Das Stelldichein (Oelschläger)
Das Stelldichein.
Von Hermann Oelschläger.
Der Tag erlischt, der Tag verglüht
Und sinkt in’s Reich der Träume;
Der Sonne letzter Strahl versprüht
Ueber dem Wipfel der Bäume.
Zum Aerger mir und Leide,
Nur dorten zwischen den Büschen rauscht
Es wie von Sammt und Seide.
Von Sammt und Seide! Und der Sand
Die schönsten Füßchen sind’s im Land,
Die je den Weg hier schritten –
So heimlich und verstohl’ner Weis’,
Als hätt’ die Liebe Schwingen,
Und Schloß und Riegel springen.
Und Herz an Herz und Mund an Mund –
Was soll ich weiter sagen!
Ihr wißt ja, wie zu solcher Stund’
Wenn uns der Liebsten Lockenpracht
Umwallt in duft’gen Ringen
Und wenn ihr schönes Auge lacht
Bei all den süßen Dingen.
Ich sag’ es ihr zum Preise;
Wie leuchtet aus dem dunklen Sammt
Ihr Arm, der blüthenweiße!
Wie gar so wonniglich versteht
Hoch oben durch die Bäume geht
Ein tiefgeheimes Rauschen.
Der letzte Kuß! Da klirrt das Thor,
Der Riegel fällt; kein Bitten
Lausch’ ich den lieben Schritten.
Sie sind verhallt, die Seligkeit
Verscheucht von Gram und Sorgen –
Bis morgen, ach, wie lange Zeit,