Das Laboratorium
Mitten in der Stadt Kosmopolis stehet ein großes Laboratorium menschlicher Bemühungen, das durch die unendliche Verschiedenheit seiner Arbeiter die Zuschauer in Bewunderung zu setzen pfleget.
Vor anderm ist darinn merkwürdig, daß diejenigen, die sich mit Nichtswürdigkeiten beschäftigen, die fleißigsten Arbeiter sind. Da giebt es z. B. viele, die mit dem größesten Ernst Ungereimtheiten befehlen; viele die mit ungeheurem Stolz Possen lehren; viele, die mit lächerlichem Aberglauben Altweiber-Mährchen erklären; viele, die mit Mühe und Schweiß Spielwerke sammlen, und solche mit großem Geräusch unter sich vertheilen. Bei allen diesen Beschäftigungen wird viel gestritten, viel gezankt, meistens über einen Eselsschatten, über Ziegenwolle, über Dunst und Rauch.
Doch giebt es auch andre Arbeiter, die, indem sie sich mit Nichts zu beschäftigen scheinen, die größesten Dinge vorhaben; sie arbeiten ruhend, sie lehren spielend. Lachend bessern sie und sind in Thorheit weise. Ohne Schweiß und Keichen, ohne Geräusch und Pralerei nehmen sie sich ihres Geschäfts aufrichtig an und treiben es auf dem kürzesten Wege.
Als Herkules einmal dies Laboratorium mit beiden Augen beschauet hatte, that er einen hohen Schwur, „daß in den Geschäften der Menschen alles zwar mit viel Hyperbolen, Cerimonien, Kosten, Geräusch und Lermen gemacht werde; am Ende aber sei das Meiste doch Kinderwerk, Dunst und Spiel.“