Textdaten
<<< >>>
Autor: Unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Bild am Martinsthor
Untertitel:
aus: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau, S. 28–30
Herausgeber: Heinrich Schreiber
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Franz Xaver Wrangler
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Freiburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Freiburg und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[28]
16. Das Bild am Martinsthor.

Der Wind blies durch die dürre Haid
So schneidend und so kalt,
Er trieb die Flocken vor sich her
Durch Stoppelfeld und Wald.

5
Im Eise starrt der schnelle Bach,

Im Schnee lag still der Haas,
Der Rabe flog mit heißerm Schrei,
Auf menschenleerer Straß.

Drei Reiter sprengten leichten Muths

10
Wohl durch den Schnee und Wind,

Die Reiter hatten warmes Blut,
Ihr Roß, das lief geschwind.

Sie ritten durch das rauhe Feld,
Und über’s Eis so glatt,

15
Sie ritten vor das hohe Thor,

Von Amiens der Stadt.

„Ach Reiter, liebe Reiter mein,
Wie bläs’t der Wind so kalt,
Ach haltet doch ihr Reiter ein,

20
Wie bin ich schwach und alt.“
[29]

„Der Kummer war der Vater mein,
Die Mutter war die Noth;
Helft mir um Gott mit eurem Gold,
Sonst ist der Frost mein Tod.“

25
Der erste Reiter sah nicht um,

Vorbei der Zweite ritt,
Der Dritte hielt beim Bettler ein
Des Roßes raschen Schritt.

„Ich hab nicht Silber und nicht Gold,

30
Um Gott gäb’ ich es gern;

Doch was ich hab’, das nimm von mir,
Zu Liebe Gott dem Herrn.“

Er zog sein Schwert so scharf und gut,
Den Mantel durch er schnitt.

35
Die Hälfte gab er freundlich hin,

Und weiter dann er ritt.

Der Bettler rief ihm dankend nach.
St. Martin ritt in Eil’,
Sie sah’n mit Hohn ihn reiten fort

40
Mit seinem Manteltheil.


St. Martin war vom Reiten müd,
Er fiel in süßen Schlaf,
Als heller als das hellste Licht,
Ein Glanz sein Auge traf.

45
Der Himmel hoch, der Himmel weit,

Der stand vor ihm so klar,
Und in schneeweißem Sonnenkleid,
Gar manche Engelschaar.

[30]

Und unter ihnen mittenin

50
Sah er das ewige Heil;

Den Herren sah er angethan,
Mit seinem Manteltheil.

Es spricht der Herr voll milder Lust
Und blickt die Engel an:

55
„Dies hat, o seht und freuet euch,

Ein Heide mir gethan.“

St. Martin hat des Herren Wort
Gar freudig angehört,
Die Gnade war sein reicher Lohn,

60
Zum Christ war er bekehrt.


„Nun bitte lieber Martin Du
Bei Gott für unser Heil,
Daß uns auch einstens fehle nicht
Bei Gott ein Manteltheil.“