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[454]
Joseph,

Jakobs Sohn, der letzte Patriarch und erste Prophet, concentrirt in sich Alles, was im Judenthum rein, jungfräulich, heilig und unzerstörlich ist, im Gegensatz einerseits gegen die Corruption und grobe Menschlichkeit im Judenthum und anderseits gegen die Afterweisheit und Ueppigkeit des (ägyptischen) Heidenthums. Aus jenem reinen Element im Judenthum wuchs später das mosaische Gesetz und endlich das Christenthum hervor. Joseph ist daher ein Vorbild Christi, hauptsächlich in der Keuschheit, verzeihenden Gnade, Milde und Weisheit, durch die er sich selbst in Gefangenschaft, Kerker und Sklaverei so holdselig und vornehm darstellt. Insonderheit sah man in dem Brunnen, in welchen Joseph durch seine Brüder geworfen wurde, ein Vorbild des heiligen Grabes, aus dem Christus auferstand. Didron, man. p. 146. Und in der Speisung der Brüder, die den Joseph verkauft [455] hatten, ein Vorbild des heiligen Abendmahls. Hymne des Sedulius in Fortlage’s christl. Gesängen S. 44. Am ausführlichsten ist die Vergleichung durchgeführt bei Rupert. Tuit. p. 93 f. Josephs Keuschheit, Heiligkeit, Regierungsweisheit und Reichthum erweckte eine dunkle Vorstellung eines ihm gebührenden königlichen Priesterthums, daher ihn die Kirchenmaler oft mit der bischöflichen Mitra darstellten. Didron, man. p. 127.

Joseph ist Rahels Sohn. Jakob liebte die Rahel vor allen und also auch ihren Sohn, zeichnete ihn daher auch durch den schönen Rock aus, welcher den Neid der Brüder erregte. Ganz in demselben Verhältniss wächst aus dem Judenthum, als ein in dessen Nationalität von Gott gesenkter höherer Keim, das Christenthum hervor, und wird eben deshalb vom Judenthum verfolgt. Die Brüder selbst sind es, die das heilige Kind in die Grube werfen und darnach den Heiden verkaufen. Joseph verherrlicht sich aber unter den Heiden und steigt aus der Nacht des Grabes zu den höchsten Ehren empor, so dass seine Brüder ihn anzuflehen kommen, ohne ihn wiederzuerkennen. Ganz eben so erlangte das Christenthum unter den Heiden das höchste Ansehen. Allein nicht nur die irdische Geschichte des Christenthums in seinem Verhältniss zum Heidenthum und Judenthum ist in Josephs Geschichte vorbedeutet, sondern auch die Erlösung des Menschengeschlechts überhaupt, und die Herrlichkeit im Lande Gosen lässt im tiefen Spiegel die künftige Herrlichkeit des neuen Jerusalem sehen. Die reuigen Brüder lassen hinter sich den Zorn des Jehovah und ziehen ein in das neue Reich der Gnade. Ueberall strömt von Joseph jene Fülle der Gaben und jener Frieden, den die Offenbarung Johannis in ihrem letzten Kapitel verheisst. Darauf weisen auch schon Josephs Kinderträume hin. Alle Garben neigen sich vor der seinigen, Sonne, Mond und Sterne neigen sich vor ihm, weil in ihm der Herr aller Ernten und der König des Himmels vorgebildet seyn sollte. Auch der berühmte Traum von den magern und fetten Kühen, den Joseph auslegt, [456] ist nicht blos von sieben unfruchtbaren und sieben fruchtbaren Jahren zu verstehen; sondern diese wechselnden Jahre selber sind wieder nur das Vorbild für die grossen Zeiten der Busse und Erlösung, die nicht blos Aegypten, sondern der ganzen Menschheit bevorstehen.

So ist auch die ganze Geschichte der Menschheit insofern in Josephs Geschichte gespiegelt, als er von der Bosheit und Ungerechtigkeit seiner Brüder verfolgt und in’s Verderben gestürzt, doch durch Gottes unmittelbare Hut gerettet und fähig wird, die in ihrer Verstockung selbst dem Verderben anheimgefallenen Brüder wieder zu retten. Die Brüder wollten ihm Böses thun, aber Gott wandte es zum Guten für sie selbst. Das ist die Mission des Christenthums und der Menschheit, ist der Inhalt der ganzen Weltgeschichte.