Textdaten
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Autor:
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Titel: Das hungernde Kind
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 63–64
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
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[63]
20. Das hungernde Kind.


Mäßig, im Sprechton. Mündlich, aus der Gegend von Halle und Eisleben.
Noten
Noten


1.
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,

gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst säen geschwind.‘‘‘

[64]
2.
Und als es nun gesäet war,

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst schneiden geschwind.‘‘‘

3.
Und als das Korn geschnitten war:

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst ernten geschwind.‘‘‘

4.
Und als das Korn geerntet war,

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst dreschen geschwind.‘‘‘

5.
Und als das Korn gedroschen war,

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst mahlen geschwind.‘‘‘

6.
Und als das Korn gemahlen war,

schrie das Kind noch immerdar:
„Ach Mutter, ach Mutter! es hungert mich,
gieb mir Brot, sonst sterbe ich!“
‚‚‚Warte nur, mein liebes Kind!
wir wollen erst backen geschwind.‘‘‘

7.
Und als es nun gebacken war,

lag das Kind schon auf der Todtenbahr.

In einigen Gegenden der Provinz Sachsen wird dieses Lied bloß gesprochen, nicht gesungen.