Christliche Symbolik/Pelikan
der bekannte Vogel, der, die Mitte haltend zwischen Schwan und Storch, im Wasser lebt und sich von Fischen nährt, daher seine weisse Brust zuweilen von Fischblut geröthet ist. Diese Thatsache erhielt eine poetische Deutung. Nach Epiphanius, Physiologus 8, tödtet das Weibchen ihre Jungen durch ihre Liebkosungen, das Männchen aber kommt dazu, reisst sich mit dem Schnabel die eigne Brust auf und lässt sein Blut auf die todten Jungen rinnen, die dadurch wieder lebendig werden. Vgl. Isidorus, etymol. XII. 7. St. Augustinus [207] zum 101sten Psalm, den von Tychsen herausg. Physiologus Syrus, Eustathius etc. Man findet die älteren Quellen beisammen in Bocharti hieroz. II. 301. Vgl. den altdeutschen Physiologus in der Massmann’schen Ausgabe der Quedlinburger Nationalbibliothek III. 322. und viele andere altdeutsche Schriftquellen, gesammelt in Grimms Vridanc S. LXXXV. Die Quellen weichen nur darin ab, dass in einigen das Weibchen, und nicht das Männchen, die Grossmuth übt, und den Jungen Schuld gegeben wird, sie hätten das Männchen vorher getödtet. Diese Abweichungen sind Nebensache. Die Hauptsache ist die symbolische Anwendung. Schon die Kirchenväter nämlich und nachher das ganze christliche Mittelalter erkannte in dem Pelikan, der sein Blut vergiesst für seine Jungen, ein Symbol des Heilandes am Kreuz. So auch Dante in s. Paradiese 25, 38.
In diesem Sinne ist der Pelikan auch unzähligemal auf Kirchenbildern angebracht worden. Vgl. Piper, Mythologie der christl. Kunst I. 463. Twining, symb. pl. 21. 22. 89. Auch auf dem berühmten Genter Altar, im Freiburger Münster etc. Nach Loretto wurde ein Pelikan von Gold gestiftet, dessen Blut durch Rubinen bezeichnet ist. Keyssler, Reise S. 895.