Das Chemnitz-Bellmann-Denkmal in Schleswig
[580] Das Chemnitz-Bellmann-Denkmal in Schleswig. (Mit Abbildung.)
„Schleswig-Holstein meerumschlungen,
Deutscher Sitte hohe Wacht!“
so erklang es zum erstenmal in der Oeffentlichkeit am 24. Juli 1844 bei dem ersten schleswigschen Sängerfeste, auf dem der Schleswiger Gesangverein das von seinem Mitgliede, dem Rechtsanwalt Matthäus Friedrich Chemnitz (geb. 10. Juni 1815, gest. 15. März 1870), gedichtete und von seinem Dirigenten, dem 72jährigen Kantor Karl Gottlieb Bellmann (geb. 6. Sept. 1772, gest. 24. Dez. 1861), in Musik gesetzte Schleswig-Holsteinlied vortrug. Diese Dichtung, die in schlichten aber zu Herzen dringenden Worten dem Ausdruck verlieh, was damals alle Gemüter bewegte, fand in der leicht singbaren, echt volkstümlichen Weise sogleich jubelnden Beifall und in der Folge rasche Verbreitung. Man hörte das Lied jahrelang überall und bei jeder sich bietenden Gelegenheit, wie ein Vierteljahrhundert später die „Wacht am Rhein“. Es wurde zum Schlachtruf in dem Kampfe um das gute Recht, und seine Mahnung „Bleibe treu, mein Vaterland“ blieb in der trüben Zeit der Fremdherrschaft unvergessen, bis das Kampflied zur schleswig-holsteinischen Siegeshymne geworden war. Darum ist es nur recht und billig, daß man den beiden wackeren Männern, denen wir dies zündende Volkslied verdanken, ein würdiges Denkmal errichtet hat. Am 26. Juli wurde auf der Koppel in Schleswig, von deren Höhe man einen so schönen Ausblick auf die anmutig an der Schlei im Buchengrün gelegene Stadt genießt, und auf dem Platze, wo 1844 das Schleswig-Holsteinlied zum erstenmal gesungen worden ist, das Chemnitz-Bellmann-Denkmal enthüllt. Es ist ein trefflich gelungenes Werk des Bildhauers Paul Peterich, den schon sein Weber-Denkmal in Eutin und das Reventlow-Beseler-Denkmal in Schleswig vorteilhaft bekannt gemacht haben.
Aus einem Aufbau von unbehauenen erratischen Blöcken erhebt sich ein Granitsockel mit den bronzenen Medaillonbrustbildern von Chemnitz und Bellmann, dem schleswig-holsteinischen Landeswappen und entsprechenden Inschriften. Auf diesem Unterbau ragt mächtig empor die in Bronzeguß und mehr als doppelter Lebensgröße ausgeführte kraftvolle Reckengestalt eines jungen, mit dem Eichenkranze geschmückten Germanen. Kampfbereit schwingt seine Rechte das Schwert, seine Linke aber hält die Leier. In glücklichster Weise verkörpert so der Jüngling das für sein Deutschtum unter den begeisternden Klängen jenes Liedes zum Kampfe ziehende Schleswig-Holstein, das durch die That den Worten „Deutscher Sitte hohe Wacht“ Bedeutung verliehen hat. Fr. R.