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aus: Christliche Symbolik
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Jakob.

An diesen Patriarchen knüpft sich viel Symbolik. Zunächst ist der Gegensatz wichtig, in dem er zu seinem Zwillingsbruder Esau steht. Dieser Gegensatz ist, wenn auch abgeschwächt, derselbe wie der zwischen Kain und Abel. Esau bedeutet die rohe Menschheit von der Naturseite, Jakob die bildungsfähige Seite, die sich dem Geist empfänglich zeigt. Jakob erscheint durchaus am Leibe schwächer, aber überlegen an Geist. Diese Ueberlegenheit erprobt er zuerst nur in gemeiner List, der folgerecht eine erbärmliche Furcht zur Seite steht. Das ist so naiv und naturwahr, wie das Benehmen Adams und Eva's im Paradiese. Allein Jakobs List ist deshalb keine Sünde gegen Gott, weil erstens kein Verbot [428] vorlag und zweitens der Erhaltungstrieb und die Furcht das Unsittliche entschuldigen konnten. Beide Brüder befanden sich im Naturstande. Nun wollte aber Gott die dem Geis zugewandte und für das Höhere empfängliche Seite der Menschheit nicht in einem so kläglichen Kampfe beharren lassen, sondern erhob Jakob auf eine höhere Stufe durch göttliche Gnade, verlieh ihm eine Einsicht in's Heilige (der Traum von der Himmelsleiter) und eine sittliche Kraft, die ihn fortan über gemeine List stellte.

Das ist das berühmte, oft so leichtsinnig und abstrakt erklärte Ringen Jakobs mit Gott. Jakob fürchtete sich entsetzlich vor seinem Bruder, hatte ihm Geschenke entgegengeschickt, aber, dennoch nicht trauend, seine Weiber und Kinder vor ihm verborgen. In derselben Nacht nun rang ein unbekannter Mann mit ihm, der ihn nicht überwinden konnte, ihm aber das Gelenk an der Hüfte verrenkte, dass er zeitlebens davon hinken musste. Als der Tag graute, sagte der Mann: „Lass mich gehen.“ Jakob aber sagte: „Nicht eher, bis du mich segnest.“ Da sagte Jener: „Du hast mit Gott und mit Menschen gerungen und gesiegt, darum sollst du künftig Israel heissen.“ Darauf wurde Jakob wieder getrost, zog am andern Morgen seinem Bruder freiwillig entgegen und wurde auf's Liebevollste von ihm aufgenommen.

Das Ringen mit Gott war die hohe sittliche Weihe des Geistes, der auf niederer Stufe noch in den Banden der Natur nur zwischen List und Angst getheilt war, jetzt aber seiner höhern, der Natur weit überlegenen Macht durch Gottes gnädige Herablassung inne wurde. Das fühlte der Prophet Hosea 12, 4. 5. wohl heraus, indem er hervorhob, Jakob, der immer demüthig geblieben und sich nie überhoben, auch Gott nie getrotzt habe, sey eben deswegen der Stärkste gewesen, das habe er schon bei seiner Geburt gezeigt, indem er seinen älteren Bruder bei der Ferse gehalten habe; am deutlichsten aber habe es sich offenbart in dem siegreichen Ringen mit Gott selbst, gerade in dem Augenblicke seines [429] Lebens, in welchem Jakob am schwächsten und furchtsamsten war.

Das Ringen Jakobs mit Esau schon im Mutterleibe ist ein Vorbild vom Aufhüpfen des Täufers Johannes im Leibe der Elisabeth. Wie nämlich das in Jakob repräsentirte Judenthum des alten Testamentes das in Esau vertretene Heidenthum zurückstiess, so beugte es in Johannes dem Täufer seine Kniee vor Christo im Mutterleibe der Maria, dort die tiefere, hier die höhere Rangstufe des Lebens anerkennend. — Isaak, indem er Jakob und Esau segnet, ist auf alten Kirchenbildern oft so gemalt, dass er die Hände über beiden Köpfen kreuzt. Mit der Bevorzugung Jakobs ist hier das vorbedeutende Kreuzeszeichen verbunden. Vgl. das Titelkupfer zu Didron, annales VIII., eine Darstellung aus dem 12ten Jahrhundert.

Von den zwölf Söhnen Jakobs kommen die zwölf Stämme der Juden. Das 49. Kapitel des 1. Buches Mosis enthält den Segen, den Jakob über seine Söhne aussprach, und in welchem er denselben ihren unterscheidenden Charakter, indem er sie zum Theil mit verschiedenartigen Thieren verglich, und ihre Zukunft verkündete. Isaschar wird einem Esel, dann einer Schlange, Naphthali einem Hirsch verglichen. Vor allen bemerkenswerth ist Juda, der einem Löwen verglichen wird und von dem es prophetisch heisst, das Scepter werde ihm nicht entwendet werden; und der sanfte Benjamin, dessen Nachkommenschaft einem reissenden Wolfe verglichen wird. Von Juda stammte David und Christus ab; der Stamm Benjamin aber fiel in Unthaten, deren er selbst niemals fähig gewesen wäre.

Wir wollen uns die nähere Analyse hier ersparen, die mehr Interesse für die politische Geschichte der Juden und für die Geographie des gelobten Landes, in welches sich später die Stämme theilten, als für die christliche Symbolik hat.

Die Vergleichung der zwölf Söhne mit den zwölf Aposteln hat nichts für sich, als die Zahl. Eben so willkührlich ist ihre Vergleichung mit den zwölf Zeichen des Thierkreises, die schon Priscillian machte. Walch, Ketzergeschichte [430] III. 443. Noch weiter ausgeführt in Norks vergleichender Mythologie S. 136 ff.