Das Schellenschlagen in Tirol

Textdaten
<<<
Autor: J. C. Platter
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Schellenschlagen in Tirol
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 77, 97
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1899
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[77]

Das Schellenschlagen in Tirol.
Nach einer Originalzeichnung von Fritz Bergen.

[97] Das Schellenschlagen in Tirol. (Zu dem Bilde Seite 77.) Einer der interessantesten Faschingsbräuche in Nordtirol ist das Schellenschlagen, das noch da und dort im tirolischen Innthale, in dem von Innsbruck gegen den Brennerpaß hinaufziehenden nördlichen Wippthale und deren Seitengründen sich mehr oder minder vollständig erhalten hat. Wenn in einem Dorfe oder Marktflecken das Schellenschlagen stattfindet, so dürfen die Veranstalter von vornherein schon auf ein großes Zuschauerpublikum aus dem Orte selbst und aus den Nachbargemeinden rechnen. Kommt nun der Zug heran, so strömt alt und jung, Männer und Weiber, und natürlich allen voran die löbliche Schuljugend, in der Hauptgasse zusammen, in der man schon von ferne die Schellen klingen hört. Endlich erscheinen zunächst die Bajazzi, zwei bis drei clown- oder harlekinartig ausstaffierte Masken, welche, mit langen Peitschen versehen, unter lustigen Sprüngen und fortwährendem Geknalle dem Schellenschlägerzuge den Weg freihalten. Während noch die Bajazzi allenthalben ihre Späße machen und besonders den überall mit hellem Jubel im Wege herumlaufenden Dorfbüblein, sowie auch den neugierig auslugenden größeren Diandlen manchen Schabernack spielen, ist auch schon die eigentliche Faschingsgruppe zur Stelle. Voran der „Hauptmann“ mit seinem buntbebänderten Stocke, dann kommen die Schellenschläger selbst in ihrem charakteristischen Kostüm. Dieses besteht aus dem zur betreffenden Thaltracht gehörenden Hute (auf unserem Bilde ist es der Spitzhut der Stubaier oder Zillerthaler), dann aus einem weißen Hemde, häufig mit über der Brust gekreuzten Seidenbändern, den üblichen kurzen Lederhosen, weißen oder blauen Strümpfen und niedrigen Bund- oder Schnallenschuhen. Die Hüte werden den Burschen von ihren Diandlen mit Sträußchen von Kunstblumen und wohl auch mit kurzen buntfarbigen Bändern geschmückt, und um die Hüfte trägt jeder der Teilnehmer einen Ledergurt, an welchem rückwärts eine große Schelle befestigt ist. Der „Hauptmann“ giebt mit seinem Stocke den Takt, und nach diesem ziehen dann die Schellenschläger, die eine Hand in die Seite gestemmt und in der anderen gleich dem Anführer ein Stäbchen tragend, würdig und ernst in langsam hopsendem Tempo des Weges dahin. Dabei wiegen alle gleichmäßig den Körper nach links und nach rechts. Die Schellen tönen bei jedem Schritte lautklingend zusammen, und so bewegt sich der Zug in einer fast feierlich zu nennenden Weise durch die Gassen des Ortes. Kommt man an einem Wirtshause vorbei, so wird natürlich auf kurze Zeit eingekehrt, dann geht es wieder weiter unter beifälliger Anteilnahme von alt und jung, bis schließlich im Hauptgasthofe mit einem fröhlichen Schmause, allenfalls auch bei einem lustigen Tänzchen, das Schellenschlagen sein Ende erreicht. J. C. Platter.