Dem Könige von Würtemberg
Dem Könige von Würtemberg.
(im Namen der Universität Tübingen)
den 3ten Jun. 1822.
Ob von der Wurzel aus der Blume Leben
Von selber treibt und nach der Höhe dringt:
Doch nimmer kann sie fröhlich sich erheben,
Wenn Nahrung ihr nicht mild der Aether bringt;
Wenn sich die Reb’ um ihre Ulme schlingt.
So – daß gedeih’n der Musen stille Auen,
Muß Lieb’ und Huld vom Throne sie bethauen.
Drum bringen wir ein freudiges Willkommen
Und mischen unsre Jubel mit den Frommen
Dankopferungen dieser treuen Stadt.
Im Seine eigne Erndt’ ist Er gekommen,
Der hohe Schirmer Seiner Segenssaat.
Wo Ehrfurcht heut der Hoheit Huld begegnet;
Hier, wo, gleich Ihm geschmückt mit hohen Gaben,
Sein Ahn in ewig reiner Blüthe lebt,
Wo Eberhard den Musenborn gegraben,
Daß Sitt’ und Kunst möcht’ eine Stätte haben,
Wo sie, vom Thau des neuen Quells belebt,
Sich in des Vaterlands und Auslands Söhnen
Dem Guten weih’ dem Wahren und dem Schönen.
Sich bald der Mauern wundervollem Bau;
Wenn Macht sie schützt, muß Starres sich ihr schmiegen,
Der Frieden hebt sich an der Sonne Schau,
Und Städte jetzt, wo Sitt’ und Recht soll siegen,
So hat der Muse Zucht noch stets gewaltet,
Und einend Streitendes nach sich gestaltet.
O reinster Schmuck in eines Fürsten Ruhme,
Der, wie das Recht, auch treu die Künste pflegt!
Der Menschheit baut, sich selbst und sein Geschlecht
Verherrlichend, der Pfleger ihrer Blume.
Ihr Licht scheut nur, wer Wahrheit scheut und Recht;
Nichts Hohes kann dem Dunkelen gerathen,
So Wilhelm nicht! Gleich frischen Maien-Birken
Grünt weit und duftet Seiner Ehre Reis.
Der schöne Lohn für Sein glorreiches Wirken,
Für edler Müh’n stets unverdroßnen Fleiß,
Fort blühet er zu ferner Zeiten Preis!
Nie ist des reinen Wollens Frucht erstorben,
Und Liebe hat stets Liebe noch geworben.
Conz.