Textdaten
Autor: Heinrich Heine
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Titel: Das Hohelied
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aus: Deutscher Musenalmanach 1854, S. 7–8
Herausgeber: Christian Schad
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Stahel’sche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Würzburg
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Quelle: Commons
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Das Hohelied.


Des Weibes Leib ist ein Gedicht,
Das Gott der Herr geschrieben
In’s große Stammbuch der Natur,
Als ihn der Geist getrieben.

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Ja, günstig war die Stunde ihm,

Der Gott war hoch begeistert;
Er hat den spröden, rebellischen Stoff
Ganz künstlerisch bemeistert.

Fürwahr, der Leib des Weibes ist

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Das Hohelied der Lieder;

Gar wunderbare Strophen sind
Die schlanken, weißen Glieder.

O, welche göttliche Idee
Ist dieser Hals, der blanke,

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Worauf sich wiegt der kleine Kopf,

Der lockige Hauptgedanke!

Der Brüstchen Rosenknospen sind
Epigrammatisch gefeilet;
Unsäglich entzückend ist die Cäsur,

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Die streng den Busen theilet.
[8]

Den plastischen Schöpfer offenbart
Der Hüften Parallele;
Der Zwischensatz mit dem Feigenblatt
Ist auch eine schöne Stelle.

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Das ist kein abstraktes Begriffspoem!

Das Lied hat Fleisch und Rippen,
Hat Hand und Fuß; es lacht und küßt
Mit schöngereimten Lippen.

Hier athmet wahre Poesie!

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Anmuth in jeder Wendung!

Und auf der Stirne trägt das Lied
Den Stempel der Vollendung.

Lobsingen will ich dir, o Herr,
Und dich im Staub’ anbeten!

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Wir sind nur Stümper gegen dich,

Den himmlischen Poeten.

Versenken will ich mich, o Herr,
In deines Liedes Prächten;
Ich widme seinem Studium

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Den Tag mitsammt den Nächten.


Ja, Tag und Nacht studier ich dran,
Will keine Zeit verlieren;
Die Beine werden mir so dünn –
Das kommt vom vielen Studieren.