Das sächsische Blaufarbenwerk zu Modum in Norwegen

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Autor: Diverse
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Titel: Das sächsische Blaufarbenwerk zu Modum in Norwegen
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 2, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 2, Seite 88+Suppl.
Herausgeber: Louis Oeser
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Das sächsische Blaufarbenwerk zu Modum in Norwegen.


Wir haben die sächsischen Blaufarbenwerke, das königliche Werk zu Ober-Schlema und das Privatwerk Pfannenstiel bereits geschildert, doch bleibt uns noch eines zu erwähnen, welches zwar nicht innerhalb der Grenzen des Königreichs Sachsen liegt, sondern weit in dem fernen Norwegen, aber gleichwohl mit in den Kreis der sächsischen Industrie gehört, da es als Filial der sächsischen Werke betrachtet werden muß und deshalb wohl volles Recht hat, in unserem, der sächsischen Industrie gewidmeten Unternehmen einen Platz zu erhalten.

Wir entnehmen die Schilderung dieses Farbenwerks dem bei J. J. Weber in Leipzig erscheinenden Reisewerk von Alexander Ziegler: „Meine Reisen im Norden. In Norwegen, auf den Orkney- und Shetlandsinseln, in Lappland und Schweden.“ Herr Ziegler sagt:

„Ich hatte den berühmten 670 Fuß senkrecht hinabstürzenden Rinkanfos in Thelemacken besucht, der seinen Namen at ryge (rauchen, dampfen) wegen des aufsteigenden Wasserdampfes erhalten hat, und war mit meinem Hamburger Reisegefährten, Dr. v. Hoßtrup über Hiterdal nach Kongsberg gefahren, um von hier über Modum nach dem Hallingdal zu reisen.

Gleich hinter Hougsund (erste Station von Kongsberg) fuhren wir von der Straße nach Drammen nördlich abbiegend, mit guten Pferden das überall bebaute reizende Thal des Drammelo hinauf, dessen Schönheit sich immer mehr steigert. Der klare Strom durchschlängelt das Thal, in dem viele Höfe auf grünen Matten an den Abhängen der Berge liegen, welche Letztere mit Wäldern geschmückt sind. Nach einer Weile bogen wir nordwestlich in das Thal des Simon ab und passirten kurz vor Fossum eine schöne Kettenbrücke über den Drammenfluß. Nachdem wir einen ziemlich steilen Berg hinan gefahren waren, wurden elegante Häuser sichtbar und in wenigen Minuten fuhren wir gegen 3 Uhr in das gastliche Thor von Fossum ein, wo uns der damalige Direktor des Werks, Herr Fritzsche, mit ausnehmender Liebenswürdigkeit empfing.

Fossum selbst ist ein einzelnstehendes großes Haus (Hoved gaard) mit schöner Aussicht und geräumigem Garten. Es gehört aber zum Kirchspiel Modum und wurde bei unserer Anwesenheit von dem genannten Herrn bewohnt, der im Jahre 1856 von Sachsen nach Modum geschickt worden war, um dieses Blaufarbenwerk, welches kurz vorher zu ⅗ von dem sächsischen Privat-Blaufarbenverein und zu ⅖ von der königlich sächsischen Regierung angekauft worden war, einzurichten. Wir besuchten sogleich nach unserer Ankunft das im Thal des Simonflusses gelegene Werk und hatten das Vergnügen, die inneren Einrichtungen desselben: Röstöfen, Schmelzöfen u.s.w. unter der besten Leitung zu besichtigen. Die in Modum befindlichen großen Kobaltminen und das damit verbundene Blaufarbenwerk, früher von der norwegischen Regierung sehr lässig betrieben, wurden im Jahre 1821 an drei Privatleute: den Bankier Benecke-Gröditzberg und an die Consuln Rotha und Wegener verkauft, welche Herren die besagten Werke ungemein ausdehnten. Die damaligen Hütteninspektoren waren Sachsen; der eine, Friedrich Roscher, war von 1821 bis 1841 in Modum und wurde von seinem Bruder Gustav abgelöst, welcher von 1841 bis 1852 in Modum angestellt war. Als man aber in Frankreich, und später in Nürnberg (Zeltner) künstliches [Suppl.] Ultramarin erfand, was statt der Smalte benutzt wurde, um Papier und Wäsche zu bläuen u.s.w. und dadurch der Absatz der Smalte natürlich sich sehr verminderte, verkauften Benecke und Wegener das Werk im Jahre 1853 an zwei Engländer, von denen der eine, Goodhall, sich bald wieder aus dem Geschäfte herauszog, der andere, M. Reeves, aber im Frühjahr 1855 starb. Die Werke, die schon ziemlich verwahrlost waren, standen nun ganz still, bis der sächsische Blaufarbenverein (in Gemeinschaft mit der sächsischen Regierung) dieselben kaufte, vom Bergmeister Oelschlägel, der die Reise von Sachsen nach Norwegen unter den erschwerenden Umständen der kalten Jahreszeit machte, dieselben übernehmen ließ und den Herrn Direktor Fritzsche aus Freiberg später hierher sandte, der mit großer Energie und Sachkenntniß Alles reorganisirt hatte, so daß in der nächsten Zeit sämmtliche Werke wieder in größere Thätigkeit gesetzt wurden.

„Herr Fritzsche, der nur zur Organisation des Ganzen nach Modum mit der Absicht, im Herbst wieder zurückzukehren, gegangen war, hat auch im September Fossum wieder verlassen und bekleidet jetzt in Freiberg wieder seine Professur; ihm folgte Herr Lohse und diesem wieder ein Schotte, Herr Macfarlane, vorher Chemiker beim Werke.

In Betreff des Kaufwerthes von Modum ist nur so viel zu meiner Kenntniß gelangt, daß das Areal an Waldungen, Feldern, Gruben, Mühlen, Gebäuden, letztere zusammen mehrere hunderte, ein sehr Bedeutendes sei, dessen gesammter Taxwerth an 400,000 Species betragen sollte.

Wie man in Norwegen meinte, hatte der sächsische Blaufarbenverein einen guten Kauf gemacht, indem er dadurch eine bedeutende Concurrenz für die Zukunft beseitigt, nicht einmal den vierten Theil obiger Summe (circa 90,000) für Modum gezahlt hat, und diese Summe allein durch den Verkauf der Waldungen wieder einnehmen könne. Die Stipulationen des Verkaufs wurden im Jahre 1855 in Hamburg abgeschlossen.

Die erwähnten Minen oder Kobaltgruben sind über ein und eine halbe Stunde von Fossum entfernt. Dieselben wurden schon im Jahre 1778 angelegt, kamen aber erst einige Jahre später in Gang.

Das Werk hat sich im Allgemeinen verbessert und erweitert, seit dem es in Privathände gekommen ist.

Die Produktion betrug, nach Norges Stat. ved M. Braun Tvethe 1791 2281½ und 1792 2817, in den Jahren von 1813 bis 1817 im Durchschnitt aber blos 882 Centner. Später stieg die Produktion wieder und betrug 1819 2220½, im Jahre 1835 3286½ Centner Blaufarbe; von 1836 bis 1840 durchschnittlich 4000 Centner und von 1841 bis 1845 ungefähr 3500 Centner verschiedener Kobaltprodukte.

An Rohmaterial zu guten Fabrikaten fehlt es auch jetzt nicht; möge dasselbe sich auch eines leichten Transportes und eines guten Absatzes erfreuen.

Kobalt, seit dem Jahre 1772 in Norwegen zuerst aufgefunden, findet sich in den nördlichen Theilen von Heggens Hauptkirchspiel, sowie in dem daran stoßenden Snarums Anner.

Das Blaufarbenwerk zu Modum war das erste in Norwegen, das auf Kobaltblau gerichtet war. Der Glanzkobalt bricht theils eingesprengt und in Krystallen, theils derb mit anderen Schwefel- und Schwefelerzmetallen in einer Lagerstätte, sogenannte „Fallbänke,“ ein, die, aus Süden nach Norden streichend, sich stundenweit in die Länge erstreckt und an 100 Lachter in der Breite mißt. [Suppl.] Das Struiternder Kobaltlager, welches von Böbert mit dem bei Vena unweit Askersund in Schweden in seinen geognostischen und mineralogischen Verhältnissen auffallende Uebereinstimmung hat, wird, wie Leonhard in seinem Lehrbuche der Geographie und Geologie bemerkt, von Feldspathgängen durchsetzt, welche oft mehre Lachter mächtig sind und die Erzführung völlig abschneiden. Sie streichen fast ohne Ausnahme von West nach Ost, und fallen ziemlich steil.“

Die Gegend von Modum ist übrigens nach dieser Schilderung überaus reizend und lieblich, wie man sie in Norwegen nie zu finden erwarten sollte.