Dem Fürsten Bismarck zum ersten April
Dem Fürsten Bismarck zum ersten April.
Im Sachsenwalde rauschen Wodans Eichen –
Längst starb der alten Götter Herrlichkeit;
Doch hat ein Glanz des Ruhmes sondergleichen
Jetzt neu das alte Heiligtum geweiht;
Hell leuchtend aus des Waldes Dämmerungen
Weit über Land und Meer ist er gedrungen.
Und es ergießt sich in die grünen Hallen
Aus Nord und Süd der Volksgenossen Schar;
Kein Herrscher winkt dienstwilligen Vasallen,
Kein Priester ruft die Gläub’gen zum Altar.
Frei folgen alle eig’nem Herzenstriebe,
Ihr Leitstern ist Bewunderung und Liebe!
O rauscht, ihr Eichen, eure Huldigungen,
Den Festesgruß dem greisen Helden zu;
Er hat gekämpft, er hat die Welt bezwungen,
Doch nicht ersehnt er thatenlose Ruh:
Auf hoher Warte mit dem Adlerblicke
Bewacht er Deutschlands wechselnde Geschicke.
Die Dichter träumten und die Denker sannen,
Die Geister künft’ger Zeiten gingen um;
Der Eine nur vermochte sie zu bannen,
Nur große That macht die Propheten stumm,
Vor seiner Seele standen die Gesichte –
Er schritt zur That, sie wurden Weltgeschichte.
Ein einig Reich ward aus dem Kampf geboren,
Ein einig Volk bringt Wünsche ungezählt!
Noch ist der Lebende ihm unverloren,
Sein Lorbeer der Cypresse nicht vermählt.
So halt’ er wacht an großer Zeitenwende
Und sein Jahrhundert geh’ vor ihm zu Ende!
Rudolf von Gottschall.