Das Honterus-Denkmal in Kronstadt

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Titel: Das Honterus-Denkmal in Kronstadt
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aus: Die Gartenlaube, Heft 21, S. 673, 675
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Das Honterus-Denkmal in Kronstadt.

Kronstadt in Siebenbürgen.

[675] Das Honterus-Denkmal in Kronstadt. (Zu den Bildern S. 673.) Inmitten der Siebenbürgischen Karpathen breitet sich das Burzenland aus, eine fruchtbare Ebene, die im Laufe der Jahrhunderte durch deutschen Fleiß in einen blühenden Garten verwandelt wurde. Hier ragen die Türme des alten Kronstadt empor. In seinen Mauern herrscht ein reges Leben; Handel und Gewerbe erfreuen sich einer hohen Blüte und bewährte Bildungsanstalten sorgen für Verbreitung des Wissens.

In der Geschichte Siebenbürgens nahm die Stadt eine hervorragende Stellung ein; in ihr wirkten ausgezeichnete Männer und von ihr ging für die Siebenbürger Sachsen die Reformation aus. Ihr Verkünder war ein Kronstädter, Johannes Honterus. Im Jahre 1498 hatte er als Sohn eines einfachen Bürgers das Licht der Welt erblickt. Mit siebzehn Jahren zog er in die Fremde hinaus, um in Wien, Krakau und Basel zu studieren, und im Jahre 1533 kehrte er als Magister der freien Künste in seine Vaterstadt zurück, um in ihr die segensreichste Thätigkeit zu entfalten. Er war Lehrer an der Kronstädter Schule, die er zur hohen Blüte brachte und die heute ihm zu Ehren den Namen „Honterus-Gymnasium“ trägt; er gründete in Kronstadt die erste Buchdruckerei und verkündete in begeisternden Predigten die Lehre Luthers. Am 23. Januar 1549 starb Honterus als Stadtpfarrer zu Kronstadt, nachdem es ihm gelungen war, durch sein „Reformationsbüchlein“ und seine „Kirchenordnung“ den evangelischen Gemeinden in Siebenbürgen eine feste Organisation zu verleihen. Er hat den Siebenbürger Sachsen die geistigen Waffen geliefert, mit welchen sie im Laufe der Zeiten ihre Freiheit und ihre Nationalität verteidigen konnten.

Vier Jahrhunderte sind nunmehr seit der Geburt des großen Reformators verflossen, und das Volk der Siebenbürger Sachsen hat sein Andenken in würdiger Weise gefeiert. In Kronstadt wurde am 21. August ein Honterus-Denkmal enthüllt. Das eherne Standbild ist ein Werk des Berliner Bildhauers Harro Magnussen. Auf einem Granitsockel steht die kraftvolle Gestalt. Angethan mit dem Magistermantel, hebt Honterus die Rechte hoch und hält in der Linken ein aufgeschlagenes Buch, das die Inschrift „Reformationsbüchlein“ trägt. Unsere Abbildung, die ebenso wie die Ansicht der Stadt nach einer photographischen Aufnahme von L. Adler in Kronstadt ausgeführt ist, zeigt uns das Denkmal unmittelbar nach der Enthüllung.

Einen ganz besonderen Glanz verlieh dem Feste der Aufzug sächsischer Frauen und Mädchen im Nationalkleide, welche das Denkmal bekränzten. Das farbenreiche Bild all der lieblichen Gestalten aus Stadt und Land, die kleidsamen Trachten, der kostbare, von Geschlecht zu Geschlecht vererbte Schmuck gemahnten an die Zeiten des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts, wo noch sächsische Kaufherren zur Leipziger Messe zogen und die Deutschen in Siebenbürgen Schutz und Schirm des Reiches, ja des ganzen christlichen Ostens waren.

Zu derselben Zeit, da die Enthüllung des Denkmals stattfand, hielten die sächsischen Vereine und Verbände in Kronstadt ihre Jahresversammlung ab. Landwirte aus nah und fern waren erschienen, Turner-, Schützen- und Sängerfeste wurden veranstaltet. Das große Fest der Siebenbürger Sachsen fand auch in der alten Heimat, im Deutschen Reiche, einen lebhaften Wiederhall; deutsche Universitäten und Vereine sandten nach Kronstadt ihre Grüße und hervorragende Gelehrte, unter ihnen auch Rudolf Virchow, nahmen als Gäste an der Enthüllungsfeier teil.

Man hat auch dafür gesorgt, daß Johannes Honterus in weitesten Volkskreisen bekannt wurde. Aus Anlaß der vierhundertjährigen Gedenkfeier ist in H. Zeidners Sächsischer Volks- und Jugendbibliothek ein Büchlein „Johannes Honterus“ von Wilhelm Morres erschienen, in welchem der Lebenslauf und die Verdienste des Reformators volkstümlich und anziehend dargestellt sind.