Textdaten
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Autor: Max Kalbeck
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Titel: Das Schönste
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 675
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[675]
Das Schönste.


Ich hatte mich gelagert
     Auf einer Höh’ allein
Und sah zum Himmel über mir
     In’s klare Blau hinein.

5
Da dacht’ ich mir: nichts Schön’res

     Ist in der weiten Welt,
Als dieses lichten Aetherbau’s
     Unendlich Prachtgezelt,

Daraus die gold’ne Sonne

10
     Am Tag sich stolz erhebt,

Daraus zur Nacht der sanfte Mond
     Im Sternenreigen schwebt.

In selig Schau’n verloren,
     Vertiefte sich mein Sinn;

15
Durch unbegrenzte Fernen trug

     Die Sehnsucht ihn dahin. –

Und als ich dann hinunter
     Vom Berg zu Thale ging,
Gewahrt ich einen See versteckt

20
     Im dunklen Tannenring.


Der hatte sich von Stürmen
     Und Wettern ausgeruht,
Und träumerisch und abgrundtief
     Lag seine Spiegelfluth.

25
O welch ein Bild! Umblühet

     Vom Alpenrosenkranz,
Verschwammen Wald und Berg und Luft
     Im feuchten Wellenglanz.

Da sah ich, daß noch Schön’res

5
30     Zu schauen mir gewährt:

Die Erde, die den Himmel trägt
     Verklärend und verklärt. –

Und als ich mich mit Zögern
     Geschickt zum Weitergehn,

35
Fand ich ein armes Hirtenkind

     Vor seiner Hütte stehn.

Den Kopf voll krauser Haare,
     Die Wangen rund und roth,
So stand’s und trank sein Schälchen Milch

40
     Und aß sein Stückchen Brod.


Und plötzlich fühlt’ ich ruhen
     Auf mir ein Augenpaar,
Tief war’s und dunkel wie der See
     Und wie der Himmel klar.

45
Wie drang zu meinem Herzen

     Der Blick so voll und warm!
Die große Welt mit einem Mal
     Erschien mir klein und arm.

O Blick der Kindesunschuld,

50
     Das Schönste, das bist du;

Du schließest Erd’ und Himmel ein
     Und all ihr Glück dazu.

Max Kalbeck.