Das Waldweibchen in Steinbach

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Das Waldweibchen in Steinbach
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 490–491
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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550) Das Waldweibchen in Steinbach.
Lehmann a. a. O. S. 78 sq. 188.

In den Wäldern bei Steinbach und Grumbach ohnweit Jöhstadt läßt sich oft ein altes Mütterchen sehen, das ist das Waldweibchen. Es thut Niemandem etwas zu Leide, ja es hilft sogar den Leuten bei der Arbeit. Man erzählt, daß es vom Satan oder dem wilden Jäger gejagt werde und auf seiner Flucht einen Stock, in dem die Holzhauer ein Kreuz gehauen, suche, sich darauf setze und alsdann erlöst werde. Vor alten Zeiten ist es in den genannten Dörfern in die Häuser gekommen, hat sich an den Ofenheerd gesetzt und gesponnen, wenn es aber das Gespinst herein in die Stube geworfen, dann hat man ihm zu essen geben müssen. So hat man im Jahre 1681 bei dem Beginn der Pest auf dem Pfannenstiel, dem sogenannten Schönburgischen hohen Wald, ein Holzweib gesehen, welches einen großen Schneefall, schnelle Wasserfluthen und hitzigen Sommer angedeutet, darauf viele Menschen und Vieh sterben würden.

Im Jahre 1633 hat bei Steinbach am Aschermittwoche ein Bauer einen Baum im Walde gefällt, und indem der Baum im Falle ist, haut er nach der Holzhacker Gebrauch ein Kreuz hinein. Sogleich kommt ein gejagtes Weiblein und bleibt an dem mit dem Kreuze gezeichneten Baume stehen, da es denn sitzen geblieben. Unterdessen füllt es dem Holzhacker seinen Korb mit Spähnen, er aber schüttet die Spähne wieder aus, und da von ohngefähr ein Spähnchen hängen geblieben, findet er, als er nach Hause kommt, an dessen Statt einen ganzen Thaler. Er geht alsobald wieder in den Wald, in der Hoffnung, solcher Thalerspähne viele aufzulesen, aber vergebens. Doch weil der Mann damals in kurzer Zeit zu Mitteln gekommen, hat man vermuthet, er müsse [491] doch etwas gefunden haben. Von dieser Zeit an geht Niemand gern am Aschermittwoch daselbst in’s Holz, in der Meinung, der Teufel jage das Holzweibchen am Aschermittwoch[1].


  1. Viele glauben, die Holzweibchen seien aus den heidnischen Sorbenfrauen entstanden, die vor dem Christenthum in die Wälder geflohen, wenn sie dieselben aber wieder verlassen hätten, von den Christen verfolgt bei Stämmen, auf denen drei Kreuze eingehauen gewesen, Schutz gesucht und gefunden hätten. S. a. Simrock, Deutsche Myth. S. 198. Köhler, Voigtländ. Sagen S. 452. fgg.