Textdaten
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Titel: Das erste Dampfschiff
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 22, S. 308
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[308] Das erste Dampfschiff. Nach der gewöhnlichen Annahme wurde das erste Dampfschiff 1809 in Schottland gebaut und wirklich damit gefahren, aber von der englischen Presse und dem gebildeten Publicum niedergespottet, so daß es verfaulte. Als es schon beinahe verfault war, kam ein Amerikaner herüber, studirte es und ließ in New-York ein anderes bauen, auf welchem er 1811 unter allgemeinem Hohne zum ersten Male fuhr, aber mit Erfolg. Dies ist Alles richtig, aber das waren nicht die ersten Dampfschiffe. Einmal hörte ich, über ein Jahrhundert früher sei schon bei Nürnberg ein deutscher Professor mit einem Dampfschiffe gefahren, aber ermordet worden. (Wer weiß etwas Bestimmtes darüber?) Noch weiter zurück geht das Fahren mit Dampf in Spanien. Nach Documenten der spanischen Geschichte von Señor Ravarrete („Geschichte der vier Reisen des Columbus“), die sich auf Originale in Simanca beziehen, steht es fest, daß im Mai und Juni 1543 von Blasco de Garay, Marine-Capitain Kaiser Karl’s V., in Barcellona Versuche gemacht wurden, „mit zwei Rädern, die von kochendem Wasser gedreht wurden,“ Schiffe zu treiben, und am 17. Juni desselben Jahres Blasco de Garay mit einem Dampfschiffe von 200 Tonnen Last in See gegangen sei und eine Legua in der Stunde zurückgelegt hatte. Der berühmte Arago sprach darüber 1828 in seinem „Annuaire du Bureau des Longitudes“ und meinte nur, daß es darauf ankäme, die Echtheit der von Navarrete benutzten Documete zu prüfen. Seitdem ist aber nichts in der Sache geschehen, so daß wir über eine noch neue, in die gebildeten Zeiten der Schriftsprache und Zeitungen fallende, welthistorische Erfindung noch nichts Positives wissen. Wie jetzt die Sachen stehen, ist das erste Dampfschiff in Spanien, in Deutschland, in Schottland und in Amerika gebaut worden, so daß die Erfindung in alle möglichen Länder und in den Zeitraum dreier Jahrhunderte fällt. Wir wissen nur, daß sie überall, wo sie zum ersten Male auftrat, vom gebildeten Volke und den „Sachverständigen“ verhöhnt und niedergespottet ward, so daß die gebildeten Völker und Sachverständigen die Rolle alter, fabelhafter Tyrannen übernahmen, welche Erfindern die Augen ausstachen oder sie einmauern oder morden ließen, damit die Erfindung nicht bekannt und auch Andern nützlich werde. Völker und „Sachverständige“ müssen auch jetzt noch auf ihrer Hut sein, daß sie in stolzem Unverstande des Bestehenden nicht zu Henkern gegen den „Fortschritt“ werden.