Textdaten
<<< >>>
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Opfer einer Epidemie
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 44, S. 756
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[756] Das Opfer einer Epidemie. Wer von uns hat nicht im Herbst todte Fliegen an den Fensterscheiben beobachtet? Rings um das an der Glasscheibe festklebende Insekt sehen wir einen nebelartigen Hof, und über dieses Gebilde habe ich von verschiedenen Leuten gar wundersame Erklärungen gehört. Nach dem einen war die Fliege an Brechdurchfall zu Grunde gegangen, nach dem andern war jener Hof weiter nichts als der „festgewordene Fliegenathem“. Ja, es waren einmal keine Gelehrten, die nur jene Erklärungen gaben. Die todte Fliege an der Fensterscheibe ist ein kleines, aber interessantes Studienobjekt, und die neuere Forschung hat sich auch mit ihr befaßt. Hier in aller Kürze ihr Gutachten über diesen Fliegentod.

Nicht nur die Menschen müssen das unsichtbare Geschlecht der mikroskopischen Spaltpilze, die man gewöhnlich Bacillen nennt, fürchten, auch die Insekten werden von diesen winzigen Feinden verfolgt. Die Seidenraupen werden von zwei Spaltpilzen befallen, und die Seidenzüchter kennen wohl diese Krankheiten des Seidenwurms. Auch unsere Stubenfliege, die ja mitunter ansteckende Krankheiten verbreiten soll, hat unter den Mikroorganismen ihren besonderen Feind. Ein Schimmelpilz ist es, der in der Wissenschaft den Namen Empusa Muscae führt, ein Verwandter des Pilzes, der das Brot in unseren Speisekammern schimmlig macht. Die Sporen der Empusa Muscae fallen namentlich im Herbst auf die Fliegen; sie treiben hier sozusagen Wurzel, jenes vielverzweigte, fadenförmige Pilzgebilde, das man Mycel nennt. Dieses Mycel wächst in den Fliegenkörper hinein und schwächt die Fliege, daß sie sich irgendwo setzt und zu Grunde geht. In der todten Fliege reift der Schimmelpilz und sendet nach außen Sporen, welche auf der Fensterscheibe jenen „festgewordenen Fliegenathem“ bilden.

Die Fensterscheibe wird von anderen Fliegen besucht; diese laufen über die Todten hinweg und die Sporen dringen in die Höhlungen des Körpers, zwischen die Bauchringe etc. hinein; die Fliege ist angesteckt und muß zu Grunde gehen. So entstehen auch unter den Stubenfliegen wahrhaftige Epidemien!