Das Lied von der Frau Grimhild

Textdaten
Autor: Unbekannt
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Titel: Das Lied von der Frau Grimhild
Untertitel:
aus: Zeitung für Einsiedler, Nr. 23, Sp. 182–184
Herausgeber: Achim von Arnim und Clemens Brentano
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 18. Juni 1808
Verlag: Mohr und Zimmer
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Erscheinungsort: Heidelberg
Übersetzer: Wilhelm Grimm
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Heidelberg = Commons
Kurzbeschreibung:
Abgewandelt in Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen (1811): Das Lied von der Frau Grimhild und ihren Brüdern. Google
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[182]
Das Lied von der Frau Grimhild.
Aus dem Dänischen von Wilhelm Grimm.

     Das war die stolze Frau Griemhild, die ließ mischen Meth und Wein,
Sie lud die raschen Helden all, aus fremdem Lande ein.

     Sie bat sie zu kommen ohn Weilen zum Kampf wohl und zum Streit,
Das war der Held Hagen, der verlor seinen jungen Leib.

5
     Das war der Held Hagen, der ging aus zum Strand,

Fand da den Fährmann, wohl an dem weißen Sand.

     Hör du guter Fährmann, o fahr mich über den Sund,
Ich geb dir meinen guten Goldring, der wieget fünfzehn Pfund.

     „Ich fahre dich nicht übern Sund, all für dein Gold so roth

10
Kommst du in Hunnilds Land, da bleibst du, geschlagen todt.“


     Das war der Held Hagen, der sein Schwerdt auszog,
Das war der unseelige Fährmann, dem er das Haupt abschlug.

     Er zog den Goldring von seinem Arm, er gab ihn Fährmanns Weib:
Das sollst du haben zur Liebesgabe, für Fährmann’s jungen Leib.

15
     Da wandelt der Held Hagen auf und ab an dem Strand;

Fand da eine Meerfrau, die ruht auf dem weißen Sand.

     Heil dir! Heil dir! liebe Meerfrau, du bist ein künstlich Weib:
Komm ich in Hunnilds Land, kann ich behalten meinen Leib?

     „Burgen hast du mächtig, auch vieles Gold so roth,

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Kommst du in Hunno’s Land, dort wirst du geschlagen zu todt.“


     Das war der Held Hagen, der schnell sein Schwerdt auszog.
Das war die unseelige Meerfrau, der er das Haupt abschlug.

[183]
     So nahm er das blutige Haupt, warf es hinaus in den Sund,

Schleudert den Leib darnach, beydes einigt Meeres Grund.

25
     Herr Grimmer und Herr Gernot, die zogen das Schifflein vom Land,

Zornig war ihnen das Wetter, und mächtig des Meeres Fluth.

     Zornig war ihnen das Wetter und mächtig des Meeres Fluth
Entzwey ging in des Held Hagen Hand, das eiserne Ruder gut.

     Entzwey ging das eiserne Ruder stark in des Held Hangen Hand:

30
Mit zwey vergoldeten Schilden steuerten sich die Herrn zu Land.


     Da sie nun kommen zu Lande, da zogen sie ihr Schwert,
Da stand so stolz eine Jungfrau, die sah sie auf ihrer Fahrt.

     Sie war schmal in der Mitte, von Art war sie lang,
Kurz war sie am Leibe, sie übt einen jungfräulichen Gang.

35
     Sie gehen zu der Nordburg hin, und kommen vor die Thür:

Wo ist nun der Pörtner, der warten sollte hier?

     „Hier da ist der Pörtner, er liegt zum Vogt und Schirm,
Wüßt ich woher ihr kommen wär’t, eur Bottschaft trag ich gern.“

     Hierher sind wir kommen wohl zu dem runden Land,

40
Frau Griemhild ist unsere Schwester, das sey in Wahrheit dir bekannt.


     Hinein kam der Pörtner, stellt vor die Tafel sich hin
Er war klug im Sprechen, konnt fügen seiner Worte Sinn.

     Er war klug im Sprechen, konnt fügen viel gut seine Wort:
Da halten zwey so edle Mann außen vor der Port.

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     Da halten zwey so edle Mann außen vor der Port,

Der eine führt eine Fiedel, der ander einen vergoldeten Helm.

     Er führet nicht die Fiedel irgend für leeren Lohn,
Von wannen die sind kommen, die sind zwey Herzogen Sohn.

     Das war die stolze Frau Griemhild in Tuch wickelt ihr Haupt sie ein,

50
So geht sie nach dem Burghof, sie läd’t ihre Brüder ein.


     Wollt ihr gehen in die Stube, und trinken Meth und Wein,
Ein Seidenbett, wenn ihr wollt schlafen und zwey Jungfrauen mein.

     Das war die stolze Frau Griemhild, wickelt in Tuch ihr Haupt ein,
So geht sie in die Steinstube vor all ihren Mannen ein.

55
     Hier sitzet ihr all’ meine Mann, trinkt beydes Meth und Wein,

Wer will bestehn Held Hagen, allerliebsten Bruder mein?

     Wer diesen Preis will erwerben, schlag Held Hagen zu todt:
Er soll herrschen in meinen Burgen, und gewinnen mein Gold roth.

     Drauf antwortet ein Kämpfer ein Vogt wohl über das Land:

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Den Preis will ich vereinen gewißlich mit deiner freyen Hand.


     Den Preiß will ich erwerben, ich schlag Held Hagen zu todt,
So will ich herrschen über deine Burgen und über dein Gold so roth.

     Da antwortete Volker Spielemann mit der starken Eisenstange:
Ich werde dich schon finden, eh du kannst zu mir gelangen.

[184]
65
     Er schlug wohl auf den ersten Schlag, fünfzehn Kämpfer die da lagen,

Hei! Hei! Volker Spielemann, wie rührst du den Fiedelbogen!

     Also schlug er die Kämpfer, eine Brücke davon er macht,
Und die war beydes breit und lang, gar groß Unruhe sie bracht.

     Zu oben waren die Häute, zu nieden die Erbsen klein,

70
Da mußt allererst zur Erden Held Hagen fallen hin.


     Und da der Held Hagen wollt wiederum aufstehn:
Halt nun dein Wort lieber Bruder, du weißt wie die Sachen gehn.

     Halt nun allerliebster Bruder mein, du hältst deine Treue so sehr,
Das erste du mögest zur Erde fallen, du wollst aufstehn nimmermehr.

75
     So getröstet ward Held Hagen, er wollt nicht brechen sein Wort,

Er stand auf beyden Knieen, da er empfing die Todeswund.