Das Wort der Mutter
Könnt’ ich beschreiben dir den Klang
Der Stimme, die mit süßem Ton –
Wie ist es her so lang, so lang –
Einst zu mir sprach: „Geliebter Sohn!“
Kein Laut auf weiter Welt ist gleich
Dem Wort aus meiner Mutter Mund;
Noch macht es glücklich mich und reich,
Noch klingt es fort zu jeder Stund’.
Als ich geeilt war Nacht und Tag
Und dann an’s Bett der Mutter trat –
O, nimmer ich’s vergessen mag,
Wie ich um dieses Wörtlein bat.
Und eh’ aus Fieberphantasie
Ihr Geist zum ew’gen Licht entflohn,
Das Wort, das eine Wort sprach sie
Im Tod zu mir: „Geliebter Sohn!“
Hinein nun in mein Leben hallt
Der süße Klang zu jeder Zeit,
Liebkosend sanft und mahnend bald,
Bald hell voll Lust, bald leis voll Leid.
Er segnet mich am Morgen früh
Und sagt mir Abends: „Gute Nacht!“
Er hilft mir tragen jede Müh’,
Der süße Klang voll Zaubermacht!
Wer ward beweint wie du, so heiß,
Und doch, wie gönn’ ich dir die Ruh!
Mein einsam Herz voll Hoffnung weiß:
Einst, Mutter kehrest wieder du;
Dann sterbend ist es mir bewußt,
Daß du mir nahst, verkläret schon;
Du nimmst mich lächelnd an die Brust
Und sprichst zu mir: „Geliebter Sohn!“
- ↑ Der Verfasser obigen Originalgedichts veröffentlichte bereits vor zwei Jahren einen Band Poesien unter dem Titel „In stiller Stund’“. Die Redaction.