Das Zuckerrohr, sein Anbau und seine Bearbeitung

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Autor: unbekannt
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Titel: Das Zuckerrohr, sein Anbau und seine Bearbeitung
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, 43, S. 563-564, 590-592
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Das Zuckerrohr, sein Anbau und seine Bearbeitung.
Das Vorkommen des Zuckers im Pflanzenreich überhaupt. – Die verschiedenen Formen des Zuckerrohrs. – Die Anlage einer Zuckerplantage. – Die Art der Zuckerpflanzung. – Die Entwickelung des Rohres und seine Reife. – Die Ernte. – Die verschiedenen Zuckermühlen.

Das Vorkommen des Zuckers im Pflanzenreich ist sehr allgemein; er entwickelt sich bei den meisten Sämereien während des Keimens; man findet ihn in der Blume, aus den Honigdrüsen der Krone ausgeschieden, die zuweilen als eigene Organe auftreten; er scheidet sich durch Hautöffnungen an der Oberfläche reifer Trauben und Feigen aus. Der Zucker ist nämlich einer der gewöhnlichen Nahrungsstoffe der Pflanze und deshalb ebenso häufig vorhanden, wie Gummi, doch findet man ihn nicht wie das Gummi in eigenen Gängen abgelagert, sondern im aufgelösten Zustande im Pflanzensaft. Er wird in und von denselben Zellen gebildet, in welchen sich das Mehl entwickelt, und hat überhaupt eine sehr große Affinität zu diesem. Deshalb sieht man die Zucker und die Mehlbildung zu verschiedenen Perioden im Leben der Pflanze mit einander abwechseln; im reifenden Samen geht gewöhnlich die Zuckerbildung der Mehlbildung voraus, so z. B. bei den Kornarten, bei Erbsen u. s. w.; beginnt der reife Samen den Lebenscyklus der neuen Pflanze beim Keimen, dann wird dieses Mehl wiederum in Zucker und Gummi umgebildet und auf diesem Phänomen beruht z. B. die Malzbereitung. In der Holzsubstanz finden wir gegen den Winter und während desselben viel Mehl in den Markstrahlen abgelagert; im Frühjahre, wenn der Saft nach den Knospen in die Höhe steigt, wird es wieder in Zucker und Gummi aufgelöst.

Man kennt im Pflanzenreich verschiedene Arten Zucker, von denen die wichtigsten Rohrzucker, Schleimzucker oder Syrup, Traubenzucker oder Honigzucker, Mannazucker u. a. m. sind; zuweilen findet man in einer und derselben Pflanze mehrere Zuckerarten vereinigt, so ist der krystallinische Rohrzucker und der unkrystallinische Schleimzucker beim Zuckerrohr zugegen. Da man durch längeres Kochen in Wasser den Rohrzucker in Schleimzucker umändern kann, so ergibt sich schon daraus ihre nahe Verwandtschaft.

Vom Zuckerrohr, so wie von allen Pflanzen, die Jahrtausende unter Cultur des Menschen gewesen sind, kennt man mehrere Formen, die von Einigen als besondere Arten angesehen werden, und die ihre Eigenthümlichkeiten bei der verschiedenartigsten Behandlung und dem verschiedensten Boden behalten. In Amerika findet man vier solcher Formen, von denen besonders die beiden ersten die wichtigsten sind und auf deren ausschließliche Cultur man sich mehr und mehr beschränkt.

Die erste Form ist das ostindische Rohr (Canna creolla im spanischen Amerika), das seit langer Zeit in Amerika angebaut worden ist und deshalb von den jetzigen Amerikanern als eine inländische Pflanze betrachtet wird. Die zweite Form ist das otaheitische Rohr, das die Spanier Canna habanera nennen, weil es zuerst nach Havanna gebracht ward und von dort aus nach dem Festlande hinübergeführt wurde. Die dritte Form ist das blaue oder gestreifte Rohr (Canna veteada), das als eine besondere Art angesehen wird und unter dem Namem Saccharum violaceum Tussac aufgestellt worden ist. Endlich ist die vierte Form das sogenannte braune Rohr (Canna morena), an einzelnen Stellen das gespaltene Rohr (Canna reventador) genannt, es ist das schlechteste von allen und wird ausgerodet, wo man auf den Plantagen aufmerksam darauf wird.

Wir werden zuerst über den Anbau des Otaheitirohr’s sprechen, weil es sowohl in Bezug auf den Zuckergehalt, als auf die Lebensdauer das vortheilhafteste ist, dessen Verbreitung deshalb beständig zunimmt und das nur wegen klimatologischer und geognostischer Verhältnisse daran verhindert wird, das ostindische Rohr zu verdrängen.

Im Allgemeinen ist Waldboden für das Otaheitirohr am dienlichsten, doch hat man in den letzten Jahren in Amerika die Meinung verlassen, daß der Savannenboden zur Zuckerproduction gänzlich unbrauchbar sein sollte. Wenn man in den wellenförmigen Grassavannen nicht gerade die höchsten Plateaus wählt, die wegen des starken Abspülens in der Regenzeit am unfruchtbarsten, in der trockenen Zeit am trockensten sind und aus einem harten eisenhaltigen Thone bestehen, sondern sich vielmehr an die Abdachungen und an die Vertiefungen zwischen den Hügeln hält und dann das Zuckerrohr in parallelen Furchen pflanzt, welche auf den Abhängen horizontal laufen, wodurch das Fortspülen der guten Erde verhindert wird, und nicht nach der alten indianischen Methode vom Gipfel des Hügels nach dem Thalgrund zu pflanzt, wodurch die Furchen in der Regenzeit ebenso viele Canäle werden, durch welche die gute vegetabilische Erde in die Thalvertiefungen hinabgespült und das ganze Terrain nach dem Verlauf einiger Jahre für die Pflanzencultur gänzlich unbrauchbar wird, – so hat die Erfahrung gezeigt, daß man sehr gut das Otaheiti-Zuckerrohr auch in solchen Gegenden bauen kann, was ein großer Vortheil für diejenigen Orte ist, in denen man bereits bedacht sein muß, die Wälder zu schonen.

Man beginnt gewöhnlich mit der Anlage einer Zuckerplantage, indem man den Hochwald mit Beginn der trockenen Jahreszeit niederschlägt; nachdem die gefällten Stämme drei bis vier Monate zum Austrocknen gelegen haben, werden sie angezündet und man läßt durch das Feuer den Pflanzenwuchs zum Vortheil des Bodens, der durch die Asche gedüngt wird, verzehren. Die Reste, welche durch das erste Abbrennen nicht vernichtet worden sind, werden in Haufen gesammelt und angezündet und das Land ist nun zur Bearbeitung offen. Die sämmtlichen Baumwurzeln bleiben in der Erde, da es zu kostspielig sein würde, sie auszuroden, und da ohnedies durch ihr langsames Verfaulen dem Felde eine bedeutende Menge Nahrungsstoff zugeführt wird, jedoch ergibt es sich von selbst, daß man einen solchen Boden nicht mit dem Pfluge öffnen kann, sondern hierzu Ackerbaugeräthe benutzen muß, die vollkommen zweckmäßig und bereits seit Jahrtausenden bei den alten Indianern in Gebrauch gewesen sind. Das wichtigste dieser Geräthschaften ist die sogenannte Tlalacha, ein sechs bis acht Pfund [564] schweres Eiseninstrument mit einem Schafte, auf der einen Seite eine Axt, auf der andern eine Hacke darstellend und auf diese Weise also gleichzeitig dazu geeignet, Baumwurzeln zu durchhauen und den Boden aufzugraben. Das andere Instrument wird Tencole genannt und ist ein kurzschaftiges, axtartiges Krummmesser zum Kappen des Buschwerks, zum Reinigen des Zuckerrohrfeldes u. dgl. dienlich. In den innern Theilen Mexico’s, wo das Zuckerrohr gefunden wird und wo das Land waldfrei, während der Boden sehr steinig ist, wird ein Ackerbaugeräth gebraucht, das man Coa nennt, ein halbmondförmiger Spaten, der sich gut dazu eignet, die Erde zwischen den Steinen aufzugraben und sie an den Seiten aufzuwerfen. Zu denjenigen Waldgegenden, wo das Zuckerrohr bereits seit längerer Zeit gebaut wird und wo der Wald zur Anlage neuer Zuckerrohrfelder niedergehalten wird, wird er nicht ohne Weiteres niedergebrannt, sondern die Bäume werden zerschlagen und alsdann auf Mauleseln in das Zuckerhaus transportirt. Der Verbrauch des Brennholzes auf einer Zuckerplantage ist nämlich sehr bedeutend; auf einer Plantage, welche 20,000 Arrobas[1] Zucker producirt, werden unter den Kesseln und in den Trockenhäusern 4–6000 Faden Holz jährlich verbraucht.

Nachdem das Land gerodet ist, werden die Furchen angezeichnet, welche mit einem scharfen Instrument geöffnet werden sollen, man nennt diese Operation rayar. Die Furchen werden darauf geöffnet und acht Zoll tief, so wie am Boden sechs Zoll breit gemacht und in einem Abstande von 3 bis 41/2 Fuß, je nach der Beschaffenheit des Bodens, parallel gezogen. In diese Furchen werden abgehauene Stücke Zuckerrohrs (semilla) 1/2 Elle lang der Länge nach so gelegt, daß zwei Stücke einander gegenüber an den äußersten Rand der Furche gelegt werden, und ein drittes Stück

legt man in die Mitte zwischen das vorhergehende und nachfolgende Seitenpaar. Man nimmt zum Anpflanzen am liebsten das halbreife Rohr, weil es saftiger ist und sich länger in der Erde bei eintretender Dürre vor dem Keimen hält; oder auch die abgehauenen Spitzen des Zuckerrohrs, die man sonst nur zu Grünfutter gebraucht, weil sie nicht viel Zucker enthalten. Bei einem Besuche auf einer Zuckerrohrplantage in Matlaluca bei Don Gabriel Torrens erinnere ich mich, vorzügliche Felder mit Otaheitirohr gesehen zu haben, das auf die einfachste und billigste Weise von der Welt gepflanzt worden war, indem die Rohrstücke schräg in Löcher hineingebracht wären, die man mit einem spitzen Pfahl in Entfernung von einer Elle in den Boden gesteckt hatte. Doch nur da, wo der Erdboden sehr reich und das Klima feucht ist, kann diese einfache Methode mit Glück angewandt werden.

Auf einigen Stellen wird die sogenannte peruanische Zuckerpflanzungsmethode angewandt, nach welcher das Rohr horizontal und gleichsam in Radien in sogenannten Ollas (Töpfen oder Gruben), die mit passenden Zwischenräumen und von 11/2 Ellen Diameter gegraben werden, niedergelegt wird.

Nachdem das Rohr in die Furchen oder in die Gruben niedergelegt worden ist, wird es mit zwei Zoll Erde bedeckt, und es richtet sich dann nach der Feuchtigkeit der Regenzeit, wie schnell die jungen Schüsse hervorkommen. Die Regenzeit ist unleugbar die beste Jahreszeit zum Pflanzen des Zuckerrohrs, und in dieser Zeit liegt das Rohr selten länger als 20 bis 29 Tage in der Erde, bis es zu keimen beginnt; man kann indessen ohne Risico Zuckerrohr zu jeder Jahreszeit pflanzen, nur liegt es dann zuweilen 8 bis 10 Wochen in der Erde, bevor es keimt. Gleich nachdem das Feld von den feinhervorschießenden Zuckerrohrhalmen grün geworden ist, wird es sorgfältig von allem Unkraut gereinigt, und etwas lose Erde wird mit der Hacke um das Rohr aufgehäuft. Jeden zweiten Monat oder je nach den Umständen wird diese Reinigung wiederholt, und jedesmal wird dann zugleich etwas mehr Erde gegeben, so daß die früheren Furchen nach 4 bis 5 Reinigungen eben so viele Erhöhungen darstellen. Das Zuckerrohr wächst besonders in der Regenzeit, entwickelt aber nicht vielen Zucker; während der trockenen Jahreszeit ist die Entwickelung in die Länge unbedeutend, aber das während der Regenzeit gebildete, saftige, grüne Rohr reift nach, und die Zuckerausscheidung geht reichlicher vor sich. Die während der trockenen Jahreszeit gebildeten Glieder sind kürzer und holziger, die Knoten härter und dicker, die Zwischenglieder dagegen besonders zuckerhaltig.

Das Otaheitirohr erfordert im Allgemeinen 18 bis 22 Monate, um zur Reife zu gelangen, doch gibt es so glückliche locale und klimatische Verhältnisse, unter denen es nicht mehr als 11 bis 12 Monate bedarf, um bis zur Vollkommenheit zu gedeihen. Die Reife des Rohres erkennt man an mehreren sichern Zeichen. Die Blätter verwelken von unten nach der Spitze zu, das Rohr nimmt eine canariengelbe Farbe an, welche an der Sonnenseite selbst ins Röthliche spielt; das abgehauene Rohr, während mehrerer Tage in die Sonne gelegt, schrumpft weder zusammen noch bekommt es Spalten. Das untrüglichste Zeichen gibt indessen die Probe über den Zuckergehalt des Rohrs im Kochhause. Mit dem Aërometer geprüft, zeigt nämlich der Saft des völligreifen Rohres 111/2 bis 14°, während der des unreifen Rohres höchstens 10 bis 11° zeigt.

Der Unterschied im Product ist beinahe unglaublich. 420 Kannen Saft aus reifem Rohr geben 450 bis 500 Pfund Melado[2] von 37 bis 38° dem specifischen Gewicht nach; dieselbe Quantität Saft aus unreifem oder verkrüppeltem Rohr gibt im günstigsten Falle 350 bis 400 Pfund. Außer dem Nachtheil, welchen man in der Ausbeute hat, wenn das Rohr zu früh geschlagen wird, kommt noch hinzu, daß der Melado aus reifem Rohr, nachdem er kalt geworden, viel dicker ist und sich während mehrerer Monate hält, wogegen der aus unreifem Rohr dünn wird und sehr leicht in saure Gährung übergeht.

Das Zuckerrohr wird mit krummen Messern dicht über der Wurzel geschlagen, die Blätter werden abgestreift, und die Spitze gekappt, welche Theile man zum Füttern, zum Dachdecken, oder auch die letzteren, wie bereits angeführt, zum Pflanzen verwendet. Das Rohr wird darauf in Bündel zu 25 Stück zusammengeschnürt, nachdem das ungewöhnlich lange Rohr durchhauen worden ist, um den Transport zu erleichtern, derselbe wird vermittelst Maulthieren oder auf Karren zur Mühle bewerkstelligt. Die Länge des reifen Zuckerrohrs ist äußerst verschieden, von 6 bis 20 Fuß; als Mittellänge kann indeß 10 bis 12 Fuß angegeben werden.

Die Zuckermühlen sind in Amerika von sehr verschiedner Construction, und wir können hier nicht auf die nähere Beschreibung derselben eingehen. Es mag genügen, wenn wir anführen, daß man alle Formen findet, die einfachen und äußerst unvollkommenen altindianischen Handmühlen[3], die plumpen spanischen Mühlen mit Holzwalzen, welche durch Hülfe von Ochsen oder Maulthieren bewegt werden, die verbesserten amerikanischen mit horizontalen oder perpendiculairen Metallwalzen, oberschlächtige und unterschlächtige Wassermühlen, sowie auch die vorzüglichsten Dampfmühlen. – Eine Zuckermühle mit drei Walzen, welche von acht Maulthieren in Bewegung gesetzt wird, und acht bis zehn Stunden arbeitet, kann 7500 Stück Rohr auspressen, die hundert Barilen Saft (Caldo), gleich 3400 Kannen, geben. Diese 7500 Stück Rohr wachsen auf einem Terrain, welches 24 Furchen der Zuckerpflanzung, eine jede von 90 Ellen Länge, enthält.

In der Zuckermühle sind zwei Trapicheros damit beschäftigt, das Rohr nach den Walzen zu tragen; bei diesen sind zwei Metedores so hingestellt, daß der eine das Rohr zwischen die Walzen steckt, während der andere das zerquetschte Rohr auf der entgegengesetzten Seite in Empfang nimmt, das wiederum durch die obersten Walzen gebracht wird, worauf es der vorderste Metedor empfängt und als ausgepreßt fortwirft. Zwei Bargasseros tragen das ausgepreßte Rohr aus der Mühle und zwei Arrieros treiben die Maulthiere, welche zu vier und vier im Geschirr gehen. In den waldlosen Gegenden wird das ausgepreßte Rohr zum Zuckerkochen benutzt und liefert gerade die nothwendige Quantität Feuerung zum Kochen der Saftmasse, die aus derselben gepreßt wurde. Um das zerquetschte Rohr auszubreiten und zu trocknen, sind dann noch zwei Volteadores nothwendig.

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Bereitung des Roh- und weißen Zuckers. – Das Stampfen des Zuckers in feste Formen. – Die Feinde des Zuckerrohrs. – Die Ausbeute der Felder. – Das ostindische Rohr. – Der Abwurf einer Zuckerplantage. – Was zur Anlage einer Plantage nöthig ist. – Die Negersclaverei.

Der Zuckersaft läuft in einer Rinne von der Mühle aus in die Kessel des Kochhauses, und zwar jedesmal, wenn so viel Saft ausgepreßt worden ist, als einen Kessel füllt. Hier wird der Saft unaufhörlich gekocht, da er sehr schnell in Gährung übergeht. Während des heftigen Kochens wird Kalkwasser oder Aschenlauge zugesetzt, um jegliche Säure zu sättigen; der kochende Saft wird beständig abgeschäumt, und wenn er seine bestimmte Consistenz erhalten hat, wird er ausgefüllt. Die oben erwähnten 3400 Kannen Saft, welche täglich gepreßt werden, geben, hinreichend eingekocht, 3780 Pfund Melado. Wenn man aus diesem Rohzucker bereiten will, so wird die heiße Masse in große hölzerne Näpfe von zwei Ellen Diameter gefüllt, wo sie unter beständigem Umrühren langsam abkühlt, und auf diese Weise wird der Rohrzucker und der Schleimzucker in genaue Verbindung gebracht; ist die Masse hinreichend abgekühlt, so wird sie in kegelförmige hölzerne Formen von 5 Zoll Tiefe und 3 Zoll Diameter gefüllt, und erstarrt hier schnell zu einem braunen, harten Rohzucker, der in Amerika den Namen Panela führt. Zwei und zwei dieser Zuckerkegel werden mit Stroh umwickelt, und später unter dem Namen ein Hut Zucker verkauft.

Soll dagegen weißer Zucker aus dem Melado bereitet werden, so wird er in große umgekehrt konische, unten durchbohrte Thonformen gefüllt, unter welche man runde Thonbottiche zum Aufsammeln des ablaufenden Syrups stellt. Die obengenannten 3780 Pfund Melado geben 1000 Pfund weißen Zucker; der Rest läuft allmählich als schlechter Syrup ab. Von diesem Syrup werden 500 Pfund zur Destillation eines Barils (90 Flaschen) Zuckerbranntwein verbraucht; vom Melado, aus welchem der Rohrzucker nicht ausgeschieden ist, werden zu derselben Quantität nur 350 Pfund gebraucht. Es wird bemerkt, daß der gewonnene Branntwein 29–30 Grad stark ist.

Im Zuckerhause ist ein erster und zweiter Zuckermeister, ferner sind mehrere Gehülfen und zwei Heizer beschäftigt. Vom Kochhause werden die Zuckerformen, sobald der Zucker erstarrt ist, in das sogenannte Raffinirhaus hinübergebracht, wo der Syrup allmählich von dem krystallisirten Zucker abläuft. Nach Verlauf von drei Tagen wird die oberste Schicht von den Formen abgenommen, wo sich alle schleimigen und vegetabilischen Theile angesammelt haben; der Zucker wird fest in die Form gestampft, und der leere Raum mit Melado angefüllt. Zwei Tage später gibt man die erste Thonbedeckung, die aus einem steifen Thonteig besteht, der über den Zucker kommt, damit die Feuchtigkeit des Zuckers den Thon langsam durchsickert, den Syrup auflöst, welcher sich zwischen den Zuckerkrystallen eingeschlossen befindet, und denselben zum Abfließen bringt. Wie viele Thonbedeckungen man allmählich geben soll, das hängt ganz von der Weiße ab, die man dem Zucker zu geben wünscht. Gewöhnlich beschränkt man sich in Amerika auf zwei bis drei Thonschichten, weil man dort keinen so großen Werth auf weißen Zucker legt. Nachdem der Zucker auf diese Weise während 8–12 Tagen gereinigt ist, wird der Thon fortgenommen; die Formen werden drei bis vier Tage an die Sonne gestellt, um zu trocknen, worauf die Hüte aus den Formen genommen werden; und wenn diese wiederum einige Tage in der Sonne gestanden haben, um zu bleichen, so bringt man sie in stark erhitzte Trockenhäuser, wo sie acht Tage bleiben, und der Zucker ist dann fertig. Der auf diese Weise bereitete Zucker ist weiß mit großen glänzenden Krystallen im Bruch, löst sich aber langsam auf. Die Hüte wiegen gewöhnlich 25 spanische Pfund.

Im December und Januar blüht das Zuckerrohr, doch ist dies nicht in jedem Jahre der Fall, sondern gewöhnlich nur jedes dritte oder vierte Jahr; man hält es für ein schlechtes Zeichen, und es führt gewöhnlich Verlust für den Plantagenbesitzer herbei. Besondere klimatische Verhältnisse befördern das Blühen des Zuckerrohrs. Wenn der October- und November-Monat feucht gewesen sind, und December und Januar darauf warme Witterung mit sich führen, so sieht man, wie sich mit einem Male alle Zuckerfelder mit feinen, silberglänzenden, wehenden Fiederfahnen bedecken. Die Erfahrung hat gelehrt, daß auch andere Verhältnisse das Blühen befördern. Je wärmer im Allgemeinen das Klima ist, um so häufiger tritt es ein. Im thonhaltigen Boden blüht das Rohr leichter, als in Dammerde; reifes Rohr blüht schwerer, als junges grünes; in einzelnen Jahren sieht man sogar Rohr blühen, das sechs bis sieben Monate alt ist. Mit dem Blühen ist das Wachsen des Rohres vorbei, und von dem Augenblick an, in welchem sich Blumenbüschel gezeigt haben, verliert das Rohr beständig an Zuckergehalt, indem die Pflanze nun einen Theil ihrer überflüssigen Nahrung (den Zucker) zum Bedarf für die Blume und die Fruchtbildung umbilden muß. Das blühende Zuckerfeld muß deshalb sogleich gekappt werden, ungeachtet man oft von einem solchen nur den dritten Theil derjenigen Ausbeute an Zucker erhält, welche das reife Rohr geliefert haben würde. Wird das Rohr nicht gekappt, so schießt es in eine Menge Seitenschüsse aus, welche allmählich allen Zucker verzehren, und die ganze Zuckerpflanze stirbt darauf ab, während die abgehauene im Gegentheil regenerirt wird, und zehn bis zwölf Jahre lebt.

Das Zuckerrohr hat viele Feinde, von den schlimmsten wollen wir einen Wurm nennen, der in den untersten Knoten entwickelt wird, das Rohr durchbohrt und vernichtet; Rüsselbären, Waschbären, Affen, alle Arten Papageien sind wahre Vernichter der Zuckerfelder; ein maulwurfartiges Thier, Tupa, untergräbt das Zuckerrohr, nagt die feinen Wurzeln ab, und tödtet es auf diese Weise. Die Ameisen bauen gern ihre großen Haufen auf den warmen und dennoch schattigen reinen Zuckerfeldern, aber die starke Hitze, [591] welche sich aus den Haufen entwickelt, so wie auch die scharfe, säuerliche Ausdünstung sind schädlich für das Rohr, es wird gelb und geht ein. Man sieht sogleich, wenn man einen Blick über das Zuckerfeld schweifen läßt, ob Ameisen in demselben sind oder nicht. Die grasfressenden Thiere sind nach den saftigen Blättern und jungen, süßen Halmen sehr begierig, aber man schützt sich durch Umfriedigungen gegen sie.

Wenn die Ernte vom Zuckerfelde heimgebracht ist, läßt man die abgestreiften Blätter und Spitzen ungefähr vierzehn Tage zum Trocknen liegen, und verbrennt sie alsdann; das Feuer geht über die Wurzelstöcke hin, ohne dieselben zu beschädigen, alles Unkraut wird vernichtet, und der Boden mit der Asche gedüngt. Nach einigen Wochen grünt das Zuckerfeld wieder, indem neue Schüsse hervorkeimen.

Die erste Zuckerernte bedarf gewöhnlich 3–4 Monate längere Zeit zur Reife, als die nachfolgenden. Es findet ein bedeutender Unterschied in der Ausbeute der verschiedenen Schnitte statt, welche ein Zuckerfeld gewährt; jeder nachfolgende Schnitt zeigt ein stark abnehmendes Product im Vergleich mit dem vorhergehenden; und man wird sich leicht durch die hier mitgetheilte Uebersicht von dem Nachtheil überzeugen, wenn man ein Zuckerfeld zu alt werden läßt; wenn auch die Erhaltung desselben unbedeutende Ausgaben im Vergleich mit dem Anpflanzen eines neuen Feldes mit sich führt.

Bei der ersten Ernte liefert eine Tarea Land = 8000 ☐Ellen,
 durchschnittlich 2000 Pfund Melado,
bei der zweiten Ernte durchschnittlich 1750 Pfund Melado,
bei der dritten Ernte durchschnittlich 1250 Pfund Melado,
bei der vierten Ernte durchschnittlich 1000 Pfund Melado,
bei der fünften Ernte durchschnittlich  500 Pfund Melado.

Der fünfte Schnitt gibt also nicht mehr, als ein Viertel Product im Vergleich zum ersten. Dies rührt hauptsächlich davon her, weil das Zuckerrohr im hohen Grade den Boden ausmagert, und weil man in Amerika durchaus nichts vom Düngen eines Feldes kennt, wenn die Kraft des Bodens allmählich erschöpft wird. Die kundigen Zuckerpflanzer in Amerika lassen niemals ein Feld mehr als vier Schnitt geben, und überlassen es alsdann sich selbst. Es bedeckt sich dann in kurzer Zeit mit der häßlichen Unkrautvegetation, welche Acahual genannt wird. Erst nach Verlauf von sechs bis sieben Jahren beginnt die frühere Waldvegetation sich über dieses Gebüsch, das die Heidevegetation der nördlichen Zone repräsentirt, zu erheben, und allmählich, so wie Waldbäume durch die häßliche, zusammengefilzte Pflanzendecke schießen, werden diese lichtliebenden Pflanzen durch den zunehmenden Schatten, welchen die wachsenden Waldbäume verbreiten, verdrängt. Man nimmt an, daß nach zwölf Jahren sich ein solches verlassenes Zuckerfeld hinreichend erholt hat, und der junge üppige Wald muß wiederum der Axt weichen.

So weit über die Culturverhältnisse des Otaheiti-Rohrs in Amerika.

Das ostindische Zuckerrohr (Canna creolla), das freilich von einer verhältnißmäßig bedeutenden Dünne im Vergleich mit dem vorhin behandelten ist und deshalb bei weitem nicht eine so große Zuckermenge aus dem einzelnen Rohr liefert, hat dennoch andere Vorzüge, welche den Anbau desselben empfehlen. Es ist im Ganzen abgehärteter, nimmt mit dem Boden vorlieb, wenn es nur nicht an Feuchtigkeit fehlt, wächst dichter und erstattet auf diese Weise durch die Menge des Rohrs, was dem einzelnen Rohre an Zuckergehalt fehlt, und ferner reift es in bedeutend kürzerer Zeit. Dies Zuckerrohr wird hauptsächlich in den großen beckenartigen Thalvertiefungen des amerikanischen Binnenlandes angebaut, z. B. im Mexico-Thal, in der Ebene de Amilpas, im Oajaca-Thal, so wie an der ganzen Westseite. Das ostindische Rohr wird vortheilhaft in trockenen und steinigen Gegenden angebaut, wo man im Stande ist, die Entwickelung desselben durch künstliche Bewässerung zu fördern. In den innern Theilen Mexico’s existirt seit den ältesten Zeiten ein sehr ausgezeichnetes Bewässerungssystem für das angebaute Land, und die erst in den letzteren Jahren in Nord-Europa bekannten und mit so vielem Vortheil benutzten Wiesenbewässerungen und Ueberrieselungen sind seit Jahrhunderten bei den mexicanischen Indianern in Gebrauch gewesen. Man legt zu diesem Zwecke auf höher liegenden Oertlichkeiten Dämme an, wo das Wasser während der Regenzeit in großen Massen angesammelt werden kann, und dann leitet man es durch gemauerte Rinnen auf die Aecker der Ebenen, so daß sie während der trockenen Zeit beliebig unter Wasser gesetzt werden können. Es existiren sehr genaue gesetzliche Bestimmungen über die Benutzung dieses Wassers, das in einer bestimmten Folgereihe und in bestimmten Zeitzwischenräumen auf die verschiedenen Felder gelassen wird. Durch dieses vorzügliche Bewässerungssystem wird es möglich, selbst in denjenigen Gegenden, wo im Laufe von sieben Monaten kein Tropfen Regen fällt, das üppigste Zuckerrohr zu bauen.

Das ostindische Zuckerrohr wird gegen Schluß des August gepflanzt und keimt nach Verlauf von 20–25 Tagen. Es erfordert 15 Monate, um zur Reife zu gelangen; als Folge davon beginnt die Ernte desselben im December des nächstfolgenden Jahres und dauert bis zum April. Es gibt in der Regel nicht mehr als einen Schnitt; doch habe ich ausnahmsweise Zuckerfelder dieser Sorte gesehen, welche 6–7 Jahre alt waren. Weil dies Rohr größtentheils in den waldlosen Gegenden gebaut wird, so kann der Pflug sehr oft benutzt werden, um die Furchen zu öffnen, und die Ausgaben bei Anlage neuer Felder sind folglich ziemlich unbedeutend. Man rechnet durchschnittlich 16–18 Stück ostindisches Rohr auf ein Pfund Zucker, wogegen man von dem otaheitischen Rohr viele findet, welche 12 Pfund wiegen und 3/4–1 Pfund Melado, oder im Destillirkessel 1/2 Flasche Branntwein geben. Während man das Otaheiti-Rohr zu allen Jahreszeiten pflanzen kann und dadurch den großen Vortheil hat, daß die verschiedenen Felder zu verschiedenen Zeiten zur Reife gelangen, und deshalb den Plantagenbetrieb so systematisch einrichten kann, daß das eine Feld gerade reif geworden, wenn von dem andern die Ernte eingebracht ist, und auf diese Weise während des ganzen Jahres zu verfahren vermag, so daß man die Mühle beständig in Gang hält, ist dies dagegen keineswegs mit dem ostindischen Rohre der Fall, woraus sich die große Unannehmlichkeit ergibt, daß sämmtliche Felder zu einer Jahreszeit reif sind, so daß man während 3–4 Monaten Tag und Nacht arbeiten muß, um das Rohr sämmtlich gemahlen zu bekommen.

Das gestreifte Zuckerrohr (Canna veteada) wird hauptsächlich im Oajaca-Thale gebaut. Es zeichnet sich nicht allein durch die Farbe, sondern auch durch den Mangel der lossitzenden stechenden Haare aus, welche man bei den andern beiden Arten findet. Es erreicht die bedeutende Länge von 18–21 Fuß, aber das Rohr ist sehr holzig, selbst das Mark ist’s, und es enthält deshalb nur wenig Saft. Die Cultur desselben wird mehr und mehr durch die Einfuhr der beiden vortheilhafteren Arten beschränkt. Die vierte Art Zuckerrohr, welche Canna reventador genannt wird, hat ihren Namen von der schlimmen Eigenschaft, daß die einzelnen Glieder des Rohres bereits im Felde aufspringen und der Saft in Gährung übergeht, so daß es, mit anderm guten Rohre ausgepreßt, leicht die ganze Saftmasse durch seine Säure verdirbt.

Wie beim Kornbau, so ist es auch beim Zuckerbau, indem nur Anpflanzungen im Großen einen bedeutenden Vortheil abwerfen. Jede Plantage, welche nicht 20,000 Arroben (à 1/4 Ctnr.) Zucker und darüber producirt, wird in Amerika kaum auf die Länge bestehen können, da ein großer Theil der Auslagen für die Einrichtung des Wohnhauses und der übrigen Gebäude gleich ist. Auf einer Plantage, welche in voller Thätigkeit ist, rechnet man gewöhnlich, daß der Verkauf des Syrups alle Betriebsunkosten deckt und daß der gewonnene Zucker sich als reiner Ueberschuß herausstellt. Da es nämlich selten ist, daß die Zuckerplantagen in Amerika sich gleichzeitig mit der Zuckerfabrikation und der Rumdestillation beschäftigen, so wird gewöhnlich der bei der Zuckerbereitung erhaltene Syrup an die Brennereien abgesetzt. In Mexico rechnet man deshalb eben so viele tausend Piaster Nettoeinnahme von einer Plantage, als sie Arroben Zucker producirt. Aber in diese Berechnung sind durchaus nicht diejenigen Summen gezogen, welche auf die Anlagen verwandt wurden, die natürlich sehr bedeutend sind. Deshalb wirft die amerikanische Zuckerproduction keinen so großen Vortheil ab, wie man nach einigen der oben angeführten Daten anzunehmen geneigt sein möchte. Nur eine kleine Anzahl der Colonisten besitzt die Fähigkeit, eine größere Zuckeranlage zu begründen, denn theils ist das Anlagecapital bedeutend (eine Zuckerhacienda auf die jährliche Production von 20,000 Arroben berechnet, kann nicht unter 70,000 Piaster eingerichtet werden), theils dauert es sieben Jahre, bis die Plantage volle Ausbeute gewährt. Wenn ich diese Verhältnisse näher erläutern sollte, so [592] müßte ich tiefer in’s Detail gehen; vielleicht aber wird es anschaulicher, wenn ich einige isolirte Thatsachen darlege.

Der Colonist, welcher in Amerika eine größere Plantagenanlage gründen will, muß im Besitz sehr bedeutender mechanischer und technischer Kenntnisse und Fertigkeiten sein, denn er muß alle Hülfsquellen bei sich haben und darf durchaus auf keine Hülfe rechnen. Er muß ein tüchtiger Architekt sein, um seine Wohngebäude, seine Fabrikgebäude, seine Oefen, seine Wasserleitungen ausführen zu können; er muß selbst Zimmermann, Tischler, Schmied, Töpfer, Böttcher, Gürtler, Sattler sein, um die verschiedenen nothwendigen Maschinen und Geräthschaften zu construiren und zu bauen zu wissen, er muß Alles selbst machen können, wenn er es gemacht zu haben wünscht; er muß ferner Landmesser sein, um bedeutende Nivellirungen für die Wasserleitungen vornehmen zu können, er muß agronomische Kenntnisse besitzen, um sich nicht durch Fehlgriffe im Gebrauch der Aecker zu ruiniren. Bedenkt man, welche Summen erforderlich sind, um Wohngebäude, Verkaufsstellen, Packhäuser, Zuckermühlen, Kochhäuser, Trockenhäuser, Raffinirhäuser, Branntweinbrennereien, Kalkbrennereien, Ziegeleien, Schmieden, Werkstätten, Wohnungen für die Arbeiter aufzuführen, und ferner, welche Summen zur Anschaffung aller Maschinenteile, der Ackerbau- und Handwerksgeräthe, so wie zu tausend andern Dingen beansprucht werden, dann wird man sich nicht darüber wundern, daß so viele Colonisten bei den ohnmächtigen Versuchen, große Zuckerplantagen in Amerika zu gründen, ruinirt wurden, da ihre Capitalkraft sich erschöpft zeigte, lange bevor sich eine Aussicht auf Ertrag eröffnete.

Eine Plantage, welche jährlich 20,000 Arroben Zucker producirt, beschäftigt beständig 200 Arbeiter, deren Arbeiten fest bestimmt sind. Einige besorgen die Dämme, Schleußen, Wasserleitungen, die Bewässerung der Felder, die Feldarbeit, Andere schlagen Brennholz für die Oefen, pflanzen das Zuckerrohr auf den neuen Feldern, kappen das Zuckerrohr, binden es und transportiern es zur Mühle, Andere präpariren den Zucker. Es ist deshalb kein Wunder, wenn die wöchentlichen Ausgaben für ein solches Personal sich zwischen 12 bis 1800 Thaler belaufen, welche jedoch zum größten Theil in die Casse des Plantagenbesitzers zurückkehren, da man auf den Plantagen Verkaufsstellen für alle Arten Waaren findet, deren Verkauf bedeutende Vortheile abwirft.

Hierauf müssen sich meine gegenwärtigen Mittheilungen über die Zuckercultur beschränken; doch kann ich nicht schließen, ohne vorher auf das ruhmwürdige Beispiel aufmerksam gemacht zu haben, das Mexico der Welt gegeben und wodurch es auf das Vollständigste bewiesen hat, daß es in Amerika möglich ist, das Zuckerrohr mit freien Händen zu bauen.

Lassen Sie uns hoffen, daß die Schande, zu welcher der Anbau dieser Pflanze durch das Aufkommen der Negersclaverei zuerst Veranlassung gab, bald aufhören möge, die weiße Bevölkerung Europa’s zu brandmarken, welche während so langer Zeit Repräsentant und Fürsprecher der Civilisation gewesen, die aber dennoch zu eigennützig war, um die Frucht derselben jenseits des Meeres auf den mißhandelten Afrikaner auszudehnen. Lassen Sie uns hoffen, daß die letzte Stunde der Negersclaverei bald werde geschlagen haben!



  1. Eine Arroba sind 25 spanische Pfund.
  2. Melado ist der stark eingekochte Zuckersaft, woraus die corrumpirten creolisch-englischen Benennungen Malassa und Molasses entstanden sind.
  3. Damit man sich nicht darüber wundere, daß ich der Zuckermühlen bei den alten Indianern erwähne, nachdem ich vorhin gesagt, daß das Zuckerrohr erst mit den Europäern nach Amerika gekommen ist, muß ich bemerken, daß die alten Mexicaner seit Jahrhunderten vor Ankunft der Spanier den Zucker kannten und zubereiteten, jedoch nicht aus dem Zuckerrohr, sondern aus Maisstroh, Ohne Kenntniß der Pflanzenphysiologie und Pflanzenchemie hatte die Erfahrung sie gelehrt, diejenigen Resultate zu benutzen, welche die Wissenschaft den Europäern erst kürzlich geboten hat. Indem sie nämlich die Spitze und die Blüthenkolben von dem Mais abbrachen, zwangen sie denselben, in dem Zuckerstadium zu bleiben, und sie verwandelten also eine mehlliefernde Kornart in ein zuckerhaltiges Rohr, dessen Saft ebenso, wie der des Zuckerrohrs, ausgepreßt wurde.