer seine Seele trübt!

     Ach, du kanntest ihn ja diesen Kummer,
     warst ja die Vertraute seiner Pein,
     stimmtest ja so oft in seine Klagen ein,

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     lächeltest so oft ja seinen Gram in Schlummer.


Und beginnt auch einst sein lezter Tropfen Zeit
In das große Meer der Ewigkeit
Aus des Schiksals Urne hinzufließen,
O dann weihe ihn mit Engelsküssen

55
Zum Gefährden deiner Seeligkeit!


Jünger.