Das Glück der Grafen Rantzau

Textdaten
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Autor: Theodor Storm, Theodor Mommsen
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Titel: Das Glück der Grafen Rantzau
Untertitel:
aus: Schleswig-Holsteinische Sagen, in: Volksbuch für das Jahr 1844, mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, S. 88–89
Herausgeber: Karl Leonhard Biernatzki
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1844
Verlag: Schwers’sche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Kiel
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Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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[88]
Das Glück der Grafen Rantzau.

Eine mildthätige Gräfin auf Breitenburg, die oft den Kranken selbst die Hausmittel hintrug, wurde eines Abends, während eines wilden Wetters, zu einer alten kranken Frau gebeten, die am andern Ende des Dorfes wohnte. Sie war auch bereit, aber ihr Gemahl verbot es. Als sie nun allein in der Dämmerung saß, hörte sie ein Geräusch, und vor ihr stand der Hauskobold mit Kräutern und Tränken; die hieß er sie nehmen und der Kranken hintragen, und der Stimme ihres eignen Herzens mehr folgen, als dem Gebote ihres Eheherrn. Die Gräfin folgte dem Geheiß des Kobolds, und durch ihre Pflege und die Tränke erholte die Kranke sich sichtlich. Als nun am andern Abend die Gräfin wieder im Dämmern allein saß, sah sie den Kobold am Kamin stehen und die Kohlen schüren. Als das Feuer hell aufloderte, warf er eine Schürze voll Hobelspäne hinein und sprach zu der Gräfin: Wenn das Feuer verglommen ist, so suche in der Asche, was du darin findest, das hebe sorgsam [89] auf. So lange die Dinge in deinem Geschlecht sind, wird das Glück den Grafen Rantzau treu seyn. – Als die Gluth verloschen war, sah die Gräfin in der Asche nach, und fand darin eine goldene Spindel, einen goldenen Becher und noch ein Drittes. Dieß Letzte ist an einen jüngeren Zweig gekommen, der es verloren hat und jetzt güterlos ist. Die Spindel aber – so behauptet die Sage – ist noch auf Breitenburg, der Becher auf Rastorff.

Nachtrag von Karl Leonhard Biernatzki

[III] S. 88. Zur Sage: „Das Glück der Grafen Rantzau“, dient Nachstehendes zur Ergänzung. Auf Breitenburg befinden sich noch heutzutage eine Spindel und eine Dose mit funfzig Pfennigen, auf denen die Jahrszahl 1571, außer einigen Worten, eingegraben ist. Daran knüpft sich folgende Sage. Anna Walstorff, die Gemahlin des Grafen Johann Rantzau, begegnete eines Abends in dem Garten auf Breitenburg dem Gärtner, der eben eine Kröte tödten wollte. Auf ihr Geheiß blieb das Thier am Leben. In der Nacht darauf erschien der Gräfin Eine von den Unterirdischen, gab sich ihr als diejenige zu erkennen, der sie in der Kröte das Leben gerettet, und bat sie zugleich, mit hinunter zu kommen, und eine kranke Fürstin der Unterirdischen zu heilen. Die Gräfin folgte und gab der Fürstin einen heilenden Trank. Dafür beschenkten sie die Unterirdischen mit einer Schürze voll Hobelspäne. Als sie auf die Oberwelt zurückgekehrt war, fand sie statt der Späne einige Fische, eine Spindel und funfzig Pfennige in ihrer Schürze. Die Fische wurden später in ein Degengefäß verwandelt, welches der Marschall Josias Rantzau führte und welches jetzt auf Rastorff aufbewahrt wird. Spindel und Pfennige sind von eigenthümlichen Metall.
D. H.