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Salomo

nahm zu Anfang seiner Regierung einige gewaltsame Reinigungsprozesse vor, durch Tödtung seines Bruders Adonia, [299] der die Unverschämtheit hatte, die schöne Abisag zum Weibe zu verlangen; ferner durch Tödtung des gefährlichen Joab und des Simei, der als ein Nachkomme Sauls auf den Thron hätte Anspruch machen können. — Gegen diese Grausamkeiten, die ihm die Politik geboten, und die auch bei ihm, wie das Tadelnswerthe bei David, grosse Tugenden und die Gnade Gottes nicht ausschliessen, sticht dann im 3ten Capitel des ersten Buchs der Könige die fromme Gottesfurcht Salomo’s und sein wunderbar schönes Königsgebet merkwürdig ab. 1. Buch d. Kön. 3, 9. „So wollest du deinem Knecht geben ein gelehrsam Herz, dass er dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse.“ Und Gott sprach: „Weil du nicht um langes Leben, Reichthum und Sieg über die Feinde bittest, sondern um Verstand, so will ich dir Weisheit geben.“

Als Probe dieser Weisheit gibt das 3te Capitel des ersten Buchs der Könige das berühmte Urtheil, durch welches Salomo erkannte, welches von zwei um ein Kind streitenden Weibern die wahre Mutter desselben sey. Aber das Buch der Könige sagt weiter, die Weisheit Salomo’s sey grösser gewesen, als die aller übrigen Menschen in der weiten Welt, dazu habe er auch alle Dichter übertroffen, und sey berühmt gewesen unter allen Heiden umher, und seiner Lieder waren 1005. Und in der ganzen Natur war ihm nichts verborgen, er verstand Alles von Kräutern und Bäumen, von allen Thieren in der Luft, im Wasser und auf Erden. Und es kamen aus allen Völkern, zu hören die Weisheit Salomo’s, und von allen Königen auf Erden.

Die jüdische und muhamedanische Legende hat noch viel mehr von der Weisheit Salomo’s gefabelt. Schon Josephus (antiq. VIII. 2.) erwähnt, Gott habe ihm Macht über die Dämonen gegeben. Nach v. Hammers Rosenöl I. 147. und Weils bibl. Legenden S. 225 dienten ihm alle guten und bösen Engel, und alle Vorsteher der Geschöpfe. Als Könige der Thiere erschienen vor ihm ein Wallfisch, Adler, Löwe und eine Schlange. Auch verstand Salomo die Sprache aller [300] Thiere und redete mit ihnen. Den bösen Dschinnen drückte er sein Siegel auf, um sie als seine Sklaven zu stempeln, und brauchte sie zu allerlei Diensten, besonders zu Bauten. Die widerspenstigen bannte er unter den Grundstein der Gebäude und versiegelte sie, dass sie nimmer sich wenden konnten. So namentlich beim Bau der Stadt Tadmor (Palmyra) in der Wüste. Oder er sperrte die Dschinnen in Töpfe ein und versenkte sie auf den Grund des Meeres. Der Siegelring Salomo’s trug einen Edelstein, worin die Worte: „Allah ist Allah und Muhamed sein Prophet“ eingegraben waren und mit dem er Alles zaubern konnte. Ausserdem gab ihm Gott einen Wind, mit dem er fahren konnte, wohin er wollte. Herbelot s. v. Soliman. — Nach derselben Fabel war der berühmte Vogel Simurgh (der Phönix) Wessir des Königs Salomo. Dieser Vogel besass die höchste Weisheit mit dem höchsten Alter, indem er schon lange vor Erschaffung Adams gelebt und den siebenzig präadamitischen Salomonen als Wessir gedient hatte. Vor den Menschen nämlich wohnten Geister auf Erden, von Königen beherrscht, welche Salomone hiessen, und von denen jeder tausend Jahre lang regierte, zusammen 70,000 Jahre. Rosenöl I. 13.

Die heilige Schrift preist vorzugsweise nur den Bau des grossen Tempels zu Jerusalem, den Salomo betrieb, und dem wir einen besondern Artikel widmen. S. Tempel. Salomo regierte in vollkommenem Frieden und vermehrte den Wohlstand seines Reichs auf alle Weise, unter andern auch durch Handel. Seine Verbindung mit Phönizien und Aegypten machte es möglich, dass er einige Schiffe auf dem rothen Meere nach Ophir (Ceylon) senden und die Reichthümer Arabiens und Indiens von dort holen konnte. Da hörte die mächtige Königin von Saba (im südlichen Arabien, die Alterthümer der Stadt sind erst in jüngster Zeit entdeckt) von Salomo und beschloss, seine Weisheit zu prüfen. Sie selbst kam mit grossem Gefolge zu ihm und versuchte ihn mit Räthseln (die von der heiligen Schrift nicht näher bezeichnet sind); da er aber alle diese Räthsel löste und ihm nichts [301] verborgen war, was er ihr nicht gesagt hätte, erkannte sie, seine Weisheit übertreffe in der Wirklichkeit noch weit Alles, was sie früher nur davon gehört hatte, und sie schenkte dem König die Reichthümer, die sie mitgebracht, 120 Centner Goldes, köstliche Edelsteine und Spezereien. Er liess es aber auch an Gegengeschenken nicht fehlen. — Mit dieser einfachen Erzählung begnügt sich die heilige Schrift, ohne den Namen der Königin zu nennen. Desto ausführlicher handeln von ihr die muhamedanischen Sagen.

In der Bibel heisst es nun weiter: Salomon habe von dem Golde, das ihm die arabische Königin geschenkt und das er noch durch Handel gewann, sich einen prachtvollen Thron mit zwölf Löwen, je sechs auf den Stufen einander gegenübergestellt, und viele andere herrliche Sachen zur Ausschmückung seines Pallastes verfertigen lassen. Auch das haben nun die muhamedanischen Sagen wieder ausgesponnen. Da heisst es, die zwölf Löwen brüllten, sobald sich ein böser Mensch dem Throne nahte. Den Thron umgaben ferner goldne Bäume mit singenden Vögeln von Edelsteinen in den buntesten Farben, Weinstöcke mit Trauben von Edelsteinen. Dazu versammelten sich um denselben die Repräsentanten nicht nur aller menschlichen Reiche und Völker, sondern auch des Thierreichs und aller Thiergattungen, und eben so der Dschinnen, oder Geister. Vgl. Klaproth, as. Magazin I. 113. Curiositäten III. 387. Rosenöl I. 179.

Mit diesem Throne Salomo’s ist nicht zu verwechseln der sogenannte Thron Salomo’s Takut Soliman im Solimangebirge oberhalb Kabul in Afghanistan. Bis dahin soll Salomo (nachdem er in der Wüste Tadmor oder Palmyra gegründet und sein Reich weit nach Osten ausgedehnt hatte) gedrungen seyn und von hier aus in das ferne Indien hinabgeblickt haben. Ritter, Erdkunde VIII. 130.

Alle muhamedanischen Fabeln von Salomon hier wiederzugeben, ist nicht wohl am Ort. Firdusi häufte sie in siebenzig Folianten seines persischen Suleimaname zusammen. Rosenöl XV. Hier nur eine.

[302] Die Erbauung von Tadmor (Palmyra). Als Salomo diese Stadt mitten in der Wüste zu bauen beschloss, fand er unterwegs einen Einsiedler, den er frug, warum er sich keine Wohnung gebaut habe. Der Einsiedler antwortete: „Ich wollte es thun, aber als ich Steine nahm, sagten die Steine: Lass uns, wir haben schon Gräber gedeckt. Als ich Bäume fällen wollte, sagten sie: Lass uns, wir sind vom Blut erschlagener Menschen durchdrungen. Als ich Staub sammelte, um Lehm daraus zu kneten, sagte der Staub: Lass mich, ich bin von Todten. Da sah ich, dass wir doch Alle bald sterben, und hielt es nicht der Mühe werth, mir ein Haus zu bauen.“ Allein Salomo liess sich dadurch nicht abhalten, Tadmor zu erbauen, und weil ihm die Ameisen zum Bau der schneeweissen Moschee die weisseste Erde zusammentrugen, nannte er die Stadt nach ihnen (tad, Hügel, mur, Ameise). Auch die Dschinnen halfen am Bau und schleppten die prachtvollen Marmor- und Granitsäulen herbei. Rosenöl I. 189.

Salomo lebte ganz auf dem Fuss eines morgenländischen Despoten, denen er daher auch immer zum Vorbild gedient hat. Er hielt sich an seinem prachtvollen Hofe einen Harem von 700 rechtmässigen Frauen und noch 600 Kebsweiber dazu. 1. B. d. Könige 11, 3. Im Hohenliede 6, 7. sind nur 60 Frauen, nur 80 Kebsweiber, dazu aber noch unzählige Jungfrauen angegeben. Darin jedoch unterschied er sich von fast allen orientalischen Despoten, dass er nicht bloss dem fleischlichen Genusse lebte, sondern auch geistig thätig war als Denker und Dichter, wovon seine Sprüche und sein Buch der Weisheit, so wie sein unübertreffliches Hohelied zeugen.

Als Salomon alt geworden, erzählt die heilige Schrift, habe er in seiner Weisheit nachgelassen und sich dem Einfluss seiner vielen ausländischen Weiber hingegeben, so dass er auch Jehovahs vergessen, oder wenigstens neben demselben auch die Götzen seiner heidnischen Weiber angebetet und ihnen Tempel gegründet habe. Deshalb sey der Herr über ihn ergrimmt worden und habe ihm noch am Ende [303] seiner so lange friedfertigen Regierung einen ruhestörenden Feind in Hadad, dem Edomiter, erweckt.

Von Salomo’s Tode, der in der heiligen Schrift nur ganz einfach berichtet wird, hat das Suleimaname wieder eine sehr schöne Sage. Salomon ging wie gewöhnlich in den Garten, die Blumen zu betrachten, da sah er aus der Wand des Tempels ein Kraut hervorwachsen. Unwillig frug er es, was es sey? „Ich bin das Steinbrech,“ antwortete das Kraut, „geschaffen, um die festesten Tempel und Burgen mit der Zeit zu zerstören.“ Da schnitt es der König ab und machte sich einen Stock daraus, indem er sprach: „Statt zu schaden, sollst du nützen.“ Rosenöl I. 251. Bald aber begegnete ihm der Todesengel selbst (mit sechs Gesichtern, um nach allen Weltgegenden hin die zu sehen, die er holen wollte), und nachdem er den Salomo belehrt über die Auferstehung und das ewige Leben, nahm er seine Seele mit sich, Salomon aber blieb noch ein ganzes Jahr lang unverwest aufrecht stehen, so dass man ihn noch für lebend hielt, und binnen dieser Zeit bauten, wie er gewünscht hatte, die Dschinnen den Tempel vollends aus. Erst als der Stock Salomons zusammenbrach, fiel auch er selbst, und Alles sah nun, dass er todt sey. Weil, 275 f.

Man hat dem Salomo auch viele apokryphische Bücher zugeschrieben, so einen Psalter, einen Schlüssel Salomonis, eine Geisterbeschwörung. Vgl. Fabricii codex pseudepigr. 914. 1052. 1032. Der Schlüssel besonders wurde im 17ten und zu Anfang des 18ten Jahrhunderts bei den Alchymisten sehr populär, indem darin die ganze verborgene Naturweisheit der Vorwelt enthalten seyn sollte. Nach Herbelot haben die Teufel selbst viele Zauberbücher unter dem Namen Salomons edirt. Herbelot s. v. Soliman.

Nachdem wir im Ueberblick erkannt, welchen hohen Rang Salomon in der fabelhaften Vorstellungsweise des Orients einnimmt, hebt sich die allegorische Bedeutung, die er für die abendländische Welt hat, schärfer und deutlicher hervor.

Salomo, der junge weise König, hat hier alle menschliche [304] Schwäche abgestreift und wird das Ideal der irdischen Könige, und als Gründer des Tempels ein Vorbild Christi selber, des himmlischen Königs und Herrn. So ist er aufgefasst in der Handschrift der Herrad von Landsberg zu Strassburg (vgl. Engelhardt S. 43.). Vornehmlich aber ist Salomo als Bräutigam des Hohenliedes Vorbild Christi, als des Bräutigams der Kirche. Die zwölf Löwen am Throne Salomons entsprechen den zwölf Aposteln. Der Tempel Salomons ist Vorbild der christlichen Kirche. Vgl. d. Artikel Tempel.

Ausserdem aber ist Salomon auch Vorbild des Königthums oder der weltlichen Staatsgewalt in ihrem wahren und allein zulässigen Verhältniss zur Kirche. Was bei David noch schwankt, steht bei Salomo fest. Während David vorzugsweise ein lyrischer Dichter war, war Salomo ein gnomischer. Jener dichtete Psalmen, dieser Sprüche, ein Buch der Weisheit und einen Prediger. Man hat gezweifelt, ob Salomon selbst dergleichen geschrieben. Darauf kommt wenig an. Entweder die Bücher gehören dem Kreise an, in welchem Salomo unmittelbar wirkte, oder sie sind etwas später in seinem Sinn und Namen zusammengefasst. Jedenfalls herrscht in ihnen das, was man die salomonische Weisheit zu nennen pflegt, die von einem König und Laien, also vom Staate aus dem Priesterthum gebrachte Huldigung, dass alles irdische Ding eitel sey, wenn es nicht im Dienste Gottes stehe. Diese salomonische Weisheit ist gleichsam das Abfinden des neuen Königthums mit dem Priesterthum, die Versöhnung Samuels und Sauls in einer neuen, innigen Vereinigung des Staats mit der Kirche.

In den Sprüchen Salomonis ist der Grundgedanke: Gott fürchten und seine Gebote halten ist mehr denn alles Wissen; nicht dem Irdischen soll man vertrauen, sondern Gott allein. — Im Prediger Salomonis ist der Grundgedanke: Alles ist eitel, nur wer Gott folgt, gelangt zum Wahren und Unvergänglichen. — Im Buche der Weisheit Salomonis wird zuerst das Streben nach Weisheit empfohlen, dann der aus der [305] Weisheit fliessende Segen gepriesen und endlich der Gang der ewigen Weisheit in der jüdischen Geschichte nachgewiesen.

Man hat diese Bücher späterer alexandrinischer Philosopheme verdächtigt, allein das kann nur mit Aengstlichkeit in ihnen gesucht werden. Ihr wesentlicher Inhalt ist praktisch und erbaulich. Sie haben zugleich den grossen Vorzug, die Menschen und Natur und Leben zu nehmen wie sie sind, und keine zu ideale Voraussetzung von der Perfectibilität des Menschengeschlechts zu hegen. Sie verlangen daher nicht zu viel vom Menschen, muthen ihm im Durchschnitt keine zu strenge Ascese und Engelsmoral zu, sondern tragen allen menschlichen Bedürfnissen und Schwächen Rechnung und Nachsicht, und gehen mehr darauf aus, Vorsicht vor der Sünde und Reue und Busse nachher zu predigen, ohne zu zweifeln, dass doch werde gesündigt werden. Das ist auch die kirchliche Voraussetzung von der Menschlichkeit des Laienstandes im Gegensatz gegen die manichäische und puritanische Strenge der Sekten, die den Menschen entweder zu hart anfassen oder hoffärtig über sich selbst erheben. Insofern nun ist Salomo auch Vertreter der gesammten Laienwelt in ihrer natürlichen Beschaffenheit und Wahrheit mit ihren Ansprüchen an die Hülfe der Kirche.

Endlich bietet Salomo noch zwei Seiten dar: 1) als Richter, und 2) als Magier. Das nach ihm sprichwörtlich genannte salomonische Urtheil ist ein Muster für jedes Laiengericht, der gesunde Menschenverstand von einem frommen Könige im Dienst Gottes angewandt zum Wohl des Volkes und zum Schutz der Bedrängten. Was die Magie Salomo’s betrifft, so ist kein Zweifel, dass ihm die heilige Schrift selbst wenn nicht übermenschliche Weisheit, doch jedenfalls die Kenntniss von allem dem zuschreibt, was sich sonst nur an ganze Gattungen von Gelehrten vertheilt. Vgl. 1. B. d. Könige 4, 30 f. Auch in Bezug auf das Wissen vertritt Salomo das Verhältniss des Weltlichen zum Kirchlichen, der Philosophie, Rechtskunde, Geschichte, Poesie und Naturkunde zur Theologie. [306] In gewissem Sinne steht ihm die Königin von Saba als die noch nicht dem Heiligen dienende Wissenschaft und Kunst mit ihren Räthselfragen gegenüber, die nur er, der den Schlüssel zu den göttlichen Geheimnissen hat, lösen kann. Er ist die Wissenschaft im Dienst des Herrn und erleuchtet vom Herrn, jene Königin vertritt dagegen die noch wildgewachsene des Heidenthums. Indem die Muhamedaner in ihren Legenden von Salomo seine Weisheit und Magie hervorheben, ihm den allmächtigen Siegelring, einen Alles öffnenden Schlüssel, einen Zauberstab etc. beilegen, verleihen sie ihm so viel Macht, dass er eigentlich Gott gleich steht und seiner nicht mehr bedarf, was ganz gegen seinen biblischen Charakter läuft.

Auf Kirchenbildern wird Salomon immer im königlichen Schmuck, aber jung und ohne Bart gemalt. Zuweilen hat er den Tempel als Attribut neben sich. Vgl. Didron, man. p. 127. 137.