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Loth.

Als Sodom und Gomorrha von Gott mit Feuer zerstört wurden, floh Loth mit seinem Weibe und seinen beiden Töchtern. Sein Weib sah sich, dem Verbote zum Trotz, nach dem Feuer um und wurde in eine Salzsäule verwandelt. Die Töchter, in’s rauhe Gebirg entflohen, glaubten, die ganze bewohnte Welt sey mit Feuer vertilgt, und es gebe keinen Mann mehr auf Erden, ausser ihrem Vater. Damit nun das Menschengeschlecht nicht unterginge, machten die Töchter ihren Vater trunken und verführten ihn in diesem Zustande, ohne dass er sich dessen am Morgen erinnerte. Darauf gebar die älteste den Moab, von dem die Moabiter kommen, die jüngste den Ammi, von dem die Ammoniter kommen. Eine eben so voreilige Zeugung, wie die des Ismael, und noch frevelhafter; daher Gott die Moabiter und Ammoniter ungnädig [42] ansah, und dieselben auch stets verhasste Feinde des auserwählten Volkes, der Kinder Abrahams, blieben.

Diese Geschichte hat einen mystischen Sinn. Wie Abraham Prototyp des Glaubens, so Loth des Unglaubens. Wie in Abrahams Geschlecht der reine Glaube fortlebt, so divergiren in Loths Familie die verschiedenen Arten der Skepsis und der Häresieen. Loth zeugt mit der ungläubigen Rücksicht die ungläubige Vorsicht. Sein Weib will nicht glauben, dass der Herr Sodom mit Feuer verderbe, sie will es sehen, und blickt um, gegen das Verbot. Darum wird sie zur Salzsäule. Denselben Sinn drückt Christus selbst aus, indem er als Geschichte Loths gedenkt, Matth. 24, 17. Luc. 17, 31. Das Salzsymbol erklärt sich daraus, dass die neugierigen Ziegen und überhaupt das dumme Vieh gern Salz lecken. Die selbst als echte Tochter Eva’s Vorwitz geübt, wird ein Salzfels, an dem seitdem die vorwitzigen Zungen lecken. Vgl. Rupert. Tuit. p. 65. – Loths Töchter wollen ebenfalls nicht glauben, dass sie in der Verbannung und einsamen Wüste Nachkommenschaft erleben würden, und ihre allzu ängstliche Zweifelsucht und Vorsorge verführt sie zu einem abscheulichen Verbrechen. Wie ihre Mutter, weil sie nicht glaubt, zu viel rückwärts, so sehen die Töchter, weil sie nicht glauben, zu viel vorwärts. Wie jene an der Gerechtigkeit Gottes zweifelt, so zweifeln diese an dem Erbarmen Gottes. Rupert von Duiz hat sie daher in seinem geistreichen mystischen Werke mit Recht als die Familie der Häresieen im Gegensatz gegen Abrahams Glaubenstreue aufgefasst.