Das Lied der Markgrafen
Wollt Ihr hören ein neues Geschicht?
Zu dem Pfalzgrafen hat sich verpflicht,
Nu merket, wie ich sag’:
Ein Niederlag geschehen ist
Der da ging vornen an der Ehrn,
Vierhundert uns das bewehrn;
Da drei Fürsten kamen in das Land,
Markgrafe Karle und Markgrafe Jörge,
Markgrafe Karle hätt’ auch ein böses Fürnehmen,
Wein und Frucht wollt’ er umb Heidelberg schlemmen,
Das Uebel mocht ihnen Gott nit übersehen;
Gegen Heidelberg er inne gführt ward,
Das Neckarthale wollten sie gar han verbrannt
Mit den Namen sie Euch vor hin benannt.
Der Pfalzgrafe wollt das nit von ihne leiden,
Er folget ihne nach mit seinem Gezüge
Herr Dietrich von Isenburg was dabei,
Daß (als) die Herrn gefangen wurden alle drei.
Lob sollen wir unserm Herrn allezeit sagen.
Zween Grafen und ein Bannerherr in dem Feld blieben.
Herr Dietrich von Isenburg Bischof zu Mainz.
In der dreien Herren Land ist ein groß Geweins
Von Kindern, Frauen und auch Mannen.
Das Recht sie Euch dick abgeschlagen haben,
Der Pfalzgrafe hat das dick mit Euch begehrt,
Zum Rechten zu kommen wurd er nie gewährt.
Sie unterstunden Euch ganz zu vertreiben.
Daß ihr allwegen das Recht geboten habt,
Dem Pfalzgrafen haben sie dick Schmachheit erbotten,
Mit dem Leuen sie sin Ahne wollten spotten;
Sie sprachen: er schlief und kunnte nimme kratzen,
Und wo die Buben bei dem Wein saßen,
Sie sprachen, der Leue wäre entschlafen,
Darumb der Maler sehre ist zu strafen,
Der Klaen (Klauen) hat ers an ihme vergessen,
Als er ihne zu Durlach gemalet hat,
Der Jäger hat den Leuen auch uffgeweckt,
Der Leue hat den Markgrafen und sein Bruder erschreckt,
Er hat auch so grimmiglichen geschrüwen,
Daß sie alle in den Krieg je kommen sind,
Der Leue hat sein Hals ußgestreckt,
Und hat sein guten Fründe uffgeweckt;
Der Ritterschaft hat er sein Noth geklagt,
Bei dem Leuen der Pfalzgrafe bedütet ist,
Dem Leuen traten sie uff seinen Schwanz,
Mit den Feinden hatt’ er einen wilden Tanz,
Ihr Springen währet nit gar langen,
Nach dem als ich verstanden han,
Dem Leuen sein Klaen wohl geschliffen,
Durch Küraß und Harnisch hat er gegriffen,
Daß sie worden sind von Blut roth.
Welcher da bei dem Leben blieben ist,
Mit dreihundert Pferden sind etlich abgestiegen,
Von ihren Herren sind sie in den Nöthen gewichen;
Etlich Ritterbüblein sie auch haben erschlagen,
Da sie die Flucht also genommen haben;
Uff beiden Seiten stritten die Herren ritterlich,
Das mag ich Euch fürwahre sagen sicherlich,
Als Ritter und Knecht das wohle erkennen.
Welche aber also von ihnen geflohen sind,
Etlich waren auch also sehr erschrocken,
Die Schwerdt die klingen ihnen als die Glocken;
Die da also von ihnen abe waren gewichen,
Wo man sie auch in den Wälden fand,
Der Leue gewann uff denselben Tag den Preiß,
Alle sein Ritterschaft thet mit ihme auch ganzen Fleiß,
Das Feld haben sie auch mit Ehre behalten,
Der heilig Sankt Peter ihr Geleitsmann war,
Ich han von den Gefangen auch etlich vernommen,
Da sie mit ihren Herren in das Feld sind kommen,
Was über sieben Jahr wär, sollten sie erstechen.
Der Pfalzgrafe sich daran nit hat gekehret,
O Leue! du thatst wohle alle die Gelangen,
Den Jäger hast du für (vor) deiner Thüre gefangen.
Von Stuck (ttg) arten ist er herabe geritten,
Zwen Markgrafen hat er mit ihme bracht,
Markgrafe Karle, Fürst und Herr zu Baden!
Den Bischof von Metz hast du in das Feld geladen,
Mit dem von Wirtenberg wollt er beissen,
Dem Leuen in seinem Land reiten,
Markgrafe Jörg, Herr und Bischof zu Metze!
Zu Heidelberg hat ihr gern gehöret die Letze,
Der Meister ist Euch zu rechten Zeit kommen,
Wäret ihr daheim in eurem Bisthum blieben,
Des Pfalzgrafen Diener kunnen das wohl bewehren,
Wie man einem Bischof die Platt solle scheren;
Das Handwerk haben sie lang getrieben,
Und hätt die Ritterschaft nit so gewehrt,
O Leue, laß jedermann sagen was er will,
Die Pfalz gewann bei ihren Tagen nie besser Federspiel.
Mit deinem Waidwerk hast du sie betrogen.
Ritter und Knecht der hast du viel,
Dein Garn hast du so weit uffgespreit,
Mit noßbaumen Laub wärst du wohl gekleit.
Die Buwern kunnten das eben gemerken,
Eilfhundert Pferde du in dem Felde hätt;
Der Leue hat sich lange Zeit sehr gewehrt,
Bis ihme Gott nu drei Falken hat beschert’
Die lange Federn solle er ihne usrupfen,
Daß sie ihme in kein Schloß kunnen gefliegen,
Redelich Schellen, die hafte ihnen an!
Nimm Guts genug und heiß sie werden Mann,
Daß sie dich mit der Absolution nit betriegen.
Burgen, Siegel und Brief die heiß dir geben,
O ihr Hauptstädte alle uff dem Rhein!
Den Leuen lasset Euch mit Fleiß befohlen seyn,
Denselben sollt Ihr allwegen weiden,
Wann ihr gen Frankfurt in die Messe wollt:
Der dies Gedicht hat gemacht,
Zwar er hat es wohle betracht.
Nachdem es auch ist geschehen,
Gott gebe ihm hie auch lange Frist,
- ↑ Der von dem Pfalzgrafen Friedrich gegen den Markgrafen Karl von Baden, seinen Bruder, den Bischof von Metz, und den Grafen Ulrich von Würtemberg, welche in das Amt Heidelberg eingefallen waren, erfochtene Sieg fand statt im Jahr [500] 1462. Die genannten drei Fürsten wurden gefangen und mit ihnen ein Graf von Werdenberg und einer von Leiningen, so wie mehrere andere Ritter und Knechte. Ein Herr von Brandis, ein Graf von Helfenstein und sonst noch ettliche von der Ritterschaft blieben auf der Wahlstatt. Von Seiten des Pfalzgrafen hat Niemand, denn ein Ritter, Herr Wiprecht von Helmstadt, sein Leben dabei verloren.
Das Lied ist aus einer alten Handschrift auf der Heidelberger Bibliothek. Siehe auch die Volkslieder der Deutschen, herausgegeben von Frhr. v. Erlach. Band II. Seite 254 und fg. Siehe ferner Wolff’s histor. Volkslieder, Seite 240.
Man vergleiche mit diesem Liede G. Schwab’s Romanze: „Das Mahl zu Heidelberg.“ Siehe dieselben weiter unten, Seite 509.