Das Schenkendorfdenkmal zu Tilsit

Textdaten
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Autor: E. K.
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Titel: Das Schenkendorfdenkmal zu Tilsit
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aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 803
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1890
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[803] Das Schenkendorfdenkmal zu Tilsit. (Mit Abbildung.) Am 21. September wurde zu Tilsit das Denkmal für Max v. Schenkendorf enthüllt, ein Werk des Bildhauers Martin Engelke in Dresden-Blasewitz. Es war eine überaus würdige, frohe Feier. Galt es doch, einem der besten Söhne der Provinz in Erinnerung an die ruhmreichste Zeit dieser „Wiege des preußischen Königthums“ ein seiner Bedeutung entsprechendes Denkmal zu weihen. Was in den kummervollen Tagen von 1806/1807 das preußische Königshaus zu Tilsit gelitten, was der König Friedrich Wilhelm III. in Memel und Königsberg in den folgenden Jahren zur Wiederaufrichtung des Vaterlandes geplant und geschaffen hat: es ist durch Schenkendorfs Lieder verherrlicht. Dem großen Gedanken der Befreiung des Vaterlandes waren alle seine Kräfte geweiht. Ihm verdanken wir auch das bekannte Lied „Freiheit, die ich meine“. Als Hausgenosse des Landhofmeisters von Auerswald war es ihm vergönnt, im Schlosse zu Königsberg das Antlitz der Königin Luise zu schauen und ihr in Liedern die felsenfeste Zuversicht auf eine Befreiung des heißgeliebten Vaterlandes vorzuführen. So hat Schenkendorf an seinem Theile dazu beigetragen, daß die edle Dulderin in Zeiten der [schwer]sten Noth die beseligende Hoffnung auf [eine] bessere Zukunft hegen durfte. Als aber am 19. Juli 1810 die schwergeprüfte Königin Luise an gebrochenem Herzen starb, da gab er dem Schmerze des gesammten Vaterlandes beredten Ausdruck:

Das Schenkendorfdenkmal zu Tilsit von Martin Engelke.
Nach einer photographischen Aufnahme von R. Minzloff in Tisit.

„Rose, schöne Königsrose,
Hat auch dich der Sturm getroffen?
Gilt kein Beten mehr, kein Hoffen
Bei dem schreckenvollen Lose?“

Endlich jedoch nahte der Tag der Befreiung! In derselben Stadt, welche den tiefsten Fall des Vaterlandes und die herbste Enttäuschung der Königin Luise gesehen hatte, sollte sich auch das Unglück wenden, als am ersten Tage des ewig denkwürdigen Jahres 1813 mit dem Erscheinen des Yorkschen Corps in den Straßen Tilsits jene heilige Begeisterung aufflammte, welche jung und alt um den König scharte und dem geknechteten Preußenvolke die Freiheit wiedergab. Und in dieser Stadt ist der Mann geboren, der der heiligen Streiter Ruhmesthaten durch seine Sangesweisen für alle Zeiten verherrlichte und der Sehnsucht nach einem einigen und mächtigen Vaterlande mit einem deutschen Kaiser an der Spitze beredte Worte verlieh. –

Diesem Gedanken hat der Künstler die lebendige Verkörperung gegeben in seinem Denkmal. Ein unten 41/2 Meter im Quadrat messender, nach oben sich verjüngender Stufenbau aus gestocktem Granit trägt einen reich gegliederten polirten Granitwürfel mit der Inschrift auf der Vorderseite:

„Max von Schenkendorf,
geb. in Tilsit d. 11. Dec. 1783,
gest. in Coblenz d. 11. Dec. 1817,“

auf der Rückseite des Dichters Schwur:

„Ich will mein Wort nicht brechen,
Will predigen und sprechen
Vom Kaiser und vom Reich.“

Auf diesem 31/2 Meter hohen Postamente steht die 2,80 Meter hohe Bronzebildsäule des Dichters. Hochaufgerichtet, Begeisterung auf dem edlen Antlitz, die Rechte zum Treuschwur erhoben, während die Linke die Lieder ans Herz preßt, steht in der Tracht der Freiheitskämpfer, schwertumgürtet die jugendlich straffe Kriegergestalt da, ein Bild der Kraft, in jedem Zuge „zugleich ein Sänger und ein Held“. E. K.