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[452]
Jonas,

der fünfte unter den kleinen Propheten, ist höchst merkwürdig, weil er alle Schwachheiten und Mängel des Prophetenthums selbst repräsentirt. Zuerst die Angst vor dem grossen Berufe und hintendrein der Trotz darauf. Ueberall das Kleinliche und Menschliche, was sich zu seiner eignen Beschämung verdrängt, das zerbrechliche des Gefässes, in dem das Göttliche bewahrt werden soll.

Als Gott den Jonas zum Prophetenamt beruft und ihm aufträgt, der sündigen Stadt Ninive seinen Zorn zu predigen, fürchtet sich Jones, läuft davon und versteckt sich. Gott aber beweist ihm auf eine milde und schonende Weise, dass er ihn, wohin er sich auch verbergen möge, stets finden werde. Er erregt einen Meersturm, und die Schiffer, mit denen Jones fährt, glauben, das Meer wüthe so, weil sie den Sünder bei sich hätten, welcher Gott fliehe. Jonas ergibt sich nun demüthig in Gottes Hand und lässt sich von den Schiffern als Sühnopfer für das empörte Meer in’s Wasser werfen. Ein grosser Fisch (gewöhnlich als Wallfisch gedacht) verschlingt ihn. Drei Tage und Nächte lang lebt er in ihm; wie die muhamedanische Legende (Rosenöl I. 77.) sagt, in dreifacher Nacht verborgen, im Wallfisch, im Meer und in der Nacht. Nach einer rabbinischen Fabel leuchtete ihm eine Perle. Eisenmenger I. 394. Nach einer andern bei Bayle s. v. sah er durch die sieben Augen des Wallfisches wie durch Fenster in alle Tiefen des Meeres. Im Fischbauch aber sang der Prophet einen Lobgesang auf den Herrn (Buch Jonas Kap. 2.), der sehr schön und überhaupt auf Nothstände anwendbar ist: „Wasser umgaben mich bis an mein Leben und die Tiefe umringte mich. Schilf bedeckte mein Haupt. Ich sank hinunter zu der Berge Gründen. Da meine Seele [453] verzagte, gedachte ich an den Herrn und mein Gebet kam zu dir.“ Der Fisch spie ihn am Ufer aus.

Gerettet und gestärkt erfüllte Jonas nun des Herrn Gebot und predigte den Bewohnern Ninive’s den Zorn Gottes und dass er sie binnen vierzig Tagen vertilgen werde. Da thaten sie Busse und der Herr erbarmte sich ihrer und vertilgte sie nicht. Jonas aber wurde nun erst recht zornig, weil nicht geschah, was er doch prophezeiht hatte. Er setzte sich auf einen Berg gegenüber Ninive und wartete und wartete, ob die Stadt nicht endlich untergehen werde, wie der Herr verheissen. Ein Kürbis, der über seinem Haupte rankte, gab ihm dabei Schatten. Aber der Kürbis verdorrte in der Sonne und Ninive ging immer noch nicht unter. Da ergrimmte der kleine Prophet, der Herr aber sprach zu ihm: „Dich jammert der Kürbis und mich sollte nicht jammern der hunderttausend Menschen, die in Ninive wohnen?“

Der kurzsichtige Mensch kann von Gott nicht liebenswürdiger beschämt werden, als hier geschieht. Das Buch Jonas hat aber noch einen viel tiefern Sinn. Es soll nicht nur den Dünkel der Propheten beschämen, sondern auch dem jüdischen Volk eine grosse, wir möchten beinahe sagen schon völlig christliche Lehre geben; nämlich die Lehre, dass Gott nicht blos der jüdische Nationalgott, sondern der Vater aller Völker, und dass der Hass der Juden gegen andere Völker sündlich ist. Endlich wird dem Volke auch in dem gegen die Propheten ausgesprochenen Tadel der wahre Werth eines Propheten erklärt. Der Mensch im Propheten ist nichts, Gott in ihm ist Alles. Er kann nicht freiwillig das Prophetenamt erwählen, sagen: ich will ein Prophet seyn, oder: ich will es nicht seyn. Er muss seyn, was ihm der Herr befiehlt. Ist er aber Prophet, so kann er wieder nicht nach eignem Willen irgend etwas durchsetzen, sondern nur wie Gott es will. Hauptsächlich scheint es darauf abgesehen, die heidnischen Beschwörungstheorien der Magier dem Judenthum fernzuhalten. Die Heiden glaubten oder mochten glauben, sie könnten ihre Götter zu irgend etwas zwingen. [454] Dieser gotteslästerliche Wahn soll den Juden ewig fern bleiben.

Den dreitägigen Aufenthalt im Wallfischbauch vergleicht Christus selbst Matth. 12, 40. mit seiner Auferstehung. Die Scene findet sich daher ausserordentlich oft auf altchristlichen Gräbern der Katakomben abgebildet, als Verheissung der Erlösung und allgemeinen Auferstehung. – Da Jonas bei Joppe vom Wallfisch ausgespieen wurde und dorthin auch die Besiegung des Seeungeheuers durch Perseus (als er die Andromeda befreite) verlegt wird, so hat man mythische Verwandtschaft zwischen beiden finden wollen, zumal als nach der zweiten Mythe Herkules, indem er die Hesione (wie Perseus die Andromeda) befreit, drei Tage lang im Bauch des Seeungeheuers zubringt. Vgl. darüber Kunstblatt 1840, Nr. 15. und Evangel. Kirchenzeitung von Hengstenberg 1834, Nr. 28. Die mythische Verwandtschaft ist hier jedenfalls eine nur äusserliche, indem die Herkulesmythe mit der Geschichte des Jonas und ihrer Bedeutung nichts gemein hat.