Das ruhlose Thal
[60] Das ruhlose Thal.
Einst lächelte ein friedliches Thal,
Aus welchem die Leute allzumal
Gezogen waren in stürmische Fernen,
Nachdem sie zu den gütigen Sternen
Die Blumen im Thal zu pflegen, zu schirmen,
In deren Mitte den ganzen Tag
Das rothe Sonnenlicht träge lag.
Jetzt raschelt es durch den seltsamen Ort
Alles zittert und schauert, blos
Die Lüfte sind ganz bewegungslos.
Ach, von keinem Winde geschaukelt,
Nicht vom leisesten Zephyr umgaukelt,
Im umnebelten felsigen Norden.
Ach, von keinem Winde getrieben,
Jagen die Wolken und zerstieben
[61] Ueber den Veilchen, die dort liegen,
Die sich wiegen und neigen und schauern,
Ueber mystischen Gräbern trauern.
Sie schauern: ihre duftenden Seelen
Zittern in immer währendem Leide.
Schimmern die Thränen wie Juwelen.