Vierter Teil.
Der Kreiskörper.
21. Die Einheitswurzeln mit Primzahlexponent und der durch sie bestimmte Kreiskörper.
§ 91.
Der Grad des Kreiskörpers der -ten Einheitswurzeln und die Zerlegung der Primzahl in diesem Körper.
Es bedeute eine ungerade rationale Primzahl, und es sei . Die Gleichung -ten Grades
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besitzt die Wurzeln
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Diese Zahlen heißen die -ten Einheitswurzeln. Der durch sie bestimmte Körper werde mit bezeichnet und der Kreiskörper der -ten Einheitswurzeln genannt. Es gilt für ihn zunächst die folgende Tatsache:
Satz 117. Bedeutet eine ungerade Primzahl, so besitzt der durch bestimmte Kreiskörper der -ten Einheitswurzeln den Grad . Die Primzahl gestattet in die Zerlegung , wo ein Primideal ersten Grades in ist.
Beweis. Die Zahl genügt der Gleichung -ten Grades
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also ist der Körper höchstens vom Grade . Da , , …, die Wurzeln dieser Gleichung sind, so gilt identisch in die Gleichung:
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für folgt hieraus:
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(31)
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Es bedeute nun eine beliebige durch nicht teilbare ganze rationale Zahl ‚ und es sei dann eine positive ganze rationale Zahl von der Art, daß nach ausfällt. Dann sind die Quotienten
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und
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beide ganze algebraische Zahlen, und es erweist sich somit
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als eine Einheit des Körpers . Setzen wir noch und , so erhält die Formel (31) die Gestalt
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(32)
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Aus Satz 33 schließt man unmittelbar, daß eine rationale Primzahl in einem gegebenen Zahlkörper höchstens das Produkt so vieler Primideale sein kann, als der Grad des Körpers beträgt. In Anbetracht der Formel (32) muß mithin der Grad des Körpers mindestens sein, also ist nach dem bereits oben Gefundenen dieser Grad genau . Andererseits kann aus dem nämlichen Grunde das Ideal im Körper nicht noch weiter in Faktoren zerfallen und es ist somit ein Primideal in [Dedekind (1)].
Das gewonnene Resultat besagt zugleich, daß die Funktion im Bereich der rationalen Zahlen irreduzibel ist.
§ 92.
Die Basis und die Diskriminante des Kreiskörpers der -ten Einheitswurzeln.
Satz 118. In dem durch bestimmten Kreiskörper der -ten Einheitswurzeln bilden die Zahlen
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eine Basis. Die Diskriminante des Kreiskörpers ist
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Beweis. Die Differente der Zahl im Körper ist
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Aus
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folgt:
, also
nach der in § 3 (S. 71) gemachten Bemerkung ist dann die Diskriminante der Zahl
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Da die Diskriminante der Zahl offenbar den nämlichen Wert hat, so lehrt die im Beweise zu Satz 5 bei Formel (1) S. 72 gemachte Bemerkung, daß eine jede ganze Zahl des Körpers in der Gestalt
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(33)
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mit ganzen rationalen Koeffizienten , , …, dargestellt werden kann.
Dabei müssen dann die Zahlen , , …, notwendig sämtlich durch den Nenner teilbar sein. Um zunächst zu zeigen, daß sie ein erstes Mal durch teilbar sind, nehmen wir an, es fände sich unter ihnen etwa als erster nicht durch teilbarer Koeffizient; aus nach würde dann in Anbetracht von notwendig nach , d. h. nach und also auch nach l folgen, was der Annahme widerspricht. Man kann mithin einen Faktor in Zähler und Nenner des Ausdruckes (33) fortheben. Durch die geeignete Weiterführung des eben angewandten Verfahrens folgt schließlich, daß jede ganze Zahl des Körpers bei ihren Darstellungen
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mit rationalen Koeffizienten , , …, ‚ bzw. , , …, für diese lauter ganze rationale Zahlen bekommt.
Da somit die Potenzen , , …, der Zahl eine Basis des Körpers bilden, so folgt, daß die Diskriminante der Zahl zugleich auch die Diskriminante des Körpers vorstellt.
§ 93.
Die Zerlegung der von verschiedenen rationalen Primzahlen im Kreiskörper der -ten Einheitswurzeln.
Die Zerlegung der Primzahl im Körper ist in Satz 117 ausgeführt. Für die Zerlegungen der übrigen rationalen Primzahlen im Körper gilt die folgende Regel:
Satz 119. Ist eine von verschiedene rationale Primzahl und der kleinste positive Exponent, für welchen nach ausfällt, und wird dann gesetzt, so findet im Kreiskörper die Zerlegung
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statt, wo , …, voneinander verschiedene Primideale -ten Grades in sind [Kummer (5, 6)].
Beweis. Es sei eine beliebige ganze Zahl des Kreiskörpers ; dann folgen die Kongruenzen
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Ist nun ein in aufgehendes Primideal, so folgt aus der eben erhaltenen Kongruenz nach um so mehr nach , d. h. die Kongruenz
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(34)
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wird von einer jeden ganzen Zahl des Körpers
erfüllt. Die Anzahl der nach
einander inkongruenten Wurzeln dieser Kongruenz (34) ist daher gleich der Anzahl der vorhandenen nach
inkongruenten ganzen Zahlen, d. h.
, wenn mit
der Grad des Primideals
bezeichnet wird. Nun ist der Grad der Kongruenz (34)
; nach Satz 26 folgt daher
, d. h.
.
Andererseits ist nach Satz 24, dem verallgemeinerten Fermatschen Satze, gewiß
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(35)
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Da nach Formel (31) für einen nicht durch teilbaren Exponenten die Zahl stets zu prim ist, so folgt aus der Kongruenz (35): nach , und damit . Wir schließen nunmehr , d. h. jedes in aufgehende Primideal hat den Grad .
Da nicht in der Diskriminante des Körpers aufgeht, so folgt nach Satz 31, daß in lauter voneinander verschiedene Primideale zerfällt. Setzen wir etwa , so wird , d. h. , . Damit ist der Beweis des Satzes 119 vollständig erbracht.
Zur wirklichen Aufstellung der Primideale , …‚ wenden wir den Satz 33 an und berücksichtigen die im Anschluß daran auf S. 91 gemachte Bemerkung. Danach gilt identisch in nach eine Zerlegung
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wo , …, ganze nach irreduzible und einander inkongruente Funktionen vom -ten Grade in mit ganzen rationalen Koeffizienten bedeuten. Nach Bestimmung dieser Funktionen erhalten wir die gewünschte Darstellung in den folgenden Formeln
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