Das Picknick
Das Picknick.
Ich kann mich nicht recht darauf besinnen – war ich es von Jugend auf oder ist mein Charakter erst im Ministerium so geworden – ich bin von einer prickelnden Ungeduld. Leider – oder vielleicht glücklicher Weise – ist die Natur meiner Charlotte gerade entgegengesetzt. In ihrem Leben ist sie zu keinem Entschlusse gekommen, und wenn ich ihr nicht vor dreißig Jahren mit der Uhr in der Hand eine Präklusivfrist von fünfzehn Minuten gestellt haben würde, innerhalb welcher Zeit sie sich auf ja oder nein für mich zu erklären hätte: mein Weibchen würde entschieden ihr Leben als altes Jungfräulein vertrauert haben – bis an ihr Ende gepeinigt von Selbstanklagen, daß sie ihr Glück durch ihre Unentschlossenheit von sich geworfen hat.
Nun, es ist, dank meiner Energie, nicht dazu gekommen, und wenn ich, ganz eingenommen von meinen amtlichen Pflichten, auch selten ein Wörtlein in die häuslichen Angelegenheiten hineinrede, – in Hauptsachen habe ich mir doch mein Prestige zu wahren gewußt. Wenn der Familienwagen aufs Tiefste verfahren ist und sämmtliche Muhmen und Basen bereits ihre Köpfe geschüttelt haben, so kommt die Sache doch vor meinen allerhöchsten Richterstuhl, und wenn Papa sich geäußert hat, dann ist kein Appell mehr möglich – Rom hat gesprochen – die Sache ist aus und – alle Theile sind befriedigt.
Wir besitzen einen Sohn und – Verzeihung, wenn ich zähle, ich bin zwar Geheimer Rechnungsrath, aber in Familienangelegenheiten ein durchaus fehlbarer Mensch, und wenn mir meine Frau das Küchenbüchelchen zum Zusammenaddiren bringt, weil sie mit der Köchin nicht einerlei Meinung über die Summe ist: ich bringe sicher ein neues und noch falscheres Resultat heraus – also einen Sohn und – Linchen, Minchen, Pinchen und Tinchen: d. h. zusammen vier Mädchen. Es wäre auch gegen Brauch und Ordnung, wenn sich ein höherer Beamter mit weniger als vier Töchtern begnügen wollte. Was sollte er denn allein oder kinderlos mit dem ganzen Gehalt anfangen? Er würde übermüthig werden. Darum hat es die ausgleichende Natur in ihrer Weisheit schon so eingerichtet, daß entweder ein paar gehaltlose Assessoren oder ein paar schneidige Officierchen dem väterlichen Geldbeutel zu Nutz und Frommen beigegeben sind, so ein viertel oder halbes Dutzend Töchterchen dem Salon entblühen; und Töchterchen, wie nett, wie anspruchslos, wie einfach sie auch sein mögen, Sorgen bringen sie immer ins Haus, und die wachsen mit jedem Centimeter, bis zur Verheirathung – und dann hören sie auch nicht einmal immer so sicher auf.
Unser Sohn Adolf freilich hat uns nur Freude ins Haus gebracht. Das Rechnungsräthliche seines Vaters mag ihm wohl auch etwas im Blute stecken: schon als Baby sah er so ernst nach seinen gespreizten Händchen, als wenn er die Fingerchen zusammenrechnete, und als Knabe wußte er aufs Haar zu sagen, wie viel Kirschen ihm Mama zum Frühstücksbrot zugedacht hatte: wenigstens sagte diese immer, es stimme. In der Schule war er bald seinem Lehrer in der Mathematik über, und an dem Tage, an welchem ihn mein Freund, der Direktor der Deutschen Bank, als Lehrling an die Kopirpresse nahm, sagte er mir das Datum voraus, an welchem er Prokurist werden würde. Das stimmte und auch seine Absicht, eine reiche Frau und dereinst drei kleine Grazien um sich zu haben: der Junge hat sich nicht um eine Decimalstelle verrechnet. Klara ist uns eine sehr, sehr liebe Schwiegertochter. Sie wäre es auch sicher gewesen, wenn sie nichts mitgebracht hätte, als ihre persönlichen Vorzüge, aber daß sie die einzige Tochter von drei Häusern Unter den Linden ist, die alle einmal auf das reizende Mädchen fallen werden, ohne ihr Schaden zuzufügen, thut unserer Liebe keinen Eintrag.
Ich bin, weiß Gott, kein Geldmensch, keine Rechenmaschine, aber wenn man sieht, welchen bedeutenden Faktor in dem großen Exempel der Weltgeschichte neuesten Abschnittes leider das Geld spielt, wenn man gewissermaßen als verantwortlicher Vater von drei – nein, vier unheimlich schnell heranwachsenden Töchtern eine gewisse Garantie dafür haben will, daß sie einem nicht eines schönen Tages wie ein unbezahlter Wechsel unter Protest ins Haus zurückkommen, muß man nothgedrungen etwas vorsichtig sein in der Wahl der Freier. Nachdem Adolf einen so schönen Anfang gemacht hatte, meinte ich allerdings, die Mädchen würden sich an ihm ein gutes Beispiel nehmen; nach dem A, glaubte ich, würde es in gleichem Stile das ganze A-B-C hindurch [552] fortgehen: aber – ich hatte mich verrechnet. Ich bin gewöhnt, mit bekannten Größen zu rechnen, so ein Mädchenherz aber ist ein ganz undefinirbarer Werth, und ich verlor den Boden unter den Füßen. Freilich – nach dem A kam in der That das B, aber ein unwillkommenes B, und was das Schönste war, wir hatten das B dem A zu verdanken. Mein Sohn Adolf hatte nämlich den Wunsch ausgesprochen, zu seiner Hochzeit einige Jugendfreunde einzuladen: was kam es den Schwiegereltern auf ein paar Kouverts an, und überhaupt junge Leute – flotte Tänzer, gute Redner, feste Trinker kann man nie zu viel haben. Bauführer Hermann führt unsere älteste Tochter zu Tisch. Es entgeht meinem scharfen Vaterauge nicht, daß mein Linchen sich im Besitze ihres Nachbarn sehr behaglich befindet, verschiedene Male erröthet und dann wieder an seinen Lippen hängt, als ob da nur Perlen der Weisheit herausrieselten. Ich hielt die Sache für sehr harmlos, der Anblick meiner Charlotte, deren Gesicht von heimlicher Freude glänzte, das Töchterchen, das sich zum ersten Male in einer Gesellschaft befand, so gefeiert zu sehen, hätte mich stutzig machen sollen. Aber bei Hochzeiten rechnet man nicht so genau, und der Champagner schweifte jede Besorgniß fort. Linchen tanzte den ganzen Abend fast ausschließlich mit dem jungen Bauführer, der ein Gesicht hatte, als wäre es mit dem Zirkel konstruirt. Habe ich ihm, auf die gemeinsame Einflüsterung meiner Frau und der Wittwe Cliquot, beim Abschied Erlaubniß gegeben, uns zu besuchen – die Kinder behaupteten so – oder nicht: gleichviel, er kam, und er kam so oft und blieb jedesmal so lange da, daß ich mir schließlich die Wohnung nicht mehr ohne dieses Zimmergeräth vorstellen konnte.
Linchen, Minchen, Pinchen, Tinchen schien die Sache zu behagen. Charlotten auch. Es war also an mir, einem Unglück vorzubeugen. Was sollte nur heute ein Bauführer, der nebenbei ohne Vermögen und Protektion war, für meine heirathsfähigste? Wenn er sich noch um Tinchen bemüht hätte, die damals gerade zu buchstabiren anfing – dann hätte er innerhalb eines Dutzend von Jahren Zeit gefunden, seine erforderlichen Durchfälle beim Baumeisterexamen zu absolviren, und wenn er eben vielleicht sein erstes Wärterhäuschen zu bauen den Auftrag bekommen hätte, so sollte er meinethalben nicht länger mehr warten. Aber die älteste, auf „wenn“ und „ob“ zu verloben und noch dazu bei der Ueberfülle im Baufach, das war gegen jedes vernünftige Kalkül, verdarb der ganzen Familie den Zuschnitt und schreckte ernste Freier für die nachwachsenden Geschlechter zurück. Eines Tages also nahm ich mir mein Linchen vor, redete ihr ins Gewissen, einen Gewissen zu verabschieden; das Kind aber setzte sich in Positur wie eine tragische Heldin und sprach: „Den oder Keinen“. Darauf sagte ich: „Dann meinetwegen Keinen“; denn ich wußte zu genau, daß ein weibliches Wesen es bei „Keinem“ nicht auf die Dauer bewenden lassen würde, und die nächste Zukunft sollte mir Recht geben. Es gab damals noch einen Auftritt mit meiner feinfühligen Charlotte, die mich für einen Barbaren erklärte, der die zarten Sprossen keimender Liebe mit plumpen Füßen zertritt – noch einige Tage verweinte Augen, verschmollte Mittagbrote – dann war Alles, wie es vordem war, nur der Bauführer blieb von der Bildfläche verschwunden, und sein Name wurde viele Jahre hindurch nicht hinter unseren vier Pfählen vernommen.
Meine Lina wurde während dessen immer heirathsfähiger, und meine anderen Mädel rückten prompt nach. Kein Freier zeigte sich in der Runde. Nicht einmal am fernen Horizont stieg einer auf. Ob meine Frau in mir den Barbaren strafen, ob sie in der That dem Zufall nicht vorgreifen wollte, nicht mit einer Miene spielte sie auf die Verhältnisse an. Ob Linchen mit dem Bauführer alle ihre Hoffnungen begraben und sich vollständig als Himmelsbraut fühlte, sie schien sich gar nicht um ihre Zukunft zu ängstigen. Desto mehr bangte ich. Ich hatte mich über manchen meiner Kollegen lustig gemacht, der jahraus jahrein mit seinem halben Dutzend längst aufgegebener Töchter Bälle, Koncerte, Soiréen bezieht, wie ein Schaubudenbesitzer die Jahrmärkte. Das sollte mir nicht widerfahren. Wer solche schöne Rosen sein nennt wie ich, der braucht nicht an ihr Dahinwelken zu denken. Freilich muß der Gärtner intelligent sein und sich nicht von Frauenlaunen bestimmen und zurückhalten lassen.
Diesen Winter – zwei, drei Jahre hatten wir sehr zurückgezogen gelebt; meine Damen hatten alles Faible für Gesellschaften verloren, und Adolf feierte alljährlich in aller Stille ein Familienfest – stürzte ich mich und meine beiden Aeltesten in den Strudel, und nach dem ersten Juristenball hatten wir – zwei Freier im Hause. Beide für Linchen. Das Mädchen mußte doch auf die jungen Leute gar nicht den Eindruck der Nonne machen: sie waren Beide augenscheinlich bezaubert. Und Beides erste Partien. Der Eine ein Staatsanwalt, besten Renommées, von allen Uebelthätern gehaßt, von allen jungen Damen geliebt, von einem durchdringenden Inquisitionsblick, der in der Tiefe aller Seelen lesen konnte. Der Andere ein hübscher Officier von Landadel, kein großer Geist, aber guter Tänzer und von gebräunter Gesichtsfarbe wie ein Spanier. Diese beiden interessanten Menschen machten meinem Linchen die Kour, als wäre sie ein ganz ungewöhnliches Mädchen, und so sah ich mit wachsender Besorgniß dem Tage entgegen, an welchem der Lieutenant seinen Degen ziehen und der Staatsanwalt seinen Rivalen vor das Schwurgericht zerren würde. Ich sah gar keinen andern Ausweg. Es war merkwürdig, daß dieser Zustand so lange währen konnte, ohne daß es zum Krach zwischen den beiden Widersachern kam. Entweder hatten sich diese Taubenseelen unter einander geeinigt – und danach sahen sie mir nicht aus – oder mein Töchterlein wußte in Jedem den Glauben zu erwecken, daß sie ihn bevorzuge, wie der Vater mit „den drei Ringen“ in seinen Söhnen. War denn das aber nicht Koketterie? Dieser Gedanke empörte mich einigermaßen. Es kam mir nicht in den Sinn, daß Penelope doch auch keine Kokette war, obwohl sie bei einigen Dutzend Freiern Hoffnungen auf ihre Hand erregte. An meiner Charlotte hatte ich keinen Rückhalt: sie erklärte, Nichts mehr hineinzusprechen und Alles im Hause meiner weisen Einsicht zu überlassen.
Ich verstand ihren Trotz und beschloß auf eigene Hand zu handeln. Die Sache regte mich auf, störte mich in meinen Berufsarbeiten. Dem mußte ein Ende gemacht werden. Mein Plan war ein Sommerfest mit Picknick im Walde. Die Idee wurde allseitig mit Begeisterung aufgenommen; nur meine Charlotte bat, zu Hause bleiben zu dürfen. Ich war damit ganz einverstanden, denn da ich eine Entscheidung um jeden Preis wollte, kam ich möglicherweise in die Zwangslage, eine größere Energie zu entwickeln, als meine zartfühlende Frau sie liebte.
Ein Picknick hat einen eigenartigen Reiz. Jeder ist Wirth und Jeder ist Gast. Da ist Niemand einem Anderen zur Dankbarkeit verpflichtet – als dem lieben Gott, daß er den Rasen und die Bäume grünen, den Himmel blauen und die Sonne leuchten läßt. Es ist wie eine Komödie, in der es keine Zuschauer giebt, in der Jeder seine Rolle hat. Es giebt Vorbereitungen, Besprechungen, Ueberraschungen: Jeder trägt etwas auf dem Herzen und im Korbe. Es giebt eine Vorfreude, Freude und Nachfreude, wie zu Weihnachten. Wenn es hier nicht zum Klappen, zum Aussprechen, zum Verloben kommt, hat Linchen einen Kieselstein, wo andere Mädchen ihr Herz tragen.
So dachten auch die jungen Leute, der Staatsanwalt und der Lieutenant. – Als die ganze Gesellschaft sich um sieben Uhr vor unserem Hause versammelte, waren auch sie, sommerlich gekleidet, Blumen im Knopfloche, angetreten; hinter ihnen Dienstmänner mit Körben, aus denen Flaschenhälse hervorlugten. Meine Charlotte sah lächelnd zum Fenster hinab, wie unsere Auguste auch einen Waschkorb unter die Sitze schob; es war ein Gebirge von Butterstullen, Braten, Backhuhn, Schinken und Käse: das ganze Hunnenheer hätte sich damit sättigen können. Meine Schwiegertochter Klara brachte eine Chokoladenkrême von dem Umfange einer Pyramide, die bei der Fahrt jede Schwankung des Gesellschaftsomnibus mitmachte, und Konserven, angebliche Handarbeit, deren Büchsen aber am Boden noch die Fabrikmarke trugen. Die Hinfahrt war wunderbar, es wurde in allen Tonarten gesungen und gejubelt. Nicht weit vom See, im Kreise herrlicher noch nicht voll belaubter Buchen, lagerte sich im hohen Grase die Gesellschaft; Linchen zwischen ihren beiden Getreuen, dem weißen und dem schwarzen Ritter, schien lustiger und liebenswürdiger als je. – Heute kommen wir mit einer Braut nach Hause; jedes Lüftchen fächelt, jeder Falter summt „ein Geständniß“. Schade, daß Charlotte nicht dabei war: es geht am Ende doch noch in aller Gemüthlichkeit ab. Um der Sache die Krone aufzusetzen und in der Meinung, die jungen Herren würden irgend welchen billigen Krätzer mitgebracht haben, hatte ich mich zu einigen Flaschen meiner viele Jahre nicht umarmten und darum vielleicht um so inniger geliebten Veuve Cliquot verstiegen. Sie sollte der Verlobung gleich die nöthige Feierlichkeit verleihen. Aber die jungen Verschwender waren mit Heidsieck und deutschem Schaumwein vertreten, und so schwelgten wir in einem Ocean von Champagner. Eine Flasche nach der andern entkorkte ich, in seliger Erinnerung an meine flotte Jugendzeit; mit jedem Knall sah ich hinüber – aber sie hatten sich noch immer nicht erklärt. Meinetwegen, dachte ich – der Sekt fing schon an zu wirken; was gräme ich mich, während Alles freudestrahlend sich dem Genusse der Natur und ihrer Gaben hingiebt? Warum knurre ich wie Box, der auf dem Boden des Korbes noch eine Schicht Cervelatwurst wittert und ungeduldig Umschau hält, ob heute Keiner seiner Acht hat? So jung kommen wir doch nicht wieder zusammen – es lebe, was sich liebt – vielleicht kommt es zur Aussprache – später – bei der Waldwanderung.
Und siehe – es kam in der That dazu – in der Dämmerstunde, aber anders, als der Rechnungsrath kalkulirt hatte. Auf einer einsamen Moosbank ruhend, an eine Eiche gelehnt, eine geraubte Sektflasche in der Hand, über die Nichtigkeit des menschlichen Daseins grübelnd und lächelnd, fühlte ich mich plötzlich von zwei weichen Armen umschlossen und von den rosigen Lippen Linchens auf den Mund geküßt. „Aha,“ rufe ich beseligt, „endlich – ich gebe meinen Segen!“ Und da knieet auch schon so eine lange Gestalt vor mir und reibt mir den Krauskopf unter die Hände. „Machen Sie keine Thorheit, lieber“ – will ich sagen, und hebe ihn empor, um ihm vom Gesichte abzulesen, ob ich: Staatsanwalt oder Lieutenant hinzufügen soll. Aber wer war es? – Der lange Bauführer. Doch Bauführer hieß er nicht mehr, sondern Baumeister: er hatte gleich sein erstes Examen mit derartigem Erfolg bestanden, daß ihm die schönsten Regierungsbauten in Aussicht gestellt worden waren. Durch Vermittelung meines Adolf, des Bankprokuristen, hatte er bereits einen Umbau der Deutschen Bank zugeschlagen bekommen – kurz, er war ein gemachter Mann und sah in dem Vollbarte, den er inzwischen Zeit gehabt hatte, sich stehen zu lassen, sogar sehr bedeutend aus. Was sollte ich thun? Den polternden Vater spielen? meinen Segen für erschlichen erklären? Nein, dazu hatte ich zu viel Sekt getrunken, dazu schien der Mond zu mild und versöhnlich, und dazu waren die Kinder zu glücklich. Ich versprach also mit Charlotten zu reden. Aber da sprach eine Stimme neben mir: „Die ist einverstanden.“ Und wie ich mich umdrehe, steht mein Weibchen an meiner Seite und lacht aus vollem Halse. Und wie wenn das ein Signal gewesen wäre, lacht es rings um mich herum, und ich sehe ein, daß das Alles eine abgekartete Geschichte gewesen, daß Mama mit dem Bauführer – Verzeihung, Baumeister – auf der Eisenbahn nachgekommen, daß Linchen nicht Eine Stunde von ihrem Ersterwählten abgegangen war und die zwei Freier nur mit allerlei Tändeleien hingezogen hatte, bis ihr Odysseus als gemachter Mann wieder Einzug halten sollte. Und als ich sah, daß auch die Freier die Wendung nicht sehr tragisch nahmen, sich im Gegentheil freier zu fühlen schienen, als vordem, und sofort ihre Neigung auf Minchen und Pinchen übertrugen, die heute ganz entzückend aussahen, da brach auch ich in weithinschallendes Gelächter aus. Heiter und guter Dinge, wanderten wir drei, vier, nein, fünf Paare – wir Alten dürfen uns doch nicht vergessen – lautsingend „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin“ – durch den dunklen, vom Glühlicht der Leuchtkäfer erglänzenden Wald, und ich dachte bei mir: das ist einmal ein reichliches Picknick gewesen; denn von dessen Erinnerung werden Kinder, Enkel und Urenkel noch lange zu zehren haben.