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Patriarchen.

Darunter versteht man 1) die zehn Erzväter in absteigender Linie von Adam und Seth bis auf Noah vor der Sündfluth, und 2) die Erzväter von Noah und den Juden, insbesondere von Abraham an bis Joseph. Von da an verlieren sich die physischen Väter in der Menschenmenge und nur noch die geistigen treten als Propheten in ihrer höhern Bedeutung hervor.

Die zehn Propheten vor der Sündfluth haben einen mythischen, riesenhaften Charakter, sind aber als Prototypen der Menschheit aufzufassen. In der dunkeln Geschichte dieser zehn Patriarchen sind drei Momente festzuhalten:

1. Der titanenhafte Typus, indem schon durch das hohe Lebensalter der Patriarchen selbst eine grossartigere Leibesbeschaffenheit derselben angedeutet ist, die aus der Vermischung der Kinder Gottes mit den Menschentöchtern hervorgegangenen Wesen aber ausdrücklich die Gewaltigen hiessen. Der jüdische Talmud und die muhamedanischen Fabeln haben das ganze vorsündfluthliche Geschlecht zu Riesen gemacht und unter andern einen riesenhaften Zahn, aus dem sich Abraham später eine Bettstatt machte, für den des in der Sündfluth mitbegrabenen Riesen Og gehalten. Ohne Zweifel trug das Auffinden riesenhafter Thierknochen schon im hohen Alterthum dazu bei, an ein in der Sündfluth begrabenes Riesengeschlecht glauben zu machen. Das 1. Buch Mosis [199] selbst deutet, wie gesagt, nur den gigantischen Typus an, ohne besondern Werth darauf zu legen. Ihm kommt es nicht auf das leibliche, sondern nur auf das sittliche Verhalten jener ersten Generationen an.

2. Die Corruption. Dies ist im 1. Buche Mosis das wichtigste Moment, weil dadurch die nachfolgende Sündfluth erklärt wird. Das Verderben der Menschen ist die natürliche Folge des Sündenfalls. Der durchgehende Gedanke ist, dass alle Erstgeburt verderben muss, und dass erst aus dem jüngern Geschlecht wieder der Retter und Erlöser hervorgeht. So verdirbt der erste Mensch Adam und sein Gegenbild erscheint erst im Erlöser Christus. Die ganze vorchristliche Zeit fällt in die dunkle Sündenseite; erst die nachchristliche Zeit in die helle Seite der Erlösung. Wie das von der ganzen Weltgeschichte gilt, so wieder im Einzelnen. Der erstgeborne Kain verdirbt, der gute Same wird nur fortgepflanzt im nachgebornen Seth. Die ganze erste Generation bis zur Fluth verdirbt, und der gute Same wird nur fortgepflanzt in Noah. In demselben Sinne ist später Esau verdorben und der jüngere Jakob wird Erbe des Segens. Das Verderben der Erstgeburt ist ein tief durch’s ganze alte Testament durchgreifender Gedanke.

3. Das summarische Vorbild der ganzen spätern Weltgeschichte. Wie in einem engen Spiegel drängt sich in der Geschichte der ersten zehn Patriarchen das ungeheure Bild des Weltschicksals zusammen. Wenn auch nur in der kürzesten Andeutung ist doch Alles schon in diesem Vorbild enthalten, was später sich in weitem Raum und langgedehnter Zeit entfaltet. Die klugen Söhne Kains, Erfinder der Künste und Waffen, die Bastarde von Gott und Mensch, die Gewaltigen der Erde, was sind sie anders, als die Vorbilder aller spätern Cultur und aller spätern politischen Corruption? Läge nicht dieses Vorbildliche in ihnen, so müsste man sich wundern, warum sie nicht roher aufgefasst erscheinen. Wozu die Künste in einer so frühen Zeit? Der durchgreifende Gedanke ist, dass die Völkermassen in dieselbe Sünde fallen, [200] wie die ersten Eltern, indem sie vom Baume der Erkenntniss essen und hochmüthig und gottlos werden durch ihr Wissen, durch ihren Dünkel, sie brauchten Gott nicht mehr und seyen sich selber genug.

Die jüngeren Patriarchen von Noah und zumal von Abraham an sind bereits in einzelnen Artikeln behandelt. Sie vertreten theils ausschliesslich das Judenthum, wie namentlich Abraham, theils gehen sie in den Prophetencharakter über als messianische Vorbilder, wie Joseph. Die jüdischen Patriarchen und Propheten, wozu sich auch noch die heidnischen Sibyllen gesellen, bilden heilige Heerschaaren des alten Testaments und werden in diesem Sinne auf Kirchenbildern häufig zur linken Seite den zur rechten stehenden Aposteln, Kirchenvätern und Heiligen gegenübergestellt, denn das neue Testament hat immer die rechte, das alte die linke Seite.

Zu den Sibyllen gesellte die Kirchenbildnerei des Mittelalters auch weibliche Patriarchinnen und Prophetinnen, die Eva, Sarah, Rebekka, Rahel, die Mirjam, Deborah, Rahab, Balkis (Königin von Saba), Susanna, Ruth, Judith, Esther.