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Titel: Das Peak-Fort auf Madeira
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aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 35
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Das Peak-Fort auf Madeira.
Nach einer Originalzeichnung von Franz Leuschner.

[35] Das Peak-Fort auf Madeira. (Zu dem Bilde S. 33.) Die Insel Madeira hat zwei Gesichter, ein finstres und ein freundliches. Jenes bietet sie dem, der von Norden sich nähert, dieses lächelt dem Seefahrer, der von Süden kommt. Dort stürzt die Küste in steilen Felsmassen jäh zum Meere ab, hier steigt das Gebirge in sanften Wellen allmählich empor und seine Hänge kleiden sich in heitere Farben. Am schönsten Punkt der Südküste liegt Funchal, die Hauptstadt und der einzige Hafen der Insel; malerisch bauen sich an dem Bergrund seine weißleuchtenden Häuser empor, betupft mit grünen Fensterläden, und die roten Dächer stechen vorteilhaft ab gegen das dunkle Grün der Cypressen, Lorbeerbäume und Kastanien, welche rings um die Stadt und in den Gärten zwischen den Gebäuden emporragen. Nur ein Punkt will nicht ganz zu dem paradiesischen Bilde stimmen; das sind die derben trotzigen Mauern des Peak-Forts, welche Stadt und Reede von Funchal beherrschen; doch gießt die Sonne des Südens auch über sie ihren Glanz aus, die üppige Vegetation drängt empor und steigert die malerische Wirkung des Kontrastes.

Madeira ist heute portugiesischer Besitz, wie Portugiesen die ersten europäischen Besiedler der Insel waren; ein Gouverneur, der über eine Abteilung Artillerie und Infanterie gebietet, vertritt die Regierungsgewalt des Mutterlandes. Zeitweise hatten auch die Engländer ihre Hand auf die Insel gelegt; aus jener Zeit stammt der englische Name des Forts. Engländer vermitteln auch heute noch in erster Linie den Handel mit den Erzeugnissen des Landes, besonders dem köstlichen Madeirawein, und ihnen gehört die Kohlenstation zu Funchal, um deren willen der sonst keineswegs sehr günstige Hafen daselbst von den meisten vorüberfahrenden Dampfern aufgesucht werden muß. Auch in die Kolonie derer, die Madeira um seines gleichmäßig milden Klimas willen zur Heilung ihrer kranken Lungen aufsuchen, stellen die Engländer den stärksten Zuzug. Die ansässige Landbevölkerung, etwa 135 000 Köpfe stark, ist portugiesischer Abkunft, aber in den unteren Schichten durch Mauren und Neger stark beeinflußt. Eine Eigentümlichkeit der Nationaltracht, die leider immer mehr im Schwinden begriffen ist, bekommen wir aus dem Bilde Franz Leuschners noch zu sehen: es ist die sogenannte „Carapuça“, ein Käppchen aus blauem Tuch mit langer Spitze, das von Männern und Frauen gleichermaßen getragen wird.