Das helle Haus und das heiße Haus

Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Das helle Haus und das heiße Haus
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 76–78
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[76]
30. Das helle Haus und das heiße Haus.
(1281.)

Im Jahre 1281 am St. Thomas-Tage, ereignete sich zu Hamburg eine ganz erschreckliche Feuersbrunst, welche fast die ganze Stadt, so groß sie damals war, einäscherte, wobei viele Menschen, sowohl Männer als Weiber und Kinder, elendiglich umkamen. Sie sagen, daß alle Kirchen mit dem St. Johannis-Kloster dabei abgebrannt seien. Ja, Einige sagen sogar, daß die ganze Stadt bis auf ein einziges Haus in Schutt und Trümmer gesunken wäre; dieses habe auch [77] schon in hellen lichten Flammen gestanden, nachdem aber die Nachbargebäude heruntergefallen, sei es durch ein Wunder Gottes dennoch vom Feuer nicht verzehret, sondern bestehen geblieben, und habe von der Zeit an das helle Haus gehießen, unter welchem Namen es noch manche Jahrhunderte lang bekannt gewesen. Und in der That gab’s noch bis 1590 ein altes Haus am Fischmarkt, weiches das Hell- oder Hehl-Haus hieß, in welchem man gefundenes herrenloses Gut zu bergen pflegte, was man damals „Hehlen“ nannte.

Als in genanntem Jahre der neue Krahn gebaut wurde, kam diese Hehl-Einrichtung in die daneben stehende Waage, in einen Raum, der „Archely-Kammer“ hieß. Andere aber sagen, dies einzig stehengebliebene helle Haus habe in der Bohnenstraße gestanden und später einem Bürger Namens Kahle zugehört.

Wieder Andere wissen Nichts von dem hellen Hause, wohl aber von einem heißen Hause. Es sei dies ein stattliches Gebäude gewesen, welches in der großen Feuersbrunst einzig unversehrt geblieben. Aber so ungeheuer sei der Brand und die Gluth gewesen, daß noch nach Jahren, als längst die Stadt rings umher wieder aufgebauet, die Mauern, Steine und Ziegel dieses alten Hauses sich gänz heiß hätten anfühlen lassen, weshalb man dasselbe nie anders als das heiße Haus genannt habe.

Die Hamburger aber, wie sie’s selbst bei den verderblichsten Feuerbrünsten noch jetzt im Brauch haben, verloren keinen Augenblick den Kopf oder den Muth, und begannen alsbald den Neubau. Anfangs wollten die Vögte der Holsteinischen Grafen, vermuthlich aus freundnachbarlicher Gesinnung, den Hamburgern kein Holz zum Bauen verkaufen oder wegführen lassen, aber als ihre Heeren, die Grafen Adolf, Johann und Albrecht, sich den Hamburgern freundwillig [78] bezeigten und ihnen ihre Anerkennung der kostbaren Privilegien Kaisers Friedrichs I. glorreichen Angedenkens, verbrieften, auch ihnen Beistand gegen etwanige Uebergriffe des Bremischen Erzbischofs verhießen, – da mußten gedachte Vögte das Bauholz unsern Bürgern wohl verabfolgen lassen. Und vom Grafen Helwig von Schwerin und von andern großen Waldherren kam Bauholz in Menge, so daß Hamburg dennoch bald wiederum, wie die Poeten sagen, „phönixartig aus der Asche“ wieder erstand.

Anmerkungen

[377] Nach Chroniken. – Die Feuersbrunst hat nach Lappenberg, Hamb. Urkundenbuch No. 818, erst 1284 stattgefunden. So auch Tratziger’s Chronik; s. a. Steltzner I. 205. Das heele Haus kann auch das ganz, unversehrt gebliebene Haus heißen.