Das Bild am Martinsthor
Der Wind blies durch die dürre Haid
So schneidend und so kalt,
Er trieb die Flocken vor sich her
Durch Stoppelfeld und Wald.
Im Schnee lag still der Haas,
Der Rabe flog mit heißerm Schrei,
Auf menschenleerer Straß.
Drei Reiter sprengten leichten Muths
Die Reiter hatten warmes Blut,
Ihr Roß, das lief geschwind.
Sie ritten durch das rauhe Feld,
Und über’s Eis so glatt,
Von Amiens der Stadt.
„Ach Reiter, liebe Reiter mein,
Wie bläs’t der Wind so kalt,
Ach haltet doch ihr Reiter ein,
„Der Kummer war der Vater mein,
Die Mutter war die Noth;
Helft mir um Gott mit eurem Gold,
Sonst ist der Frost mein Tod.“
Vorbei der Zweite ritt,
Der Dritte hielt beim Bettler ein
Des Roßes raschen Schritt.
„Ich hab nicht Silber und nicht Gold,
Doch was ich hab’, das nimm von mir,
Zu Liebe Gott dem Herrn.“
Er zog sein Schwert so scharf und gut,
Den Mantel durch er schnitt.
Und weiter dann er ritt.
Der Bettler rief ihm dankend nach.
St. Martin ritt in Eil’,
Sie sah’n mit Hohn ihn reiten fort
St. Martin war vom Reiten müd,
Er fiel in süßen Schlaf,
Als heller als das hellste Licht,
Ein Glanz sein Auge traf.
Der stand vor ihm so klar,
Und in schneeweißem Sonnenkleid,
Gar manche Engelschaar.
Und unter ihnen mittenin
Den Herren sah er angethan,
Mit seinem Manteltheil.
Es spricht der Herr voll milder Lust
Und blickt die Engel an:
Ein Heide mir gethan.“
St. Martin hat des Herren Wort
Gar freudig angehört,
Die Gnade war sein reicher Lohn,
„Nun bitte lieber Martin Du
Bei Gott für unser Heil,
Daß uns auch einstens fehle nicht
Bei Gott ein Manteltheil.“