Textdaten
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Autor: Frau Adler sen.
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Titel: Das Verschwören Gottes
Untertitel:
aus: Sagen aus der Provinz Sachsen IV, in: Zeitschrift für Volkskunde, 1. Jahrgang, S. 225–226
Herausgeber: Edmund Veckenstedt
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Alfred Dörffel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA*, Commons
Kurzbeschreibung:
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[225]
1. Das Verschwören Gottes.

Man weiss wohl, dass es Hexen gibt und manche Frau möchte es auch gern sein, aber sie weiss nicht, wie sie es werden soll: manche Frau hat aber schon als Kind Gelegenheit dazu gehabt, und ist es doch nicht geworden. So erzählte eine Bäuerin, wie sie schon als Kind eine Hexe hätte werden können. Ihre Grossmutter habe nämlich dazumal in einem kleinen Hause von dem Ausgedinge gelebt. Dieselbe sei oft zu ihrer Mutter auf das Bauerngehöft gekommen und habe sie dann gewöhnlich mit sich genommen. Waren sie nun in dem Häuschen der Grossmutter gewesen, so habe sich dieselbe erst mit ihr etwas erzählt, dann aber mit sich auf den Boden genommen. In der Mitte des Bodens habe ein grosser neuer Topf gestanden, derselbe sei aber umgestülpt gewesen. Die Grossmutter habe sie dann an die Hand gefasst, sei mit ihr immer im Kreise um den Topf herumgegangen und habe sie aufgefordert, ihr die Worte nachzusprechen:

„Ick verschwäre Gott
Un glöwe an disen neien Pott.“

Sie sei aber damals schon klug gewesen und habe die Worte nicht nachsprechen wollen. Wenn sie auch nicht gewusst habe, was das alles zu bedeuten gehabt hätte, so habe sie doch gemerkt, dass mit ihrer Grossmutter nicht alles richtig sei, und sie habe sich auch gefürchtet, Gott zu verschwören.

Ihre Grossmutter habe aber ihren Willen durchsetzen wollen, sie zu wiederholten Malen auf den Boden geführt und aufgefordert, Gott zu verschwören. Einstmals habe sie aber alles ihrem Vater erzählt. Der habe geantwortet: „Also is et doch war, wat die Lide von unse Mudder vertellen. Da wullen wie balle helpen. Wenn die Grossmudder Di wädder met up den Bodden nämmt, denn sägst Du:

„Ick verschwäre Ju un den neien Pott
Un glöwe an Gott.“

[226] Das habe sie denn auch gethan. Aber kaum hätte sie die Worte gesagt gehabt, so wäre ihre Grossmutter wütend geworden und habe ihr zugerufen: „Du verfluchte Kräte, glik mockst Du, det Du von den Bodden kämmst, sis schmiet ik di runder!“

Sofort sei sie von dem Boden geeilt und nach Hause gelaufen. Ihr Vater, dem sie alles erzählt habe, sei froh gewesen, dass es so gekommen wäre und habe ihr auch gesagt, sie könne sich darüber freuen, denn ihre Grossmutter habe eine Hexe aus ihr machen wollen.

Fortan habe die Grossmutter sich nicht mehr um sie gekümmert.