Textdaten
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Titel: Das Ballwerfen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[514] Das Ballwerfen. (Zu nebenstehendem Bilde.) Die Bewegung des Wurfes ist, als körperliche Uebung betrachtet, von großem Werthe; denn nicht bloß der werfende Arm hat seine Muskelarbeit zu vollbringen – auch der gesammte Oberkörper und die Beine werden in Mitleidenschaft gezogen, nehmen also auch theil an dem gesundheitlichen Nutzen dieser Leistung. Wird vollends das Werfen nach einem Ziele, das Treffen, geübt, so tritt als weiterer Mitarbeiter und ebendamit als weiterer Nutznießer das Auge hinzu.

Zielscheibe für Ballwerfen.

Das letztere ist nicht zu unterschätzen. Es hat sich gezeigt, daß anhaltende planmäßige Wurfübungen nach Zielen einen nicht unwesentlichen Einfluß auf die Schärfe des Auges ausüben. An der kgl. Kreisrealschule zu Kaiserslautern in der Pfalz betreibt der Turnlehrer G. Pöppl das Ballwerfen mit vielem Eifer und Verständniß. Und als man in den Kaiserslauterner Schulanstalten die Augen von ärztlicher Seite untersuchte, da fand man in der Realschule 7,8 Prozent, in der Lehrerbildungsanstalt 26,8 Prozent und im Gymnasium 31,7 Prozent Kurzsichtige! Selbstverständlich ist an diesen Zahlenverhältnissen das Ballwerfen nicht allein schuld; aber daß es mit dazu beitrug, die Kurzsichtigkeit in der Realschule auf einer so niederen Stufe zu halten, das dürfte kaum zu bezweifeln sein. Thatsächlich giebt es schon aus dem Jahre 1843 einen bayerischen Ministerialerlaß, welcher „das Werfen nach Zielen vorschreibt, um der überhandnehmenden Kurzsichtigkeit der jungen Leute entgegenzutreten.“

Zum Werfen nach einem Ziele bietet sich in der freien Natur draußen zwanglos vielfache Gelegenheit – nicht so leicht aber in der Enge der menschlichen Wohnstätten, auf den Turnplätzen, in der nächsten Umgebung der Schulen. Der schon genannte Turnlehrer Pöppl hat darum die obenstehend abgebildete Scheibe ersonnen, welche nicht bloß als zweckmäßiges Ziel dienen kann, sondern auch das richtige Treffen selbstthätig anzeigt. Ihr Bau ist von äußerster Einfachheit, giebt aber für große Dauerhaftigkeit alle Gewähr. Ein starker eiserner Träger wird mit zwei Schrauben an einem hölzernen Pfosten, einer Wand oder dergleichen befestigt. Auf ihm läuft in zwei Lagern ein kräftiger eiserner Bolzen, der an seinem vorderen Ende die 20 cm im Durchmesser haltende, schwarzlackierte, nur in der Mitte mit einem 5 cm breiten weißen Punkte versehene Scheibe trägt und durch eine Spiralfeder nach vorwärts gedrückt wird. Das hintere Ende des Bolzens stößt, wenn ein Wurf kräftig die Mitte der Scheibe getroffen hat, einen Zeiger – eine schwarze oder weiße 1 – in die Höhe, welcher stehen bleibt, bis ihn eine einfache Vorrichtung wieder fallen läßt.

Diese Ballwurfscheibe wird den Wetteifer der jungen Leute in hübscher Weise anregen und damit dem erziehlichen Werthe der Uebung den Reiz des Unterhaltenden geben. Auf Turn- und Spielplätzen wird sie ganz am Platze sein, vielleicht verfügt da und dort ein glücklicher Vater auch über einen günstigen Hofraum, in welchem er ein so nützliches Turn- und Spielgeräth für seine heranwachsende Jugend anbringen kann.