Das Breisgau
Du schönes Land! Mit stillem innigem Entzücken
Begrüß’ ich dich, von deiner Berge Rücken
Zu Blüthenthälern fern den Blick gewandt.
Rings mich umhauchen aromat’sche Düfte
Frei athmend träum’ ich mich in deinen Himmelsrand,
Du schönes Land!
Du kräftig Land! – Wie deiner Riesenberge Urgebeine,
Steht fest im Volk die alte, treue, reine
Stolz wie die Tannen bei des Feldbergs Kronen,
Kühn wie die Gemsen in des Schnee’s Regionen,
Sind deine Söhn’ am Alb- und Dreisamstrand,
Du kräftig Land!
Ertönt die Luft von froher Hirten Klängen,
Wo Herzensgüte schlingt Ein Liebesband.
Und auch der Städte feineres Getriebe
Beut jedem Fremden Gastlichkeit und Liebe,
Du biedres Land!
Du Segensland! Was Nord und Süd nur Köstlliches gewähren,
Der Bäume Frucht, des Feldes goldne Aehren –
Erringt des Fleißes nimmermüder Stand.
Die Hügel sich mit Rebenlaub umkleiden,
Und aus dem Schacht wird Salz und Erz gesandt, –
Du Segensland!
Du theures Land! Nicht in Hesperiens Fabelauen,
Nicht an der Seine und Croatiens Strand,
Wo in den wechselvollen Lebenstagen
Den Sänger Dienst und Schicksal hingetragen,
Sah Gutes er und Schönes so verwandt;
Du glücklich Land! Dort wo der Ueberfluß sich stets ergießet
Und die Genügsamkeit den Fleiß umschließet,
Wo Lieb’ und Treue wandeln Hand in Hand:
Dort wo der Jugendfreunde Leben waltet,
Dort möcht ich weilen bis zum Grabesrand,
Du glücklich Land!
Zeng, 1828. | Hermann von Greiffenegg,[1] Festungscommandant in Zeng, am Meeresgestad Croatiens, an der Türkischen Grenze. |
- ↑ WS: Diese Angabe kann nicht stimmen, da Hermann von Greiffenegg 1807 verstorben ist. Es muss sich um seinen Sohn Gottlieb handeln.