Das Glück von Edenhall (Uhland)

Textdaten
Autor: Ludwig Uhland
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Glück von Edenhall
Untertitel:
aus: Gedichte. Wohlfeile Ausgabe. S. 352–354
Herausgeber:
Auflage: 3. Auflage
Entstehungsdatum: 1834
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Cotta
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Berühmte Ballade über einen Familien-Talisman
Nach der Ausgabe von 1980 auf zeno.org
Die Illustration von F. Ingemay aus dem: Balladenkranz aus deutschen Dichtern gesammelt, 1866, S. 183
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]



[352]

     Das Glück von Edenhall.

Von Edenhall der junge Lord
Läßt schmettern Festtrommetenschall,
Er hebt sich an des Tisches Bord
Und ruft in trunkner Gäste Schwall:

5
„Nun her mit dem Glücke von Edenhall!“


Der Schenk vernimmt ungern den Spruch,
Des Hauses ältester Vasall,
Nimmt zögernd aus dem seidnen Tuch
Das hohe Trinkglas von Krystall,

10
Sie nennen’s: das Glück von Edenhall.


Darauf der Lord: „Dem Glas zum Preis
Schenk’ rothen ein aus Portugall!“
Mit Händezittern gießt der Greis,
Und purpurn Licht wird überall,

15
Es strahlt aus dem Glücke von Edenhall.


Da spricht der Lord und schwingt’s dabei:
„Dies Glas von leuchtendem Krystall
Gab meinem Ahn am Quell die Fei,
Drein schrieb sie: kommt dies Glas zu Fall,

20
Fahr wohl dann, o Glück von Edenhall!


Ein Kelchglas ward zum Loos mit Fug
Dem freud’gen Stamm von Edenhall;
Wir schlürfen gern in vollem Zug,
Wir läuten gern mit lautem Schall;

25
Stoßt an mit dem Glücke von Edenhall!“


[353] Erst klingt es milde, tief und voll,
Gleich dem Gesang der Nachtigall,
Dann wie des Waldstroms laut Geroll,
Zuletzt erdröhnt wie Donnerhall

30
Das herrliche Glück von Edenhall.


„Zum Horte nimmt ein kühn Geschlecht
Sich den zerbrechlichen Krystall;
Er dauert länger schon, als recht,
Stoßt an! mit diesem kräft’gen Prall

35
Versuch’ ich das Glück von Edenhall.“


Und als das Trinkglas gellend springt,
Springt das Gewölb mit jähem Knall
Und aus dem Riß die Flamme dringt;
Die Gäste sind zerstoben all

40
Mit dem brechenden Glücke von Edenhall.


Ein stürmt der Feind, mit Brand und Mord,
Der in der Nacht erstieg den Wall,
Vom Schwerte fällt der junge Lord,
Hält in der Hand noch den Krystall,

45
Das zersprungene Glück von Edenhall.


Am Morgen irrt der Schenk allein,
Der Greis, in der zerstörten Hall’,
Er sucht des Herrn verbrannt Gebein,
Er sucht im grausen Trümmerfall

50
Die Scherben des Glücks von Edenhall.


[354] „Die Steinwand – spricht er – springt zu Stück,
Die hohe Säule muß zu Fall,
Glas ist der Erde Stolz und Glück,
In Splitter fällt der Erdenball

55
Einst gleich dem Glücke von Edenhall.“



Download der Sprachversion dieses Artikels Dieser Quellentext existiert auch als Audiodatei, gesprochen von Deepfighter. (Mehr Informationen zum Projekt Gesprochene Wikisource)

Datei speichern | Lizenz