Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Das quellende Silber
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 236–238
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google = Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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Bearbeitungsstand
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[236]
160.
Das quellende Silber.
Happel relat curios. III. 529.

Im Februar des Jahrs 1605. unter dem Herzog Heinrich Julius von Braunschweig trug sich zu, daß eine Meile Wegs von Quedlinburg, zum Thal genannt, ein armer Bauer seine Tochter in den nächsten Busch schickte, Brenn-Holz aufzulesen. Das Mädchen nahm dazu einen Trag-Korb und einen Hand-Korb [237] mit und als es beide angefüllt hatte und nach Haus gehen wollte, trat ein weißgekleidetes Männlein zu ihm hin und fragte: „was trägst du da?“ „Aufgelesenes Holz, antwortete das Mädchen, zum Heizen und Kochen.“ „Schütte das Holz aus, sprach weiter das Männlein, nimm deine Körbe und folge mir; ich will dir etwas zeigen, das besser und nützlicher ist, als das Holz.“ Nahm es dabei an der Hand, führte es zurück an einen Hügel und zeigte ihm einen Platz, etwa zweier gewöhnlichen Tische breit, ein schön lauter Silber von kleiner und großer Münze von mäßiger Dicke, darauf ein Bild, wie eine Maria gestaltet und rings herum ein Gepräge von uralter Schrift. Als dieses Silber in großer Menge gleichsam aus der Erde hervorquoll, entsetzte sich das Mägdlein davor und wich zurück; wollte auch nicht seinen Hand-Korb von Holz ausschütten. Hierauf thats das weiße Männlein selbst, füllte ihn mit dem Geld und gab ihn dem Mägdlein und sprach: „das wird dir besser seyn, als Holz.“ Es nahm ihn voll Bestürzung und als das Männlein begehrte, es sollte auch seinen Trag-Korb ausschütten und Silber hinein fassen, wehrte es ab und sprach: „es müsse auch Holz mit heim bringen, denn es wären kleine Kinder daheim, die müßten eine warme Stube haben und dann müßte auch Holz zum Kochen da seyn.“ Damit war das Männlein zufrieden und sprach: „nun so ziehe damit hin“ und verschwand darauf.

Das Mädchen brachte den Korb voll Silber nach Haus und erzählte, was ihm begegnet war. Nun [238] liefen die Bauern haufenweis mit Hacken und anderm Geräth in das Wäldchen und wollten sich ihren Theil vom Schatz auch holen, aber niemand konnte den Ort finden, wo das Silber hervorgequollen war.

Der Fürst von Braunschweig hat sich von dem geprägten Silber ein Pfund holen lassen, so wie sich auch ein Bürger aus Halberstadt, N. Everkan, eins gelöst.