« Eph Martin Luther (Übersetzer): Das Newe Testament Deutzsch (Lutherbibel), Wittenberg 1522
Brief des Paulus an die Philipper
Kol »
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Kapitel
1 - 2 - 3 - 4

[306] [WA.DB 7,210]

Vorrhede auff die Epistel sanct Pauli zu den Philippern.

Inn diser Epistel lobt vnd ermanet sanct Paulus die Philipper, das sie bleyben vnd fort faren sollen ym rechten glawben, vnd zunehmen ynn der liebe. Die weyl aber dem glawben alltzeyt schaden thun die falschen Apostel, vnd werck lerer, warnet er sie fur den selben, vnd zeygt yhn an, mancherley prediger, ettliche gut, etliche bose, auch sich selbs vnd seyne iunger Timotheon vnd Epaphroditon. Das thut er ym ersten vnd andern Capitel.

Jm dritten verwirfft er die glawbloß vnnd menschliche gerechtickeyt, so durch die falschen Apostel geleret vnd gehalten wirt, Setzt sich selb zum exempel, der ynn solcher gerechtickeyt herlich gelebt habe, vnd doch nu nichts dauon halte, vmb Christus gerechtickeit willen. Denn yhene macht nur den bauch zum Gott, vnnd feynde des creutzs Christi.

Jm vierden, ermanet er sie zum fride vnd guttem euserlichem wandel gegen ander. Vnd danckt yhn fur yhr geschenck, das sie yhm gesand hatten.

[307] [WA.DB 7,212]

Die Epistel sanct Pauli Zu den Philippern.
Das Erst Capitel.
1 Paulus vnd timotheus: knechte Jhesu Christi.

Allen heyligen ynn Christo Jhesu zu Philippen, sampt den Bischoffen vnd dienern.

2 Gnad sey mit euch vnd fride von Got vnserm vater vnnd dem herrn Jhesu Christo.

3 Jch dancke meynem Gott, so offt ich ewr gedenck 4 (wilchs ich altzeyt thu, ynn allem meynem gepett fur euch alle, vnnd thu das gepett mit freuden) 5 vber ewr gemeynschafft am Euangelio vom ersten tage an bißher, 6 vnd byn desselben ynn gutter zuuersicht, das, der ynn euch angefangen hat das gutte werck, der wirts auch volfuren biß an den tag Jhesu Christi, 7 wie es denn mir billich ist, das ich der massen von euch allen halte, darumb, das ich euch alle ynn meynem hertzen habe, als die mit myr teylhafftig sind, der gnade ynn meynen banden, verantworttung vnd befestigung des Euangelion.

8 Denn Gott ist meyn zeuge, wie mich nach euch allen verlanget von hertzen grund ynn Jhesu Christo, 9 vnnd daselbst vmb bete ich, das ewr liebe yhe mehr vnd mehr reych werde, ynn allerley erkentnis vnd ynn allerley erfarung, 10 das yhr prufen muget, was das best sey, auff das yhr seyt lauter vnd vnanstossig auff den tag Christi, 11 erfullet mit fruchten der gerechtickeyt, die da komen durch Jhesu Christ zum preyß vnd lob Gottis.

12 Jch laß euch aber wissen, lieben bruder, das, wie es vmb mich stehet, das ist nurmehr zur fodderung des Euangeli geratten, 13 Alßo, das meyne band ruchtbar worden sind ynn dem gantzen richthauß vnd bey yderman, 14 vnd viel bruder, aus meynen banden zuuersicht an den herrn gewonnen, [214] deste thurstiger worden sind, das wort zureden on schew. 15 Etlich zwar predigen Christum auch vmb haß vnd hadder willen, etlich aber aus gutter meynung. 16 Jhene verkundigen Christum aus zanck vnd nicht lautter, denn sie meynen, sie wollen ein trubsal zuwenden meynen banden, 17 diese aber aus liebe, denn sie wissen, das ich zur verantworttung des Euangelio hie lige.

18 Was ist yhm aber denn? das nur Christus verkundiget werde allerley [308] weyse, es geschehe rechter weyß odder zufalles, ßo frewe ich mich doch daryn, vnd wil mich auch frewen, 19 Denn ich weyß, das myr dasselb gelinget zur selickeyt, durch ewr gepet vnd durch handreychung des geystis Jhesu Christi, 20 wie ich endlich warte vnd hoffe, das ich ynn keynerley stuck zuschanden werde, sondern das mit aller freydickeit, gleych wie sonst alltzeyt, also auch ytzt, Christus gros gemacht werde an meynem leybe, es sey durch leben odder durch tod, 21 Denn Christus ist meyn leben, vnd sterben meyn gewyn.

22 Syntemal aber, ym fleysch leben, myr fruchtbar ist zu den wercken, ist myr nicht kund, wilchs ich erwelen sol, 23 Denn ich werde mit zweyerley gedrungen. Jch habe lust abtzuscheyden vnd bey Christo zuseyn, wilchs auch viel besser were, 24 aber es ist nodlicher ym fleysch bleyben vmb ewern willen. 25 Vnd ynn gutter zuuorsicht weyß ich, das ich bleyben vnd bey euch allen seyn werde, zur fodderung vnd zur freude des glawbens, 26 auff das ewr rhum reych werde ynn Christo Jhesu, an myr, durch meyne zukunfft widder zu euch.

27 Handelt nur wirdiglich dem Euangelio Christi nach, auff das, ich kome vnd sehe euch, odder hore von euch ynn meynem abwesen, das yhr gleych wol stehet ynn eynem geyst, vnd eyner seele, vnd sampt vns kempfft vber dem glawben des Euangeli, 28 vnd ynn keynen weg euch erschrecken last von den widdersachern, wilchs ist eyn antzeygen, yhnen der verdamnis, euch aber, der selickeyt, vnd dasselb von Got, 29 Denn euch ists geben zuthun, das yhr nicht alleyn an Christo glewbet, sondern auch vmb yhn leydet, 30 vnd habet den selben kampff, wilchen yhr gesehen habt an myr, vnd nu horet von myr.

[216]

Das Ander Capitel.

Jst nu vnter euch yrgent eyne ermanung ynn Christo, ist yrgent eyn trost der liebe, ist yrgent eyn gemeynschafft des geystis, ist yrgent eyn hertzlich liebe vnd barmhertzickeyt, 2 so erfullet meyne freude, das yhr eyns muts vnnd synnes seyd, gleyche liebe habt, 3 nichts thut durch zang, oder eyttel eehr, sondern durch die demut achtet euch vnternander selbs eyner des andern vbirster, 4 vnd eyn yglicher sehe nicht auff das seyne, sondern auff das des andern ist.

5 Eyn yglicher sey gesynnet, wie Jhesus Christus auch war, 6 wilcher ob er wol ynn gotlicher gestalt war, hat ers nicht eyn rawb geachtet, Gotte gleych seyn, 7 sondern hat sich selbs geeussert, vnd die gestalt eynes knechts angenomen, ist worden gleych wie eyn ander mensch, vnd an geperden als eyn mensch erfunden, 8 hat sich selb ernydriget vnd ist gehorsam wurden biß zum tode, ia zum tod am creutz, 9 Darumb hat yhn auch Got erhohet, vnnd hat yhm eynen namen geben, der vber alle namen ist, 10 das ynn dem namen Jhesu sich beygen sollen alle der knye, die ym hymel vnnd auff erden vnnd vnter der erden sind, 11 vnd alle zungen bekennen sollen, das Jhesus Christus der herr sey, zum preyß Gottis des vaters.

[309] 12 Also, meyne liebsten, wie yhr alletzeyt seyt gehorsam gewesen, nicht alleyn ynn meyner gegenwertickeyt, ßondern auch nu viel mehr ynn meynem abwesen, volstreckt ewre selickeyt mit furcht vnd zittern. 13 Denn Gott ists, der ynn euch wirckt, beyde das wollen vnnd das thun, darumb das er eyn wolgefallen an euch hat.

14 Thut alles on murmelung vnd verwyrrung, 15 auff das yhr seyt on taddel vnd lautter, vnd Gottis kinder vnstrefflich, mitten vnter dem vnschlachtigem vnd verkeretem geschlecht, vnter wilchen yhr scheynet, als eyn liechtstar, ynn der welt, 16 damit, das yhr haltet ob dem wort des lebens, myr zu eynem rhum an dem tage Christi, als der ich nicht vergeblich gelauffen noch vergeblich geerbeyttet habe. 17 Vnnd ob ich geopffert werde, auff das opffer vnd Gottis dienst ewris glawbens, so frew ich mich, vnd frew mich mit euch allen, 18 desselben frewet euch auch yhr, vnd frewet euch mit myr.

[218] 19 Jch hoff aber ynn dem herrn Jhesu, das ich Timotheon bald werde zu euch senden, das ich auch guts muts sey, wenn ich erfare, wie es vmb euch stehet, 20 Denn ich habe keynen der ßo gar meyns synnes sey, der so von artt sur euch sorget, 21 Denn sie suchen alle das yhre, nicht das Jhesu Christi ist, 22 Yhr aber wisset das er bewerd ist. Denn wie eyn kind dem vater, hat er mit myr gedienet am Euangelio, 23 denselbigen hoff ich, werd ich senden von stund an, wenn ich erfaren habe, wie es vmb mich stehet, 24 Jch vertraw aber ynn den herrn, das auch ich selbs schier komen werde.

25 Jch habs aber fur nottig angesehen, den bruder Epaphroditon zu euch zusenden, der meyn gehulff vnd mitstreytter, vnnd ewr Apostel vnd meyner noddurfft diener ist. 26 Syntemal er nach euch allen verlangen hatte, vnnd war hoch bekummert, darumb das yhr gehoret hattet, das er war kranck gewesen, 27 Vnd er war zwar todkranck, aber Got hat sich vber yhn erbarmet, Nicht allein aber vber yhn, sondern auch vber mich, auff das ich nicht eyn trawrickeyt vber die andern hette.

28 Jch habe yhn aber deste eylender gesand, auff das yhr yhn sehet vnd widder frolich werdet, vnd ich auch der trawrickeyt weniger habe, 29 so nemet yhn nu auff ynn dem herrn mit allen freuden, vnd habt solche ynn ehren. 30 Denn vmb des wercks Christi willen, ist er dem tod so nahe komen, da er seyn leben geringe bedacht, auff das er ewren mangel an meynem dienst erfullet.

Das Dritte Capitel.

Hynfurt, lieben bruder, frewet euch ynn dem herrn, Das ich euch ymer eynerley schreybe, verdreusset mich nicht, vnd macht euch deste gewisser. (zurschneyttung) Er nennet die falschen prediger die zurschneyttung, darumb, das sie die beschneyttung als nottig zur selickeyt lereten, damit die hertzen von dem glawben abgeschnytten werden.2 Sehet auff die hunde, sehet auff die boßen erbeytter, sehet auff die zurschneyttung, 3 Denn wyr sind die beschneyttung, die wyr Got dienen ym geyst, vnnd rhumen vns von Christo Jhesu, vnd vertrosten vns nicht des fleyschs, 4 wie wol [310] ich auch habe, das ich mich des fleysch vertrosten mocht, so eyn ander sich duncken lest, er hab, das er sich des fleyschs vertroste, ich viel mehr, 5 der ich am achten tage beschnytten bynn, eyner aus dem volck von Jsrael, des geschlechts Beniamin, ein Ebreer aus den Ebreer, vnd nach dem gesetz eyn phariseer, 6 nach dem eyffer eyn verfolger der gemeyne, nach der gerechtickeyt ym gesetz gewesen vnstrefflich.

7 Aber was myr gewynn war, das hab ich vmb Christus willen fur schaden geachtet, 8 Denn ich acht es sey alles schaden, vmb des vberschwangs [220] willen der erkentnis Jhesu Christi meynes herrn, vmb wilchs willen ich alles hab fur schaden gerechnet, vnd acht es fur dreck, auff das ich Christum gewynne, 9 vnd erfunden werde ynn yhm, vnd nicht habe die gerechtickeyt, die aus dem gesetz, ßondern die durch den glawben Christi kompt, nemlich, die gerechtickeyt, die von Got kompt ym glawben, 10 zu erkennen yhn vnd die krafft seyner aufferstehung, vnd die gemeynschafft seyner leyden, das ich seynem todt ehnlich werde, 11 ob ich auch der aufferstehung von den todten begegen mocht.

12 Nicht, das ichs schon empfangen habe, odder schon volkomen sey, Jch iage yhm aber nach, ob ich auch dasselb ergreyffen mocht, darynnen ich ergryffen byn von Christo Jhesu. 13 Meyn bruder, ich schetze mich selbs noch nicht, das ichs ergriffen habe. Eyns aber sage ich, Jch vergesse was dahynden ist, vnnd strecke mich zu dem, das da fornen ist, 14 vnd iage nach dem furgesteckten zill, nach dem kleynod, wilchs furhelt die beruffung Gottis von obenher, ynn Christo Jhesu, 15 Wie viel nu vnser volkomen sind, die last vns alßo gesynnet seyn, vnd solt yhr etwas weytters geseynnet seyn, das last euch Gott[1] offinbaren. 16 Doch, dahyn wyr bißher komen sind, so last vns eynher tretten nach eyner regel, vnd gleych gesinnet seyn.

17 Folget myr, lieben bruder, vnnd sehet auff die, die alßo wandeln, wie yhr habt vns zum furbild, 18 Denn viel wandeln, von wilchen ich euch offt gesagt habe, nu aber sage ich, auch mit weynen, die feynd des creutzs Christi, 19 wilcher ende ist das verdamnis, vnd denen der bauch eyn Got ist, vnnd yhr eehre zuschanden wirt, dero, die auff yrdisch gesynnet seyn. 20 Vnser burgerschafft aber ist ym hymel, von dannen wyr auch wartten des heylandts Jhesu Christi des herrn, 21 wilcher wirt verkleren den leyb vnßer nichtickeyt, das er ehnlich werde dem leybe seyner klarheyt, nach der wirckunge, da er mit kan auch alle ding yhm vnterthun.

[222]

Das Vierde Capitel.

Also, meyn lieben vnd gewundschte bruder, meyn freude vnd meyn kron, bestehet also ynn dem hern, 2 Die Euodian ermane ich, vnd die Syntychen ermane ich, das sie eynes synnes seyen, 3 Ja ich bitte auch dich, meyn artiger geferte, nym sie zu dyr, die sampt myr gekempfft haben vber dem Euangelio, mit Clemen [311] vnd den andern meynen gehulffen, wilcher namen sind ynn dem buch des lebens. 4 Frewet euch ynn dem herrn allewege, vnnd abermal sage ich, frewet euch, 5 Ewre lindickeyt last kund seyn allen menschen, der herr ist nahe, 6 sorget nichts, sondern ynn allen dingen last ewre bitte, ym gepet vnd flehen mit dancksagung kund werden fur Got, 7 vnd der frid Gottis, wilcher vberschwebt allen synnen, beware ewre hertzen vnd synne ynn Christo Jhesu.

8 Weytter lieben bruder, was warhafftig ist, was redlich, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wol laut, Jst etwa eyn tugent, ist etwa eyn lob, dem denckt nach, 9 wilchs yhr auch gelernet, vnd empfangen vnd gehoret vnd gesehen habt an myr, das thut, so wirt der herr des frides mit euch sein. 10 Jch byn aber hochlich erfrewet ynn dem herrn, das yhr der mal eyns widder ergrunet seyt von myr zuhalten, wie yhr zuuor von myr gehalten habt, denn yhr waret vbereylet, 11 Nicht sage ich das des mangels halben, denn ich habe gelernet, vnter wilchen ich byn, myr gnugen lassen. 12 Jch weyß nichtig zuseyn, vnnd weyß auch hoch her zufaren. Jch byn allenthalben vnd ynn allen dingen geschickt, beyde satt seyn vnd hungern, beyde vbrig haben vnd mangel leyden. 13 Jch vermag alles, durch den, der mich mechtig macht Christus. 14 Doch yhr habt wol than, das yhr euch meynes trubsals angenomen habt.

15 Yhr aber von Philippen wisset, das von anfang des Euangeli, da ich außtzog von Macedonia, keyne gemeyne mit myr teylet hat, nach der rechnung der eynnam vnd außgabe, denn yhr alleyne. 16 Denn gen Thessalonich sandtet yhr zu meyner notdurfft eyn mal, vnd darnach aber eyn mal. 17 Nicht, das ich das geschenck suche, sondern ich suche die frucht, das sie vbirflussig sey ynn ewer rechnung, 18 Denn ich habe alles vnd hab vbirflussig, ich byn erfullet da ich empfieng durch Epaphroditon, das von euch kam, eyn ruch der sussickeyt, ein opffer, Gotte angenehm vnd gefellig. 19 Meyn Got aber erfulle alle ewre notdurfft, nach seynem reychthum, ynn der klarheyt ynn Christo Jhesu.

[224] 20 Dem Got aber vnnd vnserm vater sey preyß von ewickeyt zu ewickeyt Amen. 21 Grusset alle heyligen ynn Christo Jhesu. Es grussen euch die bruder die bey myr sind. 22 Es grussen euch alle heyligen, sonderlich aber die von des keysers hause. 23 Die gnade vnsers herrn Jhesu Christi sey mit euch allen, AMEN.

Geschrieben von Rom durch Epaphroditon.


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