Das Ehe-Idyll Eugens von Beauharnais

Textdaten
<<< >>>
Autor: Rosalie Braun-Artaria
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Ehe-Idyll Eugens von Beauharnais
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 32, S. 540–543
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[540]

Das Ehe-Idyll Eugens von Beauharnais.

Von R. Artaria.

In der St. Michaelskirche zu München erhebt sich ein von Thorwaldsen gemeißeltes Grabmal: in der Mitte eine heldenhaft schöne Männerfigur in griechischer Tracht, rechts Klio, die seine Thaten aufzeichnet, links der Genius mit der umgekehrten Fackel. Der hier Verewigte ist Eugen von Beauharnais, dessen edle Gestalt jetzt durch ein interessantes Buch[1] ins Gedächtnis der Gegenwart zurückgerufen wird. Es ist kein Zufall, daß der von der historischen Forschung neuerdings so eifrig gehobene Memoirenschatz der napoleonischen Zeit auch in Deutschland allgemeinem Interesse begegnet. Was die Zeitgenossen über Napoleon I. und seine Familie wußten oder zu wissen glaubten, war vielfach unrichtig, erst aus der unbefangenen Vergleichnng der Quellen lassen sich allmählich die sicheren Umrisse der Vielgenannten gewinnen, welche der so märchenhaft Gestiegene mit sich emportrug und schließlich in seinen Sturz wieder hinabriß. Es ist eine bunte und fragwürdige Gesellschaft: tapfere Marschälle mit stark befleckten Händen, schöne Frauen von bedenklichem Lebenswandel; nur wenige stehen makellos nach unseren heutigen Begriffen da.

Unter diesen der erste ist Eugen Beauharnais, der schöne, tapfere und ritterliche Mann, der einzige der Napoleoniden, welchen die europäischen Fürsten nach dem Sturz des Kaiserreiches weiter als ihresgleichen behandelten. Von einem „Liebesroman“, wie ihn die untengenannte Sammlung höchst interessanter Briefe Eugens und seiner Nächsten zu verheißen scheint, konnte wohl bei einem zwischen Staatsgeschäften und Feldzügen stets Geteilten, der sich auf einfachen Befehl des Allgewaltigen verheiratete, keine Rede sein. Wenn aber dem erzwungenen Bunde eine so zärtliche starke Neigung folgt, eine so innige Sehnsucht der durch Kriegszüge lange getrennten Gatten, wie sie aus diesen Blättern spricht, eine solche Seligkeit der Wiedervereinigung, dann verweilt der Blick voll Anteil auf diesem Liebespaar, dessen Ehe eine ebenso ideale, wenn auch von äußerem Glück viel begünstigtere war als die des gleichzeitigen preußischen Königspaares Friedrich Wilhelm III. und Luise.

Eugen Beauharnais hatte hartes Mißgeschick nur in der ersten Jugend erfahren, wo er, nachdem sein Vater, der verdienstvolle General, in der Schreckenszeit auf dem Schafott geendigt hatte, von den brutalen Machthabern zu einem Tischler in die Lehre gegeben wurde, während Hortense, die spätere Königin von Holland, zu einer Näherin kam. Der Sturz der Schreckensherrschaft führte beide wieder in ihre frühere Sphäre zurück und die Witwe Beauharnais, die schöne, trotz ihrer Armut höchst lebenslustige und ziemlich leichtfertige Josephine, ließ den Sohn unter General Hoche seine militärische Laufbahn beginnen. Der noch nicht Fünfzehnjährige begab sich vor dem Ausmarsch zu General Bonaparte, um den konfiszierten Degen seines Vaters für sich zu erbitten, und gefiel durch sein offenes, freimütiges Wesen dem jungen General so sehr, daß dieser sich veranlaßt sah, der Mutter des prächtigen Jungen einen Besuch zu machen. Bekannt ist, daß er bei dieser Gelegenheit sein Herz vollständig an die ältere, aber höchst anmutige Josephine verlor und sich in kürzester Frist mit ihr vermählte, allerdings gegen den heftigen Widerspruch ihrer Kinder, die hierin eine Kränkung des väterlichen Andenkens sahen.

Bald aber lernte Eugen in dem jungen Stiefvater sein Heldenideal verehren. An seiner Seite machte er den italienischen Feldzug mit, zeichnete sich hier, wie im egyptischen, durch Tapferkeit und Umsicht aus und kehrte, ein achtzehnjähriger Kapitän, als fertiger Mann mit dem Unternehmer des Staatsstreichs nach Paris zurück! Seine Mutter sollte bald Gelegenheit haben, dem gereiften und klugen Geist des Sohnes dankbar zu sein: sie hatte sich in [542] Abwesenheit des Generals Bonaparte allerhand zu schulden kommen lassen, was den Heimgekehrteu, als er es erfuhr, in Wut versetzte und ihn an Scheidung denken ließ. Da war es denn Eugen, der als Anwalt der Mutter seine flehentlichen Bitten mit denen Hortenses vereinigte, so daß Napoleon von dem Vorsatz der Scheidung abstand. Freilich nicht ohne starke und dauernde Abkühlung seiner Empfindungen für die einst so heftig geliebte Josephine.

Mit zweiundzwanzig Jahren war Eugen Brigadegeneral, sah im Laufe desselben Jahres, 1804, seinen Stiefvater als Kaiser der Franzosen und wurde von diesem, 1805, als Vicekönig der eroberten Lombardei nach Mailand geschickt. Es war dies keine leichte Stellung, denn Eugen suchte trotz der kriegerischen Aktionen gegen Oesterreich für das Wohl seiner Unterthanen zu sorgen, während Napoleon nur das Möglichste an Leistungen aus dem eroberten Lande zu schlagen suchte. Er hatte denselben Konflikt mit jedem seiner zu Königen gemachten Brüder, wagte aber niemals, Eugen, dessen fester und reiner Charakter ihm imponierte, so zu behandeln, wie es sich jene gefallen lassen mußten. Eine kurze Ungnade war alles, was er gelegentlich erlebte. Und dieser folgten bald genug Beweise neuer Huld und Fürsorge auf dem Fuße. Einer davon, das Eheprojekt mit der Prinzessin Auguste von Bayern, Tochter des Königs Max Josef, lag zugleich in Napoleons eigenem Interesse; er brauchte Stützen für seinen selbstgeschaffenen Thron, Verwandtschaft mit legitimen Fürstenhäusern und legte sich darum energisch aufs Heiratstiften.

Eugen von Beauharnais und seine Gemahlin Prinzessin Auguste von Bayern.

Ein „Nein“ auf des Kaisers Werbung um die hervorragend schöne und liebenswürdige Prinzessin konnte und durfte der eben erst durch ihn vom Kurfürsten zum König erhöhte Monarch nicht aussprechen, so bitter schwer es ihm auch fiel, das bereits für Auguste eingegangene Verlöbnis mit Prinz Karl von Baden zu brechen und die geliebte Tochter dem Stiefsohn des Emporkömmlings zu geben. Max Josef befand sich in einer vollständigen Notlage, die seine Allianz mit Frankreich immerhin begreiflich macht. Politisches Nationalgefühl in unserem Sinne war zudem damals im deutschen Süden nicht rege, man war weltbürgerlich gesinnt und genoß dankbar die großen Vorteile, welche Napoleon stets getreuen Alliierten bot, vor allem den Frieden, während Oesterreich und bald auch Preußen so furchtbar unter dem Kriege leiden sollten.

So willigte denn auf des Vaters dringende Bitten auch Auguste schmerzlich ergeben ein, dem in München bereits angekommenen Kaiser das Jawort zu gewähren. Von der Grenze an hatte man ihn mit Triumphpforten und Illuminationen empfangen, das Volk strömte überall zusammen, um den gewaltigsten Mann der Zeit, den Ueberwinder Oesterreichs zu sehen, die Begeisterung war nach den Berichten ruhiger Zeugen eine ungeheure. Eugen befand sich, neun Tage nach dem getroffenen Abkommen, ahnungslos auf dem Rückmarsch vom österreichischen Siegeszug, als er folgenden Brief Napoleons erhielt mit der bis dorthin von ihm gebrauchten Anrede „Mein Vetter“.

„Ich bin in München angekommen. Ich habe Ihre Vermählung mit der Prinzessin abgemacht, sie ist publiziert. Die Prinzessin hat mir heute morgens einen Besuch gemacht und ich habe mich lange mit ihr unterhalten. Sie ist sehr hübsch. Ich füge ihr auf eine Tasse gemaltes Porträt bei, sie ist aber viel hübscher.“

Eugens Antwort ist nicht erhalten, es existiert also keine Kunde darüber, mit welchen Gefühlen er das Tassenbildnis betrachtete. Aber er reiste auf einen des nächsten Tages erhaltenen ebenso lakonischen Befehl gehorsam ab. In München nahm ihn Napoleon gleich in Empfang, ließ ihm den „wilden“ Schnurrbart abrasieren, damit er der Prinzessin keinen ungünstigen Eindruck mache, und stellte dann die Verlobten einander vor. Wie ihr beiderseitiger erster Eindruck war, weiß man nicht, doch steht zu vermuten, daß der Anblick des schönen ritterlichen Eugen, über dessen Herzensgüte, zarte Rücksicht und heitere offene Natürlichkeit alle Zeitgenossen übereinstimmend berichten, bald die Prinzessin dahin brachte, ihre „traurige Zukunft“ in freundlicherem Lichte zu sehen. Auch Eugen war überrascht von so viel Güte, Schönheit und Anmut; es scheint, daß die pomphafte Vermählungsfeier am 1. Jan. 1806 – wenige Tage nach der Verlobung – bereits zwei Glückliche vereinigte. München schwamm in Jllumination und Freuden, Festgelage fanden statt, die Metzger thaten ihren althergebrachten Sprung in den Fischbrunnen und droben am Rathausfenster stand inmitten der Königsfamilie der bleiche Imperator und ließ die Augen kalt auf all dieser altbayrischen Lustbarkeit ruhen. Vierundzwanzig Stunden nach der Vermählung wurde Eugen von Napoleon adoptiert und hieß nun fortan nicht mehr „Mein Vetter!“ sondern „Mein Sohn!“

Die Italiener blieben in Festen nicht hinter den Bayern zurück; das junge Paar wurde in Venedig mit den Prachtbarken der ehemaligen Republik eingeholt, die Mailänder veranstalteten festliche Aufzüge und Napoleon gab brieflich immer von neuem seine Zufriedenheit über das von ihm vorausgesagte Glück der beiden Gatten kund. Seine Briefe an die „Liebe Tochter“ haben einen bei ihm ganz ungewöhnlich warmen Ton. Es ist nicht nur die Rücksicht auf die fürstliche Abstammuug seiner Schwiegertochter, was ihn zu so zarter Rücksicht bewegt, sondern auch die Ueberzeugung von den seltenen Eigenschaften der jungen Frau, die bald von Eugen förmlich angebetet wurde und seine Liebe aufs lebhafteste erwiderte.

Während des preußischen Feldzuges blieb Eugen auf seinem Posten in Mailand, glücklich im Besitz seiner beiden ersten Kinder, die freilich gegen den Wunsch des stets nach Knaben verlangenden Kaisers Mädchen waren. Aber 1809, als auf allen Punkten des ungeheuren Herrschgebiets, das Ein Menschengehirn zu regieren sich vermaß, die erste Erstarrung abgeschüttelt wurde und die Vaterlandsliebe der Spanier, der Tiroler in offene Empörungsflammen ausschlug, als Oesterreich entschlossen einen neuen Krieg erklärte, da wurde Eugen mit dem Kommando der italienischen Armee betraut und er vollbrachte glänzende Waffenthaten in der [543] Lombardei, in Oesterreich, schließlich noch in Ungarn. Napoleon nannte Eugens Siegesschlacht von Raab „die Enkelin von Marengo“. Und überall aus dem Feldlager zwischen Märschen und Schlachten schreibt Eugen seiner geliebten Auguste zärtliche Briefe voll Sorge um ihr und der Kinder Wohl, voll Sehnsucht, sie alle wieder in seine Arme zu schließen. Eine in mehr als einem Betracht schwere Aufgabe harrte seiner zuletzt: nach vollendetem Friedensschluß mit Oesterreich die „Pacifizierung“ des von jenem preisgegebenen Tirols. Es bleibt Eugens schönster Ruhm, durch „zu große“ Milde und Menschlichkeit den armen, in ihrem heiligsten Vertrauen getäuschten Aufständischen gegenüber sich das Mißfallen ihres nunmehrigen Landesherrn, Max Josef, sowie Napoleons zugezogen zu haben. Er bemühte sich angestrengt, die friedliche Waffenniederlegung der Führer zu erreichen; es glückte ihm auch; selbst Hofer schrieb ihm, daß er sich im Vertrauen auf Eugens Güte, Weisheit und Gerechtigkeit unterwerfe. Der Sandwirt kehrte in sein Passeyer Thal heim, aber neue falsche Siegesnachrichten vermochten ihn zu neuer Erhebung, und hiermit war sein Schicksal besiegelt. Eugen und der junge „teutschgesinnte“ Kronprinz Ludwig von Bayern hätten ihn gern gerettet, aber von Paris kam ein Befehl, der in furchtbarer Kürze anordnete, es sei ein Kriegsgericht einzusetzen, welches Hofer binnen vierundzwanzig Stunden abzuurteilen und erschießen zu lassen habe.

Napoleon stand nach dem Friedensschluß von Wien auf dem Gipfel seiner Macht und wiegte sich in dem stolzen Wahne eines festgegründeten Weltreiches. Aber es fehlte ihm der Erbe dafür. So reifte in ihm langsam der Entschluß der Scheidung, vor welcher Josephine schon geraume Zeit zitterte, und er rief Eugen herbei, um seine Mutter in ihrer ersten Fassungslosigkeit zu stützen. Es waren schlimme Tage. Napoleon, selbst bis ins Innerste erschüttert von Josephinens Jammer, wies gleichwohl aufs lebhafteste Eugens Anerbieten zurück, mit seiner Mutter ins Exil zu wandern. Dieser sowie Hortense haben bei jener Gelegenheit glänzende Proben ihrer vollen, edlen Uneigennützigkeit abgelegt und Prinzessin Auguste schrieb zugleich ihrem Manne: „Aus der Reihe der Großen wird man uns löschen, aber eintragen in die Reihe der Glücklichen. Gilt dies nicht mehr? …“

Es kam nicht so. Napoleon, der bei dieser Probe wieder so recht Eugens seltenen Wert erkannt hatte, knüpfte ihn neu mit festen Banden an sich, bot ihm Kronen, die jener ausschlug, aber er fand es nur natürlich, daß der Sohn Josephinens die neue Kaiserin Marie Luise als Freund begrüße und ein Jahr später die allgemeine Freude über die Geburt des Königs von Rom teile. Die Spannung der Pariser vor diesem Ereignis war viel größer als die Sorge über den Krieg in Spanien, und die Erregung stieg aufs höchste vor dem 22. Kanonenschuß, welcher die Sicherheit eines Sohnes und Thronerbens gab.

Und doch sollte der Thron selbst so bald schon ins Wanken geraten! Napoleon beging den ungeheuren Mißgriff des russischen Feldzugs. Eugen teilte Gefahren und Strapazen mit seinem Armeekorps und hörte gelegentlich im Bivouac vom Kaiser, daß Auguste schon sechs Wochen vorher nach ihrem dritten Kinde, einem Sohn, wieder ein Töchterchen geboren hatte. Nun bemüht er sich, ihr alle die nacheinander fallenden Schicksalsschläge so mild als möglich vorzustellen; er verschweigt ihr das trostlose Elend des Rückzuges, seine glänzenden Leistungen dabei und sucht noch zu scherzen über die Wirkungen von 24° Kälte auf Nasen und Ohren.

Den schwierigen Rückzug durch das haßerfüllte Preußen leitete Eugen mit vorzüglicher Umsicht, dann folgten nach kurzen Monaten der Ruhe die deutsche Erhebung und die ersten für die Franzosen noch glücklichen Schlachten. Von da weg schickte ihn Napoleon zur Aushebuug einer Verstärkungsarmee nach Italien und nun nach einer mehr als jahreslangen Trennung hatten sich die Gatten wieder. „Ich bin überselig!“ rief Auguste dem Bringer der ersten Freudenbotschaft zu.

Der letzte Akt des Dramas brachte Eugen in schweren inneren Konflikt. Max Josef von Bayern, gedrängt durch die Alliierten und seine eigene gefahrvolle Lage im Fall der Besiegung Napoleons, erklärte anfangs Oktober 1813 seinen Abfall und suchte Eugen zur Verständigung mit den Alliierten hinsichtlich der Krone von Italien zu bewegen. Aber Eugen blieb felsenfest bei Pflicht und Ehre, hielt die Lombardei gegen Oesterreich, während Napoleon seine letzten Schachzüge gegen die Alliierten in Frankreich that, und konnte doch nicht vermeiden, daß ihn dieser in seiner rasenden Erbitterung gegen die ganze Welt auch des Einverständnisses mit seinen Feinden zieh. Und doch stand Eugen, zwei Tage nachdem Napoleon bereits abgedankt hatte, unerschütterlich vor Mincio, der einzig Unbesiegte unter allen Führern der Franzosen. Als dann die ungeheure Nachricht kam, schloß er einen ehrenvollen Waffenstillstand, verabschiedete sich in warmen Worten von dem italienischen Volk und seiner Armee und entsagte, indem er mit seiner Familie nach München ging, im Alter von 32 Jahren einer Laufbahn voll glänzender Thaten und großer Erfolge.

In München wurde er von Max Josef als geliebter Sohn aufgenommen. Der König war stolz auf den hohen Ruf seiner Ehre und Rechtlichkeit, die sich in den nun folgenden schweren Zeiten der Verhandlung mit den Alliierten wieder in starkem Gegensatz zu dem eigennützigen Verhalten so vieler anderen abhoben. Alexander von Rußland, ja selbst der neue König Ludwig XVIII. empfingen ihn mit Beweisen der ausgezeichnetsten Achtung. Der letztere stand, als der Thürsteher „den Herrn Marquis von Beauharnais“ anmeldete, lebhaft auf und ging Eugen mit ausgestreckten Händen entgegen. Dann wandte er sich an jenen mit den Worten: „Sagen Sie: Seine Hoheit der Prinz Eugen, und fügen Sie hinzu: Groß-Connetabel von Frankreich, wenn es ihm genehm ist!“

Aber dem resignierten Mann war es nicht um Titel und Würden zu thun. Er war nach Paris geeilt, um seine kranke Mutter zu sehen, deren Leiden durch den heftigen Kummer über Napoleons Sturz zur Todeskrankheit wurde. Einen Monat nachdem der Verbannte sich nach Elba eingeschifft, am 29. Mai 1814, starb Josephine.

Was nun noch folgt bis zu Eugens frühem Tode, ist stilles glückliches Privatleben mit seiner Auguste und fünf blühenden Kindern, drei Töchtern und zwei Söhnen. Eine Stellung von der Alliierten Gnaden wollte er nicht annehmen; Napoleons Rückkehr und zweitem Sturze gegenüber hielt er sich neutral. Max Josef verlieh ihm dann das Fürstentum Eichstädt und den Namen eines alten ausgestorbenen Geschlechts, der Leuchtenperge, das zu Kaiser Heinrichs IV. Zeiten in Bayern blühte. Das Leuchtenbergische Palais in München sowie die Residenz Eichstädt wurden zu Vereinigungspunkten einer gewählten, durch Wissenschaft und Kunst gehobenen Geselligkeit. Er erlebte noch die Verlobung seiner ältesten Tochter mit dem Kronprinzen von Schweden, dann kamen wiederholte Schlaganfälle und am 21. Februar 1824 starb der bis zum letzten schweren Ende selbstlos gütige Fürst, dessen edles Bild wohl verdient hat, dem Gedächtnis der Nachwelt neu erweckt zu werden.



  1. Der Roman des Prinzen Eugen. Von Albert Pulitzer. Autorisierte Uebersetzung aus dem Französischen. Wien, W. Braumüller.