Das Goethe-Schillerfest in San Francisko

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Titel: Das Goethe-Schillerfest in San Francisko
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 36
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[36] Das Goethe-Schillerfest in San Francisko. Vor zwei Jahren, bei der glänzenden Feier des „Deutschen Tages“, während der California Midwinter-Ausstellung, faßten unsere Landsleute in San Francisko den Entschluß, dem großen Dichterpaar Goethe und Schiller ein Denkmal am Gestade des Stillen Oceans zu errichten. Als Standort für dasselbe wurde der schöne Golden Gate-Park in Aussicht genommen und als Vorbild sollte das berühmte Doppelstandbild von Ernst Rietschel in Weimar dienen. Die Kosten für diese Ehrung deutschen Geistes in dem fernen Lande, das so vielen Deutschen zur neuen Heimat geworden ist, wurden auf 10000 Dollar (etwa 40000 Mark) veranschlagt. Um diese Summe aufzubringen, beschloß man, in den Tagen vom 5. bis 11. November vorigen Jahres in San Francisko ein deutsches Volksfest im Stile jener Wohlthätigkeitsbazare abzuhalten, wie sie sich auch bei uns für ähnliche Zwecke eingebürgert haben. Dasselbe fand unter reger Beteiligung der Bevölkerung von San Francisko statt und nahm einen überaus glänzenden Verlauf. Zum Festplatz wurde der Mechanics-Pavillon ausersehen – ein riesiges Holzgebäude, das Aehnlichkeit mit einer Eisenbahnhalle hat. Während sieben Abenden entfaltete sich hier ein farbenprächtiges, lebensvolles Treiben, denn, abgesehen von Gesang- und Turnvereinen, waren 1500 Deutsche daran beteiligt, Scenen aus den Werken unserer berühmtesten Dichter aufzuführen und die zahlreichen Bazare zu leiten. Eine große Anzahl von Pavillons und Aufbauten führte den Beschauern denkwürdige Stätten vor, die auf die unsterblichen Schöpfungen Goethes und Schillers und ihr Leben Bezug haben: da waren der Palast der Prinzessin Turandot, der Tempel der Iphigenie, der Hungerturm, die Räuberhöhle etc. zu schauen, und es fehlte auch ein „Café Marbach“ nicht, dessen Vorderseite in gelungenem Gemälde Schillers Geburtshaus zeigte (vergl. unsre Abbildung).

Das Café Marbach beim Goethe-Schillerfest in San Francisko.

Dazwischen bewegte sich eine bunte kostümierte Menge: Faust, Gretchen und Mephisto, Königin Elisabeth und Don Carlos, Soldaten und Heerführer aus Wallensteins Lager, die Gestalten aus Schillers „Glocke“ traten den Teilnehmern leibhaftig entgegen. Reizend war auch die „Taubenpost“, die von weiß gekleideten mit Tauben geschmückten jungen Damen, oen „Taubenmädchen“, besorgt wurde und allerlei launige Briefe an die Besucher des Festes vermittelte. Der schöne Einklang, der in dem buntbewegten Treiben sich bemerkbar machte, die Pracht der Kostüme und die musterhafte Ordnung nötigten auch den englisch-amerikanischen Mitbürgern die vollste Anerkennung ab. Wie wir erfahren, soll der Reinertrag des Volksfestes gegen 6000 Dollar ergeben haben; damit ist die Errichtung des Denkmals, das die deutsche Dichtkunst am Stillen Ocean ehren soll, wesentlich gesichert. Möge der noch fehlende Rest bald aufgebracht werden und das Denkmal sich bald erheben zum Zeugnis, wie unsere Landsleute jenseit des Meeres neben aller politischen Treue für ihre neue Heimat am deutschen Volkstum festhalten. Zur Erinnerung an das Fest ist auch ein Album mit schönen Illustrationen und Beiträgen hervorragender deutscher Dichter und Schriftsteller erschienen. *